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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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vielleicht würde ihm noch Schlimmeres zustoßen. Es konnte sogar geschehen, dass er für ebenso schuldig befunden wurde wie der Täter selbst. König Tod könnte ihm als Nächstem einen Besuch abstatten, denn ob es nun den Ausführenden oder den Empfangenden betraf, das Verbrechen sah bei de als Übeltäter an. Dabei gab es keine unschuldige Seite. Sodomie wurde als schlimmstes Vergehen des Teufels betrachtet, und auch wenn ich später herausfinden würde, dass sie unter gewissen Kriegern anerkannt wurde, so war doch die Bezeichnung Lustknabe in der Welt, in der ich als Zwölfjähriger lebte, so schlimm wie das Verbrennen bei lebendigem Leibe. Obwohl ich versuchte, ihn abzuwehren, überwältigte er mich und tat mit mir, was er wollte. Es war kein geschlechtlicher Drang von seiner Seite; auch damals schon war ich mir dessen bewusst. Er pisste auf mich, auf die gleiche Art, wie ein Hund auf etwas pissen würde, um sein Territorium zu markieren. Um den Angepissten daran zu hindern, im Rang aufzusteigen. Um mir irgendwie Schaden zuzufügen. Sein Gelächter danach machte mir das klar. Er war nur daran interessiert, mich zu zerstören. Daran, mich zur Seite zu schieben. Daran, dass ein Schmutzfink keinen höheren Rang er reichen konnte als den niedrigen, den er innehatte. Wenn jemand im Rang aufsteigen würde, so wäre es allein Corentin Falmouth selbst, dessen Vater der dritte Sohn einer bretonischen Familie war, mit der es das Schicksal gut gemeint hatte, da Gott es vor vielen Jahrhunderten so bestimmt hatte, und die dann viel zu schnell ins Unglück gestürzt war - das behauptete er zumindest.
    Ich ertrug die Schande wochenlang und schlief nur wenig, sondern behielt stattdessen meine Nemesis im Auge. Aber es war für eine ganze Weile das letzte Mal, dass er mir nahe kam oder mit mir sprach. Ich hoffte, dass er Angst vor mir hätte. Dass ihm irgendetwas
an seiner schändlichen Handlung gegen meinen Körper Angst eingejagt und er das Gefühl hatte, sein Werk an mir wäre getan.
    Aber dem war nicht so.
    Und gleichgültig, was er mir Übles wünschte, der Erfolg begleitete mich, obwohl Corentin mir den letzten Rest meiner Kindheit genommen hatte, der nicht in meiner Unschuld bestand, sondern in meiner Liebe für die gesamte Menschheit. Ich hätte um das Kind, das ich gewesen war, geweint, aber in meinem Herzen empfand ich wahrhaftigen Zorn, ebenso wie Unschuld. Mein Großvater hatte mich er mahnt, das Schlechte mit dem Guten anzunehmen und niemals zu vergessen, dass alles im Leben beides enthielt. Auch ich besaß sowohl gute als auch schlechte Seiten. Aber Corentin schien mir voll kommen böse zu sein, ich konnte nichts Gutes an ihm entdecken.
    Ich wollte ihn wahrhaftig töten und auf diese Weise davon abhalten, andere zu verletzen, wie er mich verletzt hatte. Ich wollte ihm die Zunge herausschneiden, so dass er keine Worte des Abscheus über meine Mutter mehr sprechen konnte, auch wenn es Zeiten gab, in denen ich diese ebenfalls in meinem Herzen spürte. Er war wie ein Schatten, von dem ich mich nicht befreien konnte - denn wenn ich an das Böse dachte, wenn ich mir in diesen Jahren all das vorstellte, was an der Welt schrecklich war, geriet Corentins Gesicht in mein Blickfeld, ob nun als Vorstellung in meinem Kopf oder vor mir in einer der Kammern.
    Und dennoch gebe ich vor mir selbst zu, dass ein Teil von Corentin mir zu sehr ähnelte. Wäre ich scharfsinniger gewesen, vielleicht hätte ich dann in seinem Verhalten eine Vorsicht mir gegenüber wahrgenommen, ein Spiegelbild dessen, was ich werden könnte: ein Raubtier in der Welt, und noch mehr als das - ein Raubtier, das alle um es herum zu seiner Beute machte.
    Von diesem Augenblick an besuchte ich die Knaben und die Landjunker, die mit den Rittern arbeiteten, und sah zu, wie sie
ihre Schwerter kreuzten. Ich hatte die Absicht zu lernen, wie man wie ein Mann kämpft und, wenn nötig, auch einen Mann tötet, um mich vor jedem schützen zu können, der mir Schaden zufügen wollte.
    Ich würde Corentin töten, wenn ich die Gelegenheit dazu erhielt.
    Ich würde den Galgen riskieren, um ihn davon ab zu halten, mir, oder irgendjemandem, den ich kannte, jemals wieder zu schaden.
     
    Und dennoch gab es ebenso sonnige wie düstere Tage. Der Jäger, mein Lehrmeister, besaß eine maskuline Anmut, und trotz seines wilden Äußeren und seiner gelegentlichen Launenhaftigkeit wurden wir miteinander vertraut, als ich neben seinem Pferd herlief, Zwillingsfalken auf meinen mit

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