Priester des Blutes
verwendet wurde, um Löwen zu hetzen. »Damit können wir jede Kreatur bezwingen«, sagte er mit einer Stimme, die wie ein gedämpftes Knurren klang.
Ich gebe zu, dass ich mich von der allgemeinen Erregung anstecken ließ und eben falls aufgeregt war, als sich alle Männer um mich versammelten und mir ein Seil um Taille und Schultern banden, sowie ein weiteres zwischen meinen Beinen durch zogen, das mit einem kleinen Brett als einer Art Sitz versehen war. Das Funkeln in den Augen des Jägers sagte mir, es würde eine große Belohnung für die Erbeutung eines Tieres geben, das nur wenige Leute je gesehen hatten. Er reichte mir eine Fackel und ermahnte mich, mich nicht daran zu verbrennen. Ich sollte zum Boden des Brunnens hinabsteigen und nachsehen, in welchem Zustand der Greif war; dann wollten sie das Netz zu mir hinunterwerfen. Anschließend sollte ich es überall um den Greif befestigen und danach eines der Seile, das ich um meine Taille trug, an der Schlinge am Rande des Netzes festbinden.
»Nutze deine Fackel, wenn du eine Waffe brauchst«, sagte Reinald.
Erst in diesem Augenblick bekam ich ein wenig Angst vor dem, was mir bevorstand. Doch ich sah die Gruppe mit ihrem Draufgängertum und dem herausfordernden Benehmen und spürte, dass dies der krönende Augenblick meines Lebens werden würde, sofern ich die Aufgabe erledigte.
Sie ließen mich immer weiter hinunter. Das von meiner Fackel ausgehende Licht er hellte den dunklen Abstieg. Ich sah Kratzer und fremdartige Symbole, die in die feuchten, moosigen Steine eingeritzt waren. Der Rauch von meiner Fackel brachte mich zum Husten, und ab und zu musste ich sie fester packen, aus Angst, dass ich sie fallen lassen könnte. Sie ließen mich langsam hinab,
doch schien es mir Stunden zu dauern, bis ich den Boden des Brunnens erreichte. Er war schlammig, und das Wasser stand darin wohl nicht höher als einen Zoll 1 . Ich warf einen kurzen Blick nach oben zur Öffnung des Brunnens, die wie eine blasse Münze über mir wirkte.
Das Erste, was ich sah, als ich mich mit Hilfe der Fackel umsah, war, dass der Brunnen am Boden geräumig war, wie ein großer, runder Raum.
Ich erblickte das Wesen in einer entfernten Ecke. Das Tier lag eingerollt da, so dass sein Körper einen Kreis bildete, mit Flügeln, die sich daranschmiegten.
Ich blickte nach oben, zu den Jägern über mir, fürchtete mich aber, ihnen etwas zuzurufen, aus Angst, den Greif zu wecken. Ich schwenkte meine Fackel, als wäre sie eine Flagge. Als ich dies tat, schrumpfte die Flamme. Vielleicht war es die feuchte Luft, die das Feuer beeinträchtigte, aber bevor ich mehr tun konnte, als das Wesen anzustarren, hatte sich meine Fackel beinahe in Glutasche verwandelt.
Dann hörte ich über mir ein Zischen und die weit entfernten Schreie der Jagdgesellschaft. Ich blickte nach oben und sah ein verworrenes Knäuel von oben herabfallen. Es war das Netz. Ich bewegte mich zu einer der höhlenartigen Nischen des Brunnens, und das Netzknäuel fiel ganz herunter und trennte sich auf dem nassen Boden ein wenig auf. Schnell rannte ich los, um das Netz zu holen, und entrollte es, um es irgendwie um die Kreatur legen zu können. Als ich mit dem Fuß gegen etwas Scharfes und Hartes stieß, blickte ich nach unten, indem ich den letzten Rest des Fackellichts ausnutzte. Handelte es sich dabei um Knochen? Waren auch andere Wesen in diesem Brunnen gefangen gewesen, zusammen mit dem Greif?
Dann warf ich einen Seitenblick zurück zu der Bestie, in der Befürchtung, ich hätte sie möglicherweise geweckt. Denn ich war mir sicher, ein leises, rasselndes Geräusch gehört zu haben. Schlief sie? War sie gestorben? Ich wusste es nicht. Ich konnte mir nicht sicher sein, obwohl ich sie nicht atmen hörte. Die Fackel meiner Flamme wurde noch kleiner und war nun kaum mehr als ein Funken. Sie gab so wenig Licht ab, dass ich kaum die Hand vor den Augen sehen konnte. Langsam ging ich zu dem Wesen hinüber, in der wachsenden Dunkelheit schien es jedoch einfach nur tot zu sein, und der Gestank, den ich gerochen hatte, war ein schwefelartiger Geruch, der von seinen glitschigen Flügeln ausging.
Ich brauchte fast eine Stunde, um das Netz um das Wesen herumzulegen, und war überaus erleichtert, dass es sich dabei nicht geregt hatte. Selbst tot würde dieser Greif noch eine fette Beute bedeuten. Gerade als ich das Netz an seiner Schlinge verschloss, verlosch meine Fackel endgültig.
Ich tat mein Bestes, dieseile zu befestigen, indem ich sie an
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