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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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Gerede?«
    Zuerst wirkte er ein wenig erschrocken, aber dann lachte er. Das Mädchen lief davon, auf den Hof hinaus. Er fragte: »Worum geht es, zum Teufel?« Dann brüllte er los: »Wie kannst du es wagen, Schmutzfink, hier herein zu kommen und Forderungen an mich zu stellen?« Er besaß einen Dolch, den er in einer kurzen Scheide aufbewahrte, und bei dem es sich um das Geschenk irgendeiner Dame handelte. Diesen zog er hervor und hielt ihn zwischen uns in die Luft. »Komm mir nicht zu nahe, sonst werde ich dir dein hübsches Gesicht zerstören!«
    »Meine Mutter wurde der Hexerei angeklagt«, sagte ich. »Was
weißt du darüber?« Damals verwendete ich eine Ausdrucksweise, wie ich sie bis her für mich behalten hatte. Flüche und Verwünschungen, die ich in meinem ganzen Leben noch nie geäußert hatte, entwichen meinem Munde wie flüchtende Heuschrecken.
    »Es tut mir leid, Schmutzfink«, sagte Corentin, doch in seiner Stimme war kein Bedauern zu er kennen. »Es tut mir leid. Dieses Schicksal sollte selbst dir nicht widerfahren. Deine Mutter und eine Hebamme aus dem Wald wurden in die Abtei gebracht. Sie wurden wegen Zauberei und Mordes angeklagt.«
    »Hast du das veranlasst?«, fragte ich.
    Seine Augen weiteten sich. Er fuchtelte mit seinem Dolch in der Luft vor mir herum, wobei der Abstand zu mir so gering war, dass ich das Metall und den Dreck an seiner Hand riechen konnte, obwohl er mich nicht einmal berührte. »Geh zu deiner Mutter, Schmutzfink. Vergeude deine Zeit nicht mit törichtem Geplapper. Sollte sie eine Dienerin des Teufels sein, werden sie es sehr bald herausfinden. Falls sie aber unschuldig und gottesfürchtig ist, wird auch dies sich offenbaren.«
    Er hielt den Dolch vor meinem Gesicht in die Höhe, bis ich mich umdrehte und den Stall verließ.
     
    Ich konnte nicht einfach zur Abtei laufen, um meine Mutter aufzusuchen, sondern musste damit warten, bis ich meine Arbeit erledigt hatte. Daher ging ich zu der kleinen Kapelle des Hofes, um dort Trost zu suchen und eine Antwort im Gebet zu finden. Die Kapelle war dunkel, überall flackerten jedoch Kerzen.
    Alienora kniete im vorderen Bereich der Kapelle, tief ins Gebet versunken. Als sie sah, wie ich eine Kerze anzündete und sie zu den Füßen der Heiligen Jungfrau hinstellte, trat sie zu mir und legte mir die Hand auf die Schulter.
    »Ich spüre hier die Anwesenheit der Heiligen Mutter«, sagte sie sanft. »Was bedrückt dich, Falkner?«

    Als ich ihr in die Augen blickte, fühlte ich die mütterliche Wärme ihres Wesens. Ihr Gesicht wirkte wie ein Licht in meiner düsteren Welt.
    Ich erzählte ihr von meinen Sorgen, dann nahm sie mein Kinn in ihre weiche, warme Hand. »Du musst am Glauben festhalten. Wenn deine Mutter so ist, wie du sagst, dann wird sie vor den Augen des Herrn für unschuldig befunden werden. Unser Priester und unser Abbé können zwischen Himmel und Hölle unterscheiden.«
    »Ihr versteht nicht«, flüsterte ich. »Und ich wage es nicht, Euch mehr zu erzählen.«
    »Bitte«, sagte sie. »Bitte, erzähle es mir.«
    »Versprecht Ihr mir, dass Ihr nicht ärgerlich auf mich werdet, wenn ich das tue?«
    Sie nickte. »Ich verspreche es beim Schoße der Heiligen Jungfrau«, meinte sie. Dann trat sie zu der Statue der Heiligen Jungfrau und küsste sie, zuerst auf die Füße, dann auf den Schoß, wie es damals bei den unverheirateten jungen Frauen, die den Schutz der Heiligen Jungfrau suchten, Brauch war.
    Sie brachte mich dazu, mich auf den harten Steinboden zu knien und die Hände zum Gebet zu falten. »Erzähle es mir«, sagte sie. »Sage mir, was dein Herz mit Angst erfüllt.«
    »Ihr habt stets ein behagliches und sorgen freies Leben geführt«, erwiderte ich. »Ihr habt seit der Kindheit keine Sorge gekannt. Es hat Euch an nichts gefehlt. Wenn Ihr krank seid, werdet Ihr geheilt. Wenn Ihr traurig seid, werdet Ihr aufgeheitert. Wenn Ihr Fleisch zu essen wünscht, wird es für Euch zubereitet. Ihr habt immer genug zu trinken. Ihr schmückt Euch mit Juwelen und Pelzen. Dies geht jedoch auf Kosten eines anderen Menschen, der darum Hunger leidet. Ihr jedoch habt denjenigen, der den Bären jagt oder der um die Edelsteine handelt oder das Wildschwein fängt, erlegt und für das Festmahl vorbereitet, noch nie getroffen. Ich bin einer
von denjenigen, die diesen Preis bezahlen. Ich bin ein anderes Leben gewöhnt.
    Als ich ein Kind war, herrschten Tage des Hungers. Lange Nächte des Fiebers, in denen ich zusah, wie eine meiner Schwestern

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