Priester des Blutes
haben sollte, bitte ich um Vergebung«, sagte ich. »Ihr seid mein ganzes Leben lang gut zu mir gewesen, und sollte ich Euch das mit Kummer vergolten haben, würde ich dies gerne er fahren und für diese Sünde gegen Euch Buße tun.«
Sein Blick wurde kalt und fern. Er wisperte etwas, das wie ein Fluch klang. Dann sagte er laut, so dass ich seine Worte nicht falsch verstehen konnte: »Der ehrliche Corentin hat mir von deiner Art erzählt, Unfrieden zu stiften. Ich kannte deine Mutter in meiner Jugend, und ich hatte an genommen, sie wäre ein Opfer der Umstände. Aber du, Brut aus ihrem Schoße, gehörst zum schlimmsten Menschenschlag. Und dabei war dein Großvater ein großer Mann. Wie doch dein Name in der Welt und in meiner Achtung gesunken ist! Hätte der Baron mir nicht befohlen, dir diese Münzen zu geben, so hätte ich dich verprügelt und aus dem Schloss geworfen.
Du vergiltst jeden Gefallen, den ich dir erwiesen habe, mit Lügen und mit Ärger. Und nun hat deine Mutter einen Säugling bei
der Geburt ermordet, und du erwartest, sie zu retten, indem du die Gutgläubigkeit des Barons und die Frömmigkeit seiner Töchter ausnutzt. Bitte nicht dort um Vergebung, wo du keine erhalten wirst. Nur meine Erinnerung an eine junge Frau namens Armaela, deine Mutter, wie sie einst als Mädchen war, voller Liebe und Unschuld, hält mich davon ab, dich eigenhändig in die Marschen zu werfen. Es ist schrecklich, doch sie ist zu den Perversionen und Teufeleien ihrer Blutlinie zurückgekehrt. Dein Großvater mag in seinem hohen Alter gottesfürchtig gewesen sein, doch eure Art kommt immer wieder durch.«
Ich verließ das Schloss zu Pferd, und meine Gedanken waren voller Verwir rung und Schmerz. Was hatte Corentin ihm erzählt, dass Kenan nun glaubte, er wäre der ehrliche Corentin und ich schlimmer als ein Dieb?
Aber selbst diese Fragen mussten nun warten, als ich den Hügel hinabritt, auf die Abtei zu. Ich empfand neuen Mut durch Alienoras Glauben und durch ihr Geschenk, den Enkolpionanhänger, der unter meinem Hemd baumelte und meine Haut berührte. Die Münzen, die ich vom Baron erhalten hatte, würden es mir ohne Zweifel er möglichen, die Sicherheit meiner Mutter zu erkaufen, wenn dies überhaupt möglich war. Und Alienoras Worte über Unsere Liebe Frau, die über meine Mutter, unschuldig dieser schrecklichen An klage, wachte, trösteten mich eben falls, wenn ich daran dachte.
Bei Einbruch der Nacht traf ich in der Abtei ein und bat unverzüglich darum, den Abt zu sehen. »Ich komme nicht nur als pflichtbewusster Sohn«, sagte ich zu dem Bruder, der zu mir ans Tor kam, »sondern als Diener Seiner Lordschaft, ebenso wie als der Unserer Schmerzensmutter.«
Der Mönch, jung und durch mein Verhalten und Auftreten eingeschüchtert, hastete davon, um den Abt zu suchen. Sehr bald
wurde ich in die Unterkunft des Abtes geführt und setzte mich zu ihm an einen Tisch. Er bot mir Wein und ein Stück Federwild an, während wir uns unterhielten. Jedoch war es mir nicht möglich, auch nur einen einzigen Bissen anzurühren, da der Gedanke an meine Mutter und ihren Schmerz in mir aufwallte.
Er erzählte mir von den Anklagen. Sie stammten von einem Vikar im Dorf, der den Abt auf Grund einer merkwürdigen Geschichte aufgesucht hatte. Diese hatte er von einer der führenden, wenn auch einfacheren Familien aus dem schützenden Einflussbereich der Abtei vernommen. Es hieß, eine Frau namens Katarin Luhan, eine ehrenwerte Frau, hätte in den Wehen gelegen und unglückseligerweise nach ihrer Schwester gerufen, damit diese für sie nach einer Hebamme suche. Hätte sie nach einer der Schwestern, der Bräute Christi, gerufen, wäre viel leicht nichts von alledem geschehen. Katarin hatte zwar große Schmerzen gelitten, ihr Kind aber nicht gebären können. Bald da rauf war eine alte Frau von unbekannter Herkunft auf getaucht, die behauptete, Brewalen du Tertre zu sein. In ihrer Begleitung hatte sich meine Mutter befunden. Sie hatten viele Stunden mit dem Versuch verbracht, Katarin dabei zu helfen, ihr Kind zur Welt zu bringen, dann aber eingesehen, dass entweder das Kind oder die Mutter sterben würde. Katarins Schwester hatte klar und deutlich Worte gehört, die zwischen den beiden Frauen gesprochen worden waren und besagt hatten, dass die Mutter am Leben bleiben sollte und das Kind geopfert werden müsste. Auch andere Worte wurden gesprochen, in der alten Sprache. Die Schwester glaubte, dass damit Dämonen beschworen worden waren, denn
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