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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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konnte in ihren Augen erkennen, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte. Sie erzählte mir, dass sie Mere Morwenna oft besuchte, um sich heilen zu lassen, da sie an Fieberanfällen litt und ihr Fuß häufig anschwoll, nachdem sie von einer Giftspinne gebissen worden war. Ich schäme mich, sagen zu müssen, dass ich keine wahre Liebe für sie empfand, sondern lediglich eine Verpflichtung ihr gegenüber und das Gefühl, sie trösten zu müssen, wenn ich konnte. Mit dem Abt und dem Priester des Ortes sprach ich darüber, ob es meiner Mutter möglicherweise gestattet werden könnte, dem Nonnenorden im Westen beizutreten, dessen Nonnen als Klausnerinnen in Höhlen lebten. Dort könnte sie vor ihrem Tod möglicherweise Frieden und die Gnade des Herrn finden. Doch diese Kirchenmänner besaßen keinerlei Mitgefühl und glaubten, die Seele meiner Mutter sei in dem Kampf um die Rechtschaffenheit bereits verloren gegangen. Ich sah Männer in der Kirche, die sich meiner Mutter gegenüber Freiheiten herausgenommen hatten, und dennoch behielten diese ihre Pietät, während meine Mutter die beschützende Gnade Gottes verloren hatte.
    Ich hatte zu meiner Mutter gesagt, dass sie die Waldfrauen nicht so oft besuchen sollte, dass die Welt sich ver ändert habe, seit sie ein Mädchen gewesen war und die Hebammen und Kräuterkundigen noch zum Dorf gehört hatten. Die öffentliche Meinung schlug um. Dies fiel mir auf, als ich den Priester hörte, wie er sich gegen
den Teufel aussprach, der inmitten dessen wohnte, was er als den »gottlosen Wald« bezeichnete. Obwohl es noch keine Anklagen gab, hatte ich von Männern und Frauen des Landes gehört, die behaupteten, Hexerei hätte die Ernte zu verwünschen begonnen und der Teufel hätte ein Kind getötet, das in seiner Wiege geschlafen hätte.
    Als mich die Nachricht erreichte, dass eine der Weisen Frauen des Waldes aufgrund von Wahrsagerei verhaftet worden sei, war ich nicht im Geringsten überrascht. Erleichterung überkam mich dagegen, als ich erfuhr, dass es sich dabei nicht um Mere Morwenna handelte, sondern um irgendeine alte Frau, die ich nicht kannte. Aber ich war entsetzt über die Art und Weise, in der der Abt diese alte Frau behandelte, denn sie wurde gefesselt und in die Marschen geworfen. Da sie eine alte Frau war, starb sie dort, denn es herrschte Winter, und man hatte ihr keine Kleidung gewährt.
    Doch als meine Mutter angeklagt und verhaftet wurde, ging mir der Schock derartig durch Mark und Bein, dass ich einen Tobsuchtsanfall bekam, als ich davon erfuhr.
     
    »Woher weißt du, dass es wahr ist?«, fragte ich meinen Kameraden Ewen.
    »Corentin hat es mir erzählt«, antwortete er. »Er war in der Abtei und brachte den Mönchen die Welpen aus dem Wurf des Barons als Geschenk mit. Deine Mutter wird dort gegen ihren Willen festgehalten.«
    »Sie werden sie wieder freilassen«, erwiderte ich.
    »Es heißt, sie habe ein Kind ermordet«, fügte Ewen hinzu, und er sprach dies mit einem solchen Mitgefühl aus, dass ich beinahe in Tränen ausgebrochen wäre. »Es tut mir leid, dass ich der Überbringer dieser Nachricht bin, Falkner. Ich konnte sie dir nicht verschweigen, denn du bist mein Freund gewesen, seit den Ta gen, als
ich hier eintraf. Aber hätte ich gewusst, dass dir dies ein solches Leid zufügen würde, so hätte ich den Mund gehalten.«
    »Nein, ich danke dir, mein Freund, mein einziger wahrhafter Freund«, entgegnete ich und umarmte ihn, um ihn meiner Freundschaft zu versichern. »Es war richtig von dir, mir dies zu erzählen, dass ich mich nun auf den Weg machen kann, um den weiteren Verlauf dieses schrecklichen Missverständnisses zu ändern.«
    Zunächst suchte ich Corentin auf. Er schien im Mittelpunkt jeder niederträchtigen Unwahrheit zu stehen, schien der Übeltäter jeder schlimmen Untat zu sein, und ich war zum Beschützer der anderen Knaben vor seiner Bösartigkeit geworden. Inzwischen wurde er sowohl von meinem Herrn als auch von dem Baron selbst viel zu sehr geschätzt. Ich würde ihm kein einziges Wort glauben, das er sagte, doch ich musste mit ihm reden und ganz genau herausfinden, was er wusste, bevor ich die Angelegenheit mit meinem Herrn besprach.
    Ich fand ihn in den Ställen. Er war nicht mit seiner Arbeit beschäftigt, wie es eigentlich seine Aufgabe gewesen wäre, sondern lag auf einem unseligen Milchmädchen. Ich ergriff ihn am Ellbogen, zog ihn hoch und stieß ihn gegen die hölzernen Bretter. »Was weißt du von diesem abscheulichen

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