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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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Begierde.
    Ich wollte einfach niemals in einer Welt leben, in der ich Alienora nicht beobachten konnte, wenn sie betete, die Bibel in lateinischer Sprache rezitierte oder an der Brüstung stand und den Horizont betrachtete, als wartete sie darauf, Gott selbst in der untergehenden Sonne zu erblicken.
    In meinem achtzehnten Lebensjahr würde ich dieses reine Mädchen auf unheilige Weise ausnutzen, ich würde mich einer
schrecklichen Wahrheit stellen müssen, und das Schlimmste, was irgendeinem Menschen zustoßen konnte, den ich liebte, würde geschehen. Dieses eine Jahr würde den Verlauf meines Lebens bestimmen und mich den Weg einschlagen lassen, der zur Verdammnis meiner Seele führte.
    Doch den schrecklichsten Augenblick meiner sterblichen Jugend erlebte ich etwas früher - in meinem siebzehnten Lebensjahr -, als ein Vikar des Dorfes meine Mutter verhaften ließ, da sie wegen Zauberei und Verkehr mit dem Teufel angeklagt worden war.

DIE ANGEKLAGTE
    Das Dorf war in den Jahren, seit ich dank der Großzügigkeit des Barons am Hofe leben durfte, sprunghaft gewachsen. Ein heilloses Durcheinander von Häusern über ragte die aus Lehm und Holz bestehenden Palisaden seines Torweges. Jenseits davon ragte die Abtei wie ein Schloss der ganz anderen Art drohend auf, wobei jene es auf eine gewisse Weise auch umgab. Sie war voll von Mönchen und den Priestern, die sich um die Kranken und die Armen ebenso kümmerten wie um die Reichen und Mächtigen. Innerhalb einiger weniger Jahre verbreiterte sich die Straße, und Pilger aus fremden Gefilden stießen zu uns. Selbst der Bischof von Toulouse begab sich einmal hierher, um die Baronie von Whithors zu segnen, wie wir nun genannt wurden.
    Die Geschichten über den Krieg waren in aller Munde, denn Schlachten tobten im Norden, Süden, Osten und Westen. Dennoch blieb unsere Heimat im Wald damals zum größten Teil davon unberührt. Ritter machten sich auf den Weg, um daran teilzunehmen, oder rasteten im Palas des Barons, und junge Männer
wie ich wurden zu Fußsoldaten der Helden, wie wir die begüterten Männer nannten, die aufbrachen, um gegen die Sachsen, Wikinger, Spanier oder die Ketzer aus dem Süden zu kämpfen. Doch ich wurde nicht in den Kampf gerufen, da mein Wert für die Jagd zu groß war. Obgleich ich ein wenig Schwertkunst gelehrt worden war, führten arme Knaben wie ich kein Schwert, sondern einen Speer oder Bogen. Ich besaß keine wahre Begabung für die Kriegskunst, und die einzigen Waffen, die ich hervorragend beherrschte, waren die Schleuder und der Dolch.
    Manch mal war ich unterwegs, um meiner Mutter Getreide oder meinen kleinen Brüdern und Schwestern, von denen ich die meisten kaum kannte, das zu bringen, was damals Pfefferminzbonbons genannt wurde. Auf diesen Ausflügen, die mich vom Hofe des Barons fortführten, fielen mir allmählich die Händler aus der Normandie und dem Süden auf, die hergekommen waren und uns die Aussicht auf bis her unbekannte Güter gebracht hatten. Das Haus meiner Mutter war jedoch das gleiche, was es stets gewesen war - eine Lehmhütte mit einem strohgedeckten Dach und nur wenig Holz, um ihm etwas Festigkeit zu verleihen. Wenn ich die Hütte betrat, erblickte ich ein dunkles, stinkendes Rattenloch, und ich hatte das Gefühl, dass ich, stünde es nur in meiner Macht, versuchen würde, meinen übrigen Geschwistern eine Anstellung am Hofe des Barons zu verschaffen. Es machte mich glücklich zu denken, dass ich dies tun könnte, und ich machte Pläne für die Art und Weise, wie ich sie zur Arbeit im Schloss oder den Feldern bringen könnte. Die älteren Kinder aus meiner Familie waren alle fortgegangen. Entweder hatten sie in der Nähe ihre eigenen Familien gegründet, indem sie auf gepachtetem Land Landwirtschaft betrieben und von einem kleinen Teil dessen lebten, was sie mit solchen Mühen hervorzubringen imstande waren, oder sie waren wie mein Bruder Frey einfach bei Nacht und Nebel verschwunden, ohne Zweifel, um ihr Heil im Krieg zu suchen. Meine
Mutter hatte insgesamt elf Kinder, und ich er kannte an ihnen kaum je eine Ähnlichkeit mit meinem eigenen Gesicht oder dem meiner Mutter.
    Mein Stiefvater kam nun überhaupt nicht mehr von seinen Ausflügen zum Meer zurück, und meine Mutter war inzwischen genau das geworden, von dem ich befürchtet hatte, dass sie dazu werden würde. Sie schlief mit zu vielen Männern, und ihre Bezahlung für diese Bettdienste war nun zu Getränken statt Essen gewechselt. Häufig war sie krank, und ich

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