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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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überirdischen Raum bringen zu lassen. Ich spürte, wie mein Herz froh wurde, als ich das Gesicht meiner Mutter erblickte, denn sie strahlte eine Hoffnung und Entschlossenheit aus, wie ich sie nie zuvor an ihr gesehen hatte. Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände und sagte zu mir, ich sollte keine Angst um sie haben. »Der Herr wird uns helfen«, meinte sie. »Ich bin sicher.«
    Brewalen verfügte über weniger Glauben. Sie begann von Katarin und dem Säugling zu sprechen, an dem ein anderer Körper angewachsen war, und davon, dass dies in der alten Zeit nicht als falsch angesehen worden wäre.
    »Also habt ihr das Kind getötet«, sagte ich, überrascht von ihrem Gebaren.
    Sie nickte, das pockennarbige Gesicht wirkte hasserfüllt. »Ebenso, wie es jede dieser Bräute Christi getan hätte. Sie wäre zum Tode verurteilt gewesen, hätte man diesen Säugling am Leben gelassen. Und dieser Säugling wäre gestorben, bevor er sein erstes Tageslicht erblickt hätte - und nachdem die Mutter gestorben wäre. Wir mussten es tun. Ich nahm dazu ein Kraut, das von einigen Leuten »Schöne Frau« genannt wird 2 , indem ich es in meinen Mörser gab, zerkleinerte und mit dem Saft der Alraunwurzel vermengte.
Es handelte sich da bei nicht um Zauberei, Aleric, sondern einfach um Heilung.«
    »Es ist keine Heilung, ein ungetauftes Neugeborenes zu töten«, entgegnete ich.
    Sie warf mir einen geringschätzigen Blick zu. »Du ähnelst viel zu sehr dem Baron selbst. Ich kannte dich bereits als kleinen Knaben. Ich sah für dich eine schreckliche Zukunft voraus. Ich sah auf deiner Stirn ein Mal, das etwas bedeutete, das damals zu furchtbar war, um darüber nachzudenken. Doch nun sehe ich es klarer. Es ist das Mal des Verräters, Aleric. Noch kannst du es vielleicht ganz und gar abwaschen.« Dann ergriff sie mich mit beiden Händen, als wollte sie mich packen, um mich umzuwerfen. Das war ein wenig lächerlich, da es sich bei ihr um eine dünne, schwache alte Frau handelte, doch ich spürte die Kraft in ihren Händen, als sie mich packte.
    »Selbst die Klausnerinnen ersticken ein neugeborenes Kind, wenn es beschädigt zur Welt kommt. Sie taufen das Kind nicht. Katarins Kind hätte also auch in diesem Fall nicht diesegnung deiner Kirche erhalten. Es war eine schreckliche Wahl, die wir treffen mussten. Aber es gab keine andere. Wenn ich noch einmal in der gleichen Lage wäre, würde ich diese Frau sterben lassen und das Kind retten, auch wenn das Kind noch vor Sonnenuntergang sterben würde. Denn nun weiß ich um das, was sie und ihre Schwester getan haben, um die Anklage, die sie erhoben haben. Doch hätte ich mich für diese Möglichkeit entschieden und das Kind zum Taufbecken gebracht, so hätte unser Priester ihm an den Steinen unter seinen Füßen den Schädel eingeschlagen. Und nun fürchte ich, ich werde ermordet, nur weil ich das getan habe, was nötig war, um ein Leben zu schützen.«
    Ihre Redegewandtheit war in ihrer Einfachheit verblüffend. Ihr Ärger hatte ihre Gedanken nicht zusammenhanglos werden lassen. Sie ließ mich los, ging zu meiner Mutter und legte die Arme
um sie. »Weine nicht, Armaela, meine Schwester, vergieße keine einzige Träne für diese Leute, die dir dies antun.«
    »Ich bin gekommen, um meine Mutter zu retten«, sagte ich zu Brewalen. »Vielleicht kann ich Euch ebenfalls retten.«
    Da lächelte Brewalen und nickte mir zu, als ob sie anerkannte, dass ich zumindest ein wenig Charakter besäße. Darauf sagte sie: »Es steht bereits geschrieben, dass ich sterben werde, Aleric. In meinem Körper fließen nun dunkle Säfte, und ich er wache blutend und schlafe des Nachts unter Schmerzen. Ich habe keine Angst um mein eigenes Leben, denn ich weiß, dass mein Geist zum Wald zurückkehren wird, und ich werde nur einen Augenblick, nachdem dieser Körper gestorben ist, wieder erwachen. Was aber deine Mutter betrifft, die Kinder hat, deren Leib noch nicht bereit ist zu sterben, so benötigt sie deinen Schutz. Tu, was du tun musst.«
    Dann kehrte sie wieder in ihr Gefängnis zurück, und ich blieb allein mit meiner Mutter.
    »Deine Brüder und Schwestern brauchen dich«, sagte sie zu mir. »Bitte hilf ihnen. Ich weiß nicht, was sie tun sollen. Ich weiß nicht, wovon sie sich ernähren sollen …«
    »Ich werde da für sorgen, dass sie bekommen, was sie brauchen«, erwiderte ich. »Und du ebenfalls.«
    »Sohn«, sagte sie mit einer Stimme, die nicht mehr war als ein Flüstern, »es gibt noch so vieles, von dem ich möchte,

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