Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
Vom Netzwerk:
noch schlimmer als all dies war das Land selbst. Es war ein Land der Hügel und Klippen, Wüsten und Felsbrocken und der starken Hitze einer Sonne, die jeden Tag aus der Hölle emporzusteigen und dabei Feuer und Schwefel mit zubringen schien. Auf unserem Marsch wäre ich bei nahe verhungert, und das Sonnen licht konnte selbst einen gut getränkten Menschen ausdörren. Ich wusste, ich ging dem sicheren Tod entgegen, und ich begrüßte dies. Hätte ich auch nur einen Funken echter Tapferkeit besessen, so hätte ich mir selbst die Kehle durchgeschnitten, um die Angelegenheit auf der Stelle zu einem Ende zu bringen, aber ich hatte das Gefühl, ich brauchte einen Ort zum Sterben. Dass ich mich von der gesamten Menschheit entfernen müsste. Dass ich zwischen den endlosen Höhlen und Felsen des Ödlandes jenseits der Zitadellen ein Versteck finden müsste.
    Ich konnte meine Freunde nicht davon abbringen, mich zu begleiten. Obwohl ich der Meinung war, dass Thibaud sein junges Leben nicht mir zu liebe in Gefahr bringen sollte, hatte er das Gefühl, er schuldete mir seine Ergebenheit. Ewen schien mir so sehr ein Bruder geworden zu sein, wie es nur möglich war. Als sich die beiden gemeinsam mit mir im Schutze der Dunkelheit aus dem Lager stahlen, kam es mir so vor, als hätte ich ihnen die Bürde
meines Kummers, meines Hasses und meines bevorstehenden Todes auferlegt. Mehrere Stunden nach Beginn unserer Reise durch das unermesslich weite Land wandte ich mich zu ihnen um und zog mein Schwert.
    »Ihr müsst ins Lager zurückgehen«, sagte ich. »Sonst werde ich euch beide hier töten, um euch das Elend der kommenden Tage zu ersparen. Ihr seid nicht Teil meines Hasses. Ihr müsst weiter leben und nach Hause zurück kehren, zu denen, die ihr liebt, damit ihr nicht Bekanntschaft mit den Wölfen der Finsternis macht, so wie ich.« Tatsächlich betrachtete ich die Welt als eine Welt der Wölfe, nicht als eine der Menschen. Ich wollte damit abschließen, und ich verfluchte Gott für das Leben, das mir gegeben worden war.
    Ewen warf mir einen scharfen Blick zu. »Du bist für mich mehr als ein Bruder, Falkner. Du hast mich in der Vergangenheit mehr als einmal gerettet. Ich kann dich dieser Finsternis in deinem Inneren nicht überlassen.«
    »Du musst«, erwiderte ich. »Wenn du mich liebst. Wenn dir etwas an meiner Seele liegt, so wirst du mir gestatten, diese Reise alleine anzutreten.«
    »Ich bete da rum, dass du Frie den finden und zurück kehren mögest«, antwortete Ewen. Er trat zu mir, und wir umarmten uns. Ich spürte die Nässe seiner Tränen an meinem Hals. Wenngleich er gerade zum Mann geworden war, war er in seinem Herzen doch noch immer ein Knabe, ein Knabe von den Feldern in unserem Heimatland. Beinahe konnte ich die Süße des Frühlingsgrases an ihm riechen, und so schwer auch mein Herz war, und obwohl Felsbrocken meine Seele in dunkles Wasser niederzudrücken schienen, so konnte ich doch nicht anders, als zu hoffen, dass er eine bessere Welt fände als diejenige, die ich gesehen hatte. Ich sehnte mich nach der Heimat, der Liebe, dem Glück, dem Frieden. Aber mein Bruder war tot, meine Mutter war lebendig verbrannt worden - es gab nichts als Asche und Rauch in meiner Welt.

    Während er mich um klammert hielt, flüsterte Ewen mir ins Ohr: »Jetzt, da ich dich, meinen Freund, verliere, fühle ich mich so verzweifelt, wie du dich gefühlt haben musst, als dein Bruder fiel. Tu mir oder dem Knaben das nicht an. Ich bitte dich.«
    Er entfernte sich von mir, drehte mir den Rücken zu und ging zum Lager zurück. Wir sprachen kein weiteres Wort.
    Der Knabe stand auf und beobachtete mich, als versuchte er, meinen Entschluss zu verstehen. Schließlich sagte er: »Der Wind sei mit dir«, eine alte Redewendung der Bretonen, wenn sie auf Reisen in fremde Länder waren. »Und die Vögel, damit du den Heimweg findest.«
    »Und mit dir die Erde«, gab ich die entsprechende Antwort. »Und der Wald.«
    Der Abschied von meinen Freunden zerriss mir das Herz, doch zu jener Zeit konnte ich die Liebe und Zuneigung von niemandem anerkennen. Ich befand mich auf meinem zuvor eingeschlagenen Weg und war durch meine Reise zu den Schlachten vielleicht nur dabei unterbrochen worden. Ich würde Alienora niemals wiedersehen. Ich war schuldig am Tode meiner Mutter und auch an dem meines Bruders. Damals verstand ich die Machtlosigkeit sterblichen Lebens gegenüber den stärkeren Mächten, die auf der Welt herrschten, noch nicht. Mir selbst gab ich die

Weitere Kostenlose Bücher