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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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lagen. Es war mein Bestreben, mich aufzusetzen, damit das Brennen in meinen Lungen aufhörte und ich tief einatmen konnte. Indem ich mich nach vorn beugte, zog ich meine Knie an die Brust. Ich war nackt. Neben mir lagen mein Kittel, mein Umhang und mein Schwert.
    Jemand hatte mich an diesen Ort gebracht. Aus dem Turm in diese Heimat des Todes.
    meine Lippen waren ausgetrocknet. Ich fühlte mich alt, älter, als ich es den Jahren nach eigentlich war. Mein Gedächtnis zeigte mir nur undeutliche Bilder eines Traumes. Als mein Bewusstsein wieder klarer wurde, er kannte ich, dass es sich dabei überhaupt nicht um einen Traum, sondern um die Vision handelte, die mir Pythia aufgezwungen hatte. Dieselbe Vision, die sie so in Angst und Schrecken versetzt hatte - wenn ich auch nicht wusste, warum.
    Der Priester mit seinen vorquellenden Augen aus glänzender Schwärze, und die roten, schwarzen und gelben Zeichen, die auf seinen kahl geschorenen Schädel gemalt waren, die kleinen goldenen und mit Juwelen besetzten Ringe, dieseine Ohrläppchen bedeckten und seine beiden Nasenflügel durchbohrten.
    »Die Myrrydanai kennen dich durch den Atem«, wisperte der Priester. »Sie versuchen bereits, das Alles zu zerstören. Die dunkle Mutter
selbst riecht dein Fleisch und Blut. Sie wird dich jagen. Dennoch musst du herkommen. Die Nahhashim warten auf dich. Die Kamr warten auf dich. Du musst die Rebe und die Blüte mitbringen, damit ich dich erkenne.«
    Ich öffnete die Augen und blickte auf.
    Als ich sie wieder schloss, sah ich den Priester aus der Vision. Ich hörte die Worte, die er mir zugeflüstert hatte: Nahhashim. Alkemara. Lemesharra. Merod.
    Und dann erblickte ich eine weitere Gestalt, welche in einen Schatten eingehüllt war wie in ein Leichentuch. Ich wusste, es war eine Frau, die ihre Arme nach mir aus streckte, und ich fühlte, wie eine eisige Kälte von ihr ausging. Neben ihr waren tanzende Schatten zu sehen und ein flüsterndes Geräusch zu hören, wie von Fledermäusen in einer Höhle, wenn sie in die Nacht hinausfliegen. Die Stimme des Priesters in meinem Kopf wurde lauter: »Sie weiß, dass du nahe bist.«
    Ich öffnete meine Augen und sah nichts als Dunkelheit. Das Flüstern in meinem Kopf hörte auf. Allmählich konnte ich im Dunkeln klar sehen. Weit über mir befand sich ein weiterer Korridor. Ich hatte zu diesen Gräbern hinabgesehen, als ich durch Hedammu gewandert war, auf der Suche nach Thibaud. Damals hatte ich mich gefühlt, als stünde ich am Rande eines Abgrundes. Nun befand ich mich in der Grube darunter. In einer Heimstatt der Toten.
    Ich spürte jemanden in meiner Nähe, obwohl ich damals nicht bestimmen konnte, wie es mir möglich war, die Anwesenheit eines anderen zu spüren. Kein Laut drang an mein Ohr. Wenn ich nach oben blickte, sah ich nichts.
    Ich versuchte mich zu er heben, doch meine Beine waren zu schwach, und ich brach zusammen.
    Dann fühlte ich das Brausen des Windes, der über mir heulte, als wäre eine Tür zu dem Sandsturm, der draußen tobte, geöffnet worden.

    Ich hörte ein Wispern über mir.
    Dann das Geräusch eines erstickten Schreis.
    Ein großes Bündel flog von oben zu mir herab.
    Ich machte einen Satz nach hinten.
    Das Bündel stellte sich als junge Frau heraus, die von Kopf bis Fuß mit einem Strick gefesselt war.
    Sie blickte mich mit einem Ausdruck des Entsetzens an. Ihr Gesicht war weiß wie Milch, und entlang ihrer Schulter und ihrem Hals hatte sie offene Wunden, als hätte ein Wolf sie angegriffen. Hatte Pythia bereits von ihr getrunken? Mein Herz schlug schneller, als ich an Pythia und die Behandlung dachte, die sie meinem eigenen Hals hatte zukommen lassen.
    Ich hegte den Wunsch, die junge Frau aufzuheben, jedoch nicht zum ihrem Schutze. Was ich an ihr sah, war weniger das Gesicht einer Frau, sondern das, was darunter floss: ein dunkles Elixier, köstlich wie edler Wein und klares, reines Wasser - das Blut selbst.
    Ich kann ihnen versichern, ich blieb nicht länger ein Mensch, sondern war durch Pythias Atem zu einem Monster geworden.
    Daher kroch ich auf sie zu. Als ich näher kam, öffnete sie ihren Mund, um zu schreien.
    Ich drehte sie auf die Seite. Meine Finger streiften sanft ihre Kehle. Die Wärme, die von ihrer Haut ausging, wirkte tröstlich. In der Nähe ihrer weißen Halsgrube fand ich den Puls Einer Ader. Hätte man zu mir gesagt, dass ich sie wie ein Fass mit Ale an meine Lippen heben würde und mir wünschte, sie auf einen Zug aus zutrinken, so wäre ich über

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