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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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Ihre Lüge erstaunt gewesen. Ich sorgte mich doch um diese Jungfrau und wollte ihr kein Leid zufügen.
    Ich richtete einige freundliche Worte an sie, wobei meine Stimme so schwach war wie mein Hunger stark. Ich bat sie einfach um etwas, das ihr gehörte und das sie bereitwillig aufgeben würde - eine Erinnerung an ihre Existenz. Da nach würde ich sie gehen lassen,
das versprach ich ihr. Ich würde sie von den Fesseln befreien. Wenn ich nur dieses Andenken an sie er halten hätte, dieses rote Blut aus ihrem Halse, so dürfte sie nach Hause laufen.
    Ein fürchterliches Gefühl stieg in mir auf. Ich bekämpfte es mit aller Macht.
    »Bitte«, flüsterte sie. Sie hatte in einer fremden Sprache gesprochen, doch etwas in mir übersetzte das Wort, ohne dass ich wusste, wie ich dazu imstande gewesen war. Dies war nicht die Sprache meines Heimatlandes oder auch nur eine der verwandten Sprachen, die ich in meinem Leben bereits gehört hatte. Dennoch verfügte ich über die neu gewonnene Fähigkeit, andere Sprachen zu verstehen. »Bitte«, flehte sie und betete.
    Mein Mitleid für diese Jungfrau gewann die Oberhand über meinen Durst.
    Ich nickte und zerrte an den Stricken und Bändern, um sie zu befreien. Das Grab, in dem ich lag, war zu tief, als dass sie an den Seiten hätte hoch klettern können. Mein Durst nach ihrem Blut wurde stärker, denn nun konnte ich es riechen, unter ihrer Haut, wo es ihre Organe und ihr Fleisch mit seinem duftenden Wein erfüllte. Das Blut rief nach mir. Es rief nach meinen Zähnen, dass sie es entkorken und in einem großen Zug austrinken sollten.
    Vielleicht lag es daran, dass ich ein Neuling in diesem fremdartigen Stamm der Untoten war, doch ich drückte mich nach hinten gegen die Erdwand meines Grabes, um ihr ein wenig Freiheit zu gewähren.
    »Ich werde dir nichts zuleide tun«, brummte ich. Ich bin mir sicher, dass mein Gesicht der jungen Frau Angst einjagte, als ich zu ihr ging und sie hochhob.
    Da glitt eine Frau mit dunkler Hautfarbe in mein Grab herab. Ihr Kopf war zum Teil mit einem safrangelben Turban verhüllt, und ihr Körper war in ein feines Tuch gehüllt, das ihre athletische Gestalt äußerst vorteilhaft zur Geltung brachte. Sie stellte sich
dicht vor mich und roch an mir. Ihre Nüstern blähten sich und verengten sich dann zu Schlitzen, und ich empfand eine merkwürdige Hitze, als sie mir nahe kam. Die Hitze verwandelte sich beinahe in das Gefühl nach winzigen, leichten Federn, die mein Gesicht und meinen Hals streiften.
    Verglichen mit den Frauen aus der Christenheit war sie keine Schönheit, denn sie war groß und breitschultrig, während ihre Hüften schmal wirkten, und sie hatte ihr Gesicht auf eine Weise geschminkt, dieselbst für die Huren der Armee zu exotisch schien. Sie war schön und zu stark für eine Frau - sie sah aus wie ein Krieger, und obgleich ich Erzählungen über Kriegerinnen gehört hatte, so hatte ich sie bis zu diesem Augenblick doch nicht geglaubt.
    Als sie zu reden begann, hörte es sich an, als spräche sie irgendeine fremde Sprache, die ich nie zuvor gehört hatte. Dennoch wurde die Hitze auf meinem Gesicht und das Gefühl, berührt zu werden, ohne dass eine wirkliche Berührung stattfand, stärker, während sie sprach. Ich spürte ein Vibrieren in meinen Ohren, und ich konnte jedes Wort verstehen, das sie sagte. »Nimm sie. Trinke, bis dein Durst gestillt ist.« Ihre Stimme klang wie die eines Kommandanten, der einem Soldaten Befehle gibt.
    »Nein. Ich kann nicht«, erwiderte ich.
    »Du musst trinken«, entgegnete sie. »Wenn du nichts trinkst, wirst du sterben.«
    »Dann sei es eben so«, gab ich zurück.
    »Du denkst, sie sei wie du. Aber du bist nicht sterblich. Du bist nun ein Vampyr, Einer der Gefallenen der Medhya. Ebenso wie ich. Du gehörst zum Stamm. Sie hingegen nicht. Sie ist ein Gefäß voller Blut. Du musst trinken.«
    Als sie sprach, drang mir die ganze Bedeutung ihrer Worte mit Macht ins Bewusstsein. Nicht länger sterblich. Ein Vampyr. »Ich werde sterben.«
    »Dein Instinkt sagt dir, dass du weiterleben musst«, knurrte
sie mit Verachtung in der Stimme. »Du bist schwach. Du bist erst kürzlich auferstanden. Du wirst noch mehrere Nächte lang schwach sein, sogar nachdem du Blut getrunken hast. Würde ich dich an sie fesseln, so würdest du von ihr trinken, und sie stürbe daran. Wenn du allerdings jetzt von ihr trinkst, über lebt sie vielleicht.«
    »Selbst dann«, sagte ich, »werde ich es nicht tun.«
    »So sei es«, antwortete

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