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Priester des Blutes

Priester des Blutes

Titel: Priester des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Clegg
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kämpften im Krieg und gingen auf unsere Feinde los. Ich hatte bereits Ungerechtigkeit gesehen, die als Gerechtigkeit ver kleidet war, und Mord unter dem Deckmantel der Religion. Ich hatte gesehen, wie meine eigene Mutter nur zum Vergnügen anderer und aus dem Gerechtigkeitssinn anderer heraus verbrannt wurde.
    Das Monster lauerte in der menschlichen Rasse und überall um uns herum, wie ein Schatten, der sich bis zur Dämmerung nicht zeigte, bis das Wonnegefühl des Blutdurstes überwältigend stark wurde.

    Schließlich ist es die Natur, die den Falken dazu zwingt, die weiche Kehle des Kaninchens zu zerfleischen, und die Jagdhunde dazu, den Hirsch zur Strecke zu bringen und in einem Dickicht zu attackieren. Unterschied sich der Mensch auf irgendeine Art davon? Waren wir nicht einst menschlich gewesen, diejenigen von uns, die in diesem neuen Leben nach dem Tode auferstanden waren? Vielleicht war dies der einzige Himmel, den es überhaupt gab - vielleicht war dies das Reich der Götter selbst, denn wer oder was in der gesamten Natur und im Übernatürlichen ernährte sich vom Blut der Menschen - außer den Göttern? Wovon kosteten wir in der Messe? War dies nicht das Blut Gottes, unseres Herrn? Was sonst als unser Blut entzogen uns die Wundärzte, indem sie uns Blutegel ansetzten, um uns zu heilen, indem sie uns von den Körperflüssigkeiten befreiten? Und welches Vergnügen zogen wir daraus, unsere Beine oder Arme dem Blutegel darzubieten, damit er uns den einzigen Saft nehmen konnte, der unsere Leiber versorgte?
    Alle waren Monster. Die gesamte Menschheit. Wir, die wir zu diesem Stamm der Nacht gehörten, Wilde und Barbaren, lebendig unter den Toten, tranken als Schakale in menschlicher Form von den Schwachen und Sterbenden. Vergaßen wir nicht einfach nur die gesellschaftlichen Regeln der Freundlichkeit und Güte und den Unterschied zwischen dem Fleisch und Blut von Wild und dem der Menschen?
    Ich folgte dem Instinkt, der in meiner Seele entstand und wie ein Feuer nach außen drängte, wie ein Feuer, das nur im Zaume gehalten werden konnte, indem man es mit dem Blut eines Opfers besprenkelte.
    Beinahe eine Woche lang trank ich jede Nacht aus den Hälsen von Soldaten, wie ein neugeborenes Kalb gierig an den Zitzen der Kuh saugt. meine Nächte als Monster hatten gerade erst begonnen, doch selbst damals fühlte ich schon mehr als bei Mord und
Blutvergießen. Ich spürte eine tiefere Verbindung in meiner Seele, auch wenn ich ein Opfer in den Tod schickte.
    Wenn man von den Toten zurückkehrt, so versteht man den Eingang, den der Tod eröffnet. Der Geist wächst durch dieses Wissen, und das kurze Leiden des Lebens ist eine Gabe an diejenigen, die zu der Schwelle reisen werden und darüber hinaus, um den Weg der Seele zu gehen.
    Während du, die Kreatur, die aus dem Körper trank, mit wachem Bewusstsein im Grabe zurückbleibst, dir all dessen bewusst, was du verloren hast, und den noch mit einem Wissen um deine eigene Vernichtung begabt bist, einem Wissen um den Preis der Unsterblichkeit - den lebenden Tod, der niemals endet.
     
    Die Soldaten wehrten sich gegen mich. Es waren Männer, die ihr junges Leben im Krieg ver bracht hatten, ebenso wie ich, und dennoch empfanden sie ein solches Entsetzen wie Kinder in einem Albtraum.
    Mein Instinkt erwachte, und es gefiel ihm, wie sie kämpften, während ich sie wie große Krüge leerte, unersättlich in meiner Gier nach dem roten Elixier, das mich mit Stärke, Hoffnung und einer wiederbelebten Liebe zur Welt erfüllte. Während ich einen von ihnen an mich presste und die Haut an seiner Kehle aufriss, spürte ich eine Verbindung mit dem Soldaten. Als er danach tot dalag, völlig ausgeblutet durch meinen Durst, hatte er mir sein Geheimnis ver raten, das Wunder und den Stolz seines Schatzes, nachdem es so tief in Ader und Fleisch vergraben gewesen war.
    Gesättigt legte ich mich auf den Rücken und hatte das Gefühl, niemals so lebendig gewesen zu sein wie in diesem Augenblick.
    Während dieser ersten Woche, die aus wunderschönen Nächten und langem Schlaf bestand, erfuhr ich zum ersten Mal mehr über den Stamm, zu dem ich gehörte, seit ich gestorben war. Die anderen Vampyre - ich zählte sechs oder sieben von ihnen, die sich
um mich versammelten, als ich trank - näherten sich mir während dieser Zeit nicht. Das einzige, was sie anfangs taten, war, von oben zu mir in mein Grab hinunterzublicken, als wäre ich eine großartige Sehenswürdigkeit.
    Die Dunkelheit brach herein, als

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