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Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Princess 01 - Widerspenstige Herzen

Titel: Princess 01 - Widerspenstige Herzen
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warfen einen prüfenden Blick auf Evangeline und schienen sie, trotz ihres tränenbenetzten Gesichts und der weit aufgerissenen Augen, für eine Dame von Stand zu halten, denn sie verneigten sich kurz und respektvoll. Dann wandten sie sich Danior zu, und aus der knappen Reverenz, die sie Evangeline erwiesen hatten, wurde tiefste Ergebenheit. Es musste sich bei den beiden um Rafaello und Victor handeln, die allgegenwärtigen Leibwächter Daniors, und es war offensichtlich, dass sie ihren Herrn zutiefst verehrten.
    »Diese Bastarde warten vermutlich draußen«, sagte einer der beiden. Er war dezent und elegant gekleidet, doch er zerrte beständig an seiner Krawatte. Er sprach fließendes Französisch, brachte aber kaum die Lippen auseinander, als wäre ihm das Sprechen zu mühsam.
    »Sie warten darauf, dass wir hinauslaufen.« Der andere
    Mann wirkte kultiviert, vom eleganten Schwung seines Umhangs bis zu den manikürten Fingernägeln. Er sprach ungezwungen und mit der geschliffenen Rhetorik eines Aristokraten.
    Aber so unterschiedlich sie auch waren, die drei Männer gingen so unbefangen miteinander um, wie es nur langjährige Gefährten konnten.
    Danior sagte: »Kümmere dich darum, Rafaello.«
    Der Aristokratische wandte sich der Menschentraube zu, die sich aus dem Speisesaal hinausschob. In makellosem Englisch der oberen Schicht rief er: »Ich sage, das war eine Bombe. Es kommen bestimmt noch welche durch die Speisesaalfenster!«
    Das Ablenkungsmanöver funktionierte. Laut schreiend strömten die gut gekleideten Hotelgäste zum Saal hinaus. Henri war den Gästen gefolgt, und Evangeline rief nach ihm: »Henri! Helfen Sie mir!«
    Daniors große Hand verschloss ihr den Mund, doch Henri beachtete sie sowieso nicht. Er hatte nur Augen für das Feuer, das sich im Chäteau ausbreitete, und scheuchte die Bediensteten herum. »Holt euch Eimer, Pfannen, Töpfe, was auch immer! Wir müssen von der Küche aus eine Reihe bilden, oder wir stehen im Winter ohne Dach über dem Kopf da!«
    »Von ihm brauchen Sie keine Hilfe zu erwarten«, murmelte Danior, »sein Einkommen geht in Flammen auf, und Sie - Eure Hoheit - sind schuld.«
    Er nahm seine Hand weg, doch Evangeline blieb ruhig. Sie war vollständig verwirrt. Ihre Schuld? Wie konnte all das ihre Schuld sein?
    Sie suchte vergeblich nach ihrem Taschentuch. Der Wahnsinn um sie herum begann sie zu überwältigen. All das Geschrei und die wachsende Hysterie ließen sie zweifeln, dass sie es je zurück nach England schaffen würde. Und sie fragte sich, ob Danior vielleicht Zustimmung finden würde und ob auch die anderen der Ansicht waren, dass sie an dieser Katastrophe schuld war. Die Welt war verrückt geworden.
    Sie schniefte und wischte sich mit dem Handrücken die Nase.
    »Weiber.« Danior drückte ihr ein sauberes Leinentaschentuch in die Hand.
    Als ob sie kein Recht hatte, nach alledem zu weinen! Sie wischte sich über die Augen, rang nach Luft, drückte sich das Tuch an die Lippen und kämpfte gegen ihren Schluckauf an.
    »Draußen ist es sicherer«, übertönte Rafaello den Tumult. Ein paar besonnenere Gäste wollten ihm widersprechen, doch die hysterische Menge ließ sich bereitwillig zum Ausgang scheuchen.
    Victor warf einen Umhang über Daniors Schultern, der sein weißes Hemd verdeckte, und der hoch gestellte Kragen ließ seine düstere Gestalt noch grimmiger wirken. Die Männer nahmen Evangeline in ihre Mitte und drängten sich in den Strom der Flüchtenden. Evangeline versuchte, sich herauszuschlängeln, doch Danior griff sich ihren Arm und zerrte sie mit. Diese gut gekleideten Männer, die so offensichtlich unter Hochspannung standen, erstickten Evangeline förmlich. Schlimmer noch, was Größe und Hautfarbe betraf, ähnelten die beiden ihrem Herrn, und
    Evangeline bezweifelte nicht, dass auch ihr Temperament dem Daniors glich.
    Sie war von Tyrannen umzingelt.
    Allein wegen ihrer Größe hätten sie auch in der Menschenmenge noch auffallen müssen, doch sie duckten sich, sobald sie das Freie erreicht hatten.
    Die Menge verteilte sich zuerst auf der Veranda und im Garten, doch Rafaello trieb sie wie ein unnachgiebiger Schäferhund weiter. »Weiter weg vom Schloss ist es sicherer«, rief er, »und das ist alles Napoleons Schuld. Ich denke, seine Franzmänner wollen ihn befreien.«
    »Warum sollte irgendjemand hier eine Bombe werfen, um Napoleon zu befreien?«, fragte Evangeline in einem Anflug von Klarheit.
    Ihre unerwünschten Begleiter ignorierten die Frage ebenso
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