Princess Band 47
war ein Künstler mit der ganzen Instabilität, die zu einem Künstler gehört. Sicher, ich hätte ihn nicht mehr sehen dürfen. Aber war es so falsch zu glauben, ich könnte ihn, ohne ihm weh zu tun, langsam zur Vernunft bringen? Ich hatte ihn gern, er tat mir leid."
"Und warum hast du mir nichts davon gesagt?"
Lisa lächelte bitter. "Du hättest es nicht verstanden, Steve."
"Er hat versucht, dich mir wegzunehmen", erwiderte er kalt, "und du hast es zugelassen. Aus welchen Gründen auch immer hast du Stunden deines Lebens mit ihm geteilt, auf die ich Anspruch hatte. Jede Sekunde, die du mit ihm verbracht hast, hast du mir gestohlen."
Lisa wollte weiter zurückweichen, aber sie stand buchstäblich mit dem Rücken zur Wand. Steves muskulöser Körper preßte sich gegen sie, seine Hände nahmen ihr Gesicht und hoben es hoch.
"Ich will alles zurück, hörst du?" stieß er heiser hervor. "Mir stiehlt man nichts. Du zahlst die Stunden mit ihm zurück, mit Zins und Zinseszins." Sein Mund senkte sich mit strafender Rücksichtslosigkeit auf ihre Lippen.
Diesem Ansturm schien sie nicht gewachsen. Jede Faser ihres Körpers verlangte nach der Liebe dieses Mannes, sie stand von Kopf bis Fuß in Flammen. Aber dann siegte zum erstenmal ihr Stolz. Diesmal nicht, dachte sie. Sie machte sich nicht mal die Mühe, ihn abzuwehren. Sie hing in seinen Armen und blieb kalt wie Eis. Sie hatte eine neue Waffe gefunden - den willenlosen Widerstand.
Irgendwann gab Steve auf. Er trat einen Schritt zurück und musterte sie sichtlich verblüfft.
"Nie mehr", sagte sie nur tonlos.
Er lachte heiser. "Wenn ich wirklich will, kann ich dich haben, das weißt du so gut wie ich."
Lisa sah ihn mit leerem Blick an. "Nein, Steve, das ist vorbei", sagte sie ruhig. "Ich bin ausgebrannt." Und sie meinte, was sie sagte, vollkommen ernst. Er hatte sie zu weit getrieben. Unter dem Druck war ihre große Liebe zu ihm endgültig zerbrochen.
Sie fror plötzlich. Noch in jener letzten Woche in Florida, als er kalt und rücksichtslos Rache an ihr genommen hatte, als er sie mit einer Schadenfreude gedemütigt hatte, die eine ihr unbekannte Seite seines Wesens enthüllte, hatte sie sich nicht von ihm lösen können. Jetzt war sie nur noch kalt und müde und gleichgültig.
Steve betrachtete sie unsicher. "Okay, wenn ich dir weh getan habe, dann nur, weil du mir auch weh getan hast. So was ertrage ich nicht."
"Ich habe dir nicht weh tun wollen! Ich hasse es, Menschen zu verletzen, das weißt du!" Sie mußte an Denny denken. Auch ihm hatte sie nicht weh tun wollen. Und was war daraus geworden? "Aber du", fuhr sie fort, "du hast es darauf angelegt, mir weh zu tun. Du hast gedacht, du könntest mich zermalmen." Steves Gesicht spiegelte Ärger, Leidenschaft - und Qual wider. Einen Augenblick stand er da und starrte Lisa an. Dann schob er sie zur Seite, öffnete die Tür und stürmte hinaus.
Lisa sackte auf den kleinen Stuhl in der Garderobe und starrte mit leerem Blick gegen die Wand.
Denny hatte sie in einem kleinen Lokal in New York kennengelernt. Sie war damals achtzehn gewesen, hatte die Schule in England beendet und war zu Besuch bei ihrer Mutter, die ein Jahr nach dem Tode des geliebten Vaters einen Amerikaner geheiratet hatte.
Denny hatte sie buchstäblich aufgelesen, als sie über die kleine Treppe zu jenem Lokal gestolpert war. Er stellte sich als Fotograf vor und redete ihr ein, sie sei das geborene Fotomodell, er werde für ihre Karriere sorgen. Sie hatte das für durchsichtiges Gerede geha lten. Aber es hatte gestimmt, Denny war ein bekannter Fotograf. Und ihre Mutter war hingerissen von der Vorstellung, Lisa könnte als Fotomodell berühmt werden. Lisa ließ sich überreden.
Und sie wurde berühmt. Dank Denny, der ein rastloser, besessener Arbeiter war, dreißig Jahre alt, hager, mit leicht angegrautem Haar und durchdringenden hellen Augen, der fast Übermenschliches von ihr an Disziplin und Einsatz verlangte, aber dafür aus ihr einen Star ihrer Branche machte. Man riß sich um sie, und Denny kassie rte sagenhafte Honorare. Seine Beziehung zu ihr war eine Mischung aus Sklaventreiber und Freund. Sie kamen glänzend miteinander aus.
Erst als sie Steve heiratete, änderte sich alles.
Sie hatte Steve Crawford kennengelernt, als sie einen Werbespot für seine Firma produzierte. Denny hatte sie vorgewarnt. "Er ist hart gesotten, reich und gescheit und mag Frauen. Wenn er zudringlich wird, zeig ihm die kalte Schulter. Im übrigen
Weitere Kostenlose Bücher