Princess Band 47
Anna hat geweint und schließlich ihn angebrüllt." Er senkte betreten den Kopf. "Was soll ich sagen? Ich war gestern abend so bemüht, bei diesem Crawford Eindruck zu machen, daß ich mir Mut angetrunken habe. Mehr, als mir guttat."
"Ihm hat das nichts ausgemacht", sagte Lisa beruhigend. Die Wahrheit konnte sie ihm schlecht verraten. Steve hatte es ja förmlich darauf angelegt, Jon außer Gefecht zu setzen.
Jon sah sie trübe an. "Weiß man das? Er wird Ihnen nicht sagen, was er von mir denkt."
Braucht er gar nicht, dachte Lisa insgeheim. Sie kannte Steve in- und auswendig. Drei Jahre in Glück und Unglück hatte sie dazu Zeit gehabt. "Er schien von ein paar Ihrer Ideen ganz angetan, Jon." Nur konnte Jon sich nicht erinnern. "Evan offenbar auch nicht", lachte Lisa, "sonst hätte er nicht gebrüllt. Gottlob erinnere ich mich."
"Oh, Lisa! Ist das wahr? Könnten Sie sie für mich aufschreiben? Dann hätte ich bei Evan was vorzuzeigen."
"Mache ich."
"Danke, Lisa." Jon nahm spontan ihre Hand und küßte sie. Lisa vergrub sich Jon zuliebe in ihre Aufgabe und machte mit eigenen Einfällen aus Jons Ideen ein Konzept, das sich sehen lassen konnte.
Jon las es und war begeistert. "Aber", wandte er ein, "Evan glaubt mir nie, daß das von mir stammt."
"Unsinn. Er kann sich ja selbst nicht erinnern. Und da er zwei, drei Vorschläge wiederfindet, die von ihm kommen, wird er nicht weiter bohren."
Evan bohrte nicht weiter. Jon kehrte eine halbe Stunde später vergnügt in Lisas Büro zurück.
"Hat sagenhaft geklappt", strahlte er. "Evan schickt Crawford das Konzept. Crawford hat übrigens tatsächlich keinen Anstoß an mir genommen. Er hat mein Besäufnis gar nicht erwähnt. Dafür hat er an alle Einladungen zu einer Party verteilt, die er in seiner Wohnung geben will."
Das war typisch Steve! Lisa schäumte innerlich vor Zorn. Er wußte, daß sie jedes Wiedersehen mit ihm abgelehnt hätte, und lud deshalb das ganze Büro ein. Er wußte, daß sie nie den Mut hätte, die Hoffnungen, die Evan und Jon in sie setzten, zu enttäuschen. Ja, wieder einmal hatte sie sich zu fest an Menschen gebunden. Genau wie in Florida, das sie früher einmal so geliebt hatte. Steve hatte Florida für sie zur Hölle gemacht.
Niemand ahnte und sollte auch nicht ahnen, in welchen Abgrund sie gestürzt war. Nur ihr Haß auf Steve hatte ihr die Kraft gegeben, wieder zu sich selbst zu finden.
Wie einfach war es, einen Menschen zu zerstören, dachte sie und betrachtete nachdenklich Jon. Anna hatte in aller Unschuld und Unwissenheit damit begonnen, ihm seine Selbstachtung zu nehmen, indem sie das Gesetz des Handelns für ihn in ihre kleinen, energischen Hände nahm. Irgendwann würde es nur einen Anstoß brauchen, um Jon in seinen Abgrund stürzen zu lassen.
Der Unterschied zwischen Anna und Steve war nur, daß Anna ihren Bruder abgöttisch liebte, während Steve mit Wonne zugesehen hatte, wie sie, Lisa, zu stürzen begann. Hätte Anna auch nur eine Ahnung, was sie Jon in Wahrheit antat, wäre sie entsetzt und fassungslos.
Am Samstagmorgen versorgte Lisa in Jeans und T-Shirt den kleinen Haushalt, während Magda mit der Wäsche im Waschsalon um die Ecke war.
Als es klingelte, nahm Lisa im Glauben, es sei der Milchmann, ihr Portemonnaie und öffnete die Haustür. Als sie entdeckte, wer davor stand, war es schon zu spät. Steve hatte den Fuß in der Tür und sah sie amüsiert an.
"Bitte, geh!" mahnte Lisa scharf.
"Ich hole dich zum Mittagessen ab", antwortete Steve, als hätte er ihren feindseligen Ton gar nicht wahrgenommen.
"Nein!" fauchte sie.
Und dann stieß er unvermutet die Tür auf, nahm sie auf die Arme, trat die Tür hinter sich zu - und war allein mit ihr in der Wohnung.
Lisas Herz klopfte wie rasend, ihre Hände wurden eiskalt, ihr Körper zitterte. Das entging Steve nicht. Er stellte sie auf den Boden, und sie las an seinem Gesicht ab, wie ihn ihre Angst vor ihm erzürnte.
Er schob die Hände in die Taschen und sah sich um. Lisa folgte seinem Blick. Die Einrichtung der Wohnung war abenteuerlich. Magda und sie hatten den Verdacht, daß ihr Vermieter zwischen Sperrmüll und Flo hmarkt hin- und hergependelt war, um sie zu möblieren.
"Wie kannst du bloß in so einem Loch hausen?" fragte Steve.
Das war eine unmißverständliche Anspielung auf die mit Eleganz und Geschmack ausgestattete Luxuswohnung, die sie in den Staaten gemeinsam bewohnt hatten.
"Es gibt Schlimmeres im Leben als alte Möbel", antwortete Lisa.
Er
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