Princess Band 47
sah. "Konnten Sie sich das nicht denken? Der alte Mann hat das Parfum für Sie gemacht. Es war seine Idee, nicht meine. Hier, nehmen Sie." Damit drückte er ihr ein kleines Päckchen in die Hand. "Er behauptet, daß darin die Unschuld liege, die Sie seiner Meinung nach ausstrahlen. Ich wollte ihm nicht sagen, daß seine Augen ihn trügen. Ich kenne meinen Neffen, Miss Gordon, ich weiß, mit welcher Art von Frauen er sein Leben verbringt."
Felicia drehte sich um. Sie hatte nur eins im Sinn: fortzulaufen von diesem Mann. Doch Raschid streckte blitzschnell seine Hand aus und hielt sie fest.
"Seien Sie vernünftig", warnte er sie. "Selbst heute sind die Souks nicht ganz sicher. Sie könnten sich leicht verlaufen, und ich glaube, das wollen wir beide nicht."
Felicia warf den Kopf zurück. "Sie wären der letzte, von dem ich mich retten lassen würde, Scheich Raschid."
Sie riß sich von ihm los und fing an zu laufen, an den Läden vorbei, aus denen verächtliche Blicke der hellhäutigen Frau folgten, die da unverschleiert durch die Hitze des Mittags lief. Ihr Herz klopfte wild, ihr Puls raste, doch sie hörte nur noch das Geräusch der unbarmherzigen Schritte hinter sich, die ihr folgten.
Er holte sie ein, zog sie zu sich herum und schüttelte sie grob.
"Närrin! Fällt Ihnen in der Hitze nichts Besseres ein, als so zu rennen? Wollen Sie, daß ich Ihnen wirklich einen Grund gebe, vor mir davonzulaufen?"
Felicia sah zu ihm auf, und ein Verlangen überkam sie, vor dem sie zutiefst erschrak: Sie, die noch nie in ihrem Leben einen Mann absichtlich herausgefordert hatte, empfand eine tiefe Befriedigung beim Anblick der Wut in Raschids Augen und den Wunsch, ihn noch weiter zu reizen.
Ihr gesunder Menschenverstand warnte sie vor den möglichen Folgen, aber das war ihr jetzt egal. Sie wollte, daß Raschid ihre Verachtung spüren sollte, so wie sie die seine hatte ertragen müssen. "Sie haben mir Grund genug gegeben, aber in Ihrer Arroganz werden Sie das wohl niemals zugeben."
Seine Finger preßten sich noch tiefer in ihren Oberarm. Er lächelte mitleidlos. "Wir sind hier im Orient. Ich könnte Sie auf der Stelle für das, was Sie soeben sagten, bestrafen, und kein Mensch würde etwas dagegen unternehmen, selbst dann nicht, wenn ich Sie öffentlich züchtigte. Nehmen Sie sich in acht!" Mit einer Hand griff er an Felicias Hals und spürte ihren wild schlagenden Puls. Plötzlich war all ihr Mut wie weggeblasen, und sie empfand nur noch Furcht. Raschid lachte zynisch. "Sehen Sie? Jetzt glauben Sie hoffentlich endlich, daß Männer und Frauen nicht gleich sind."
"Hören Sie sofort auf!" flehte Felicia. "Sie können mich nicht täuschen. Sie hoffen, mir solche Angst zu machen, daß ich Faisal aufgebe. Sie denken, daß Sie mich mit Ihrer Männlichkeit überwältigen können, auf die Sie so stolz sind. Aber ich kann sehr gut zwischen der Stimme meines Herzens und meinen Instinkten unterscheiden."
"Wirklich?" Mit dem Daumen rieb er sanft über die weiche Haut ihres Halses. Felicia lief es heiß und kalt über den Rücken, doch Raschid lachte nur. "Und was sagt Ihnen Ihr Instinkt jetzt, Miss Gordon?"
Es hatte keinen Sinn abzustreiten, daß er sie nicht kalt ließ.
Hätte sie es doch nur nicht so weit kommen lassen! Felicia schloß die Augen und sagte mit zusammengebissenen Zähnen: "Man sagt, daß Sex ohne Liebe wie eine Wüste ohne Wasser sei... ein unfruchtbares Land, wo nichts blühen und gedeihen kann."
"Aber dieses unfruchtbare Land besitzt einen ganz eigenen Zauber." Raschid ergriff ihr Kinn, unerbittlich harte Finger zwangen sie, zu ihm aufzusehen. Sie öffnete die Augen. Sein Gesicht war nur eine Handbreit von dem ihren entfernt. Er war ihr so nah, daß sie seinen Atem auf ihrer Haut spürte. "Haben Sie schon einmal die Macht der Wüste kennengelernt, Miss Gordon?"
Mit einem Angstschrei riß sich Felicia los. Was hatte er mit ihr vor? Wollte er sie verführen und so von Faisal trennen?
Faisal! Warum hatte sie nicht eher an ihn gedacht? Warum hatte die Erinnerung an seine Liebe sie nicht vor diesem Mann geschützt?
Sie riß sich zusammen und sah Raschid fest in die Augen. "Die Wüste hat für mich keinen Reiz, Scheich Raschid... und Sie auch nicht."
6.
KAPITEL
Felicia hatte sich zum Dinner umgezogen und hoffte, daß Raschid nicht da sein würde. Nach den Ereignissen dieses Nachmittags sah sie nicht mehr den geringsten Hoffnungsschimmer, Raschid davon überzeugen zu können, daß sie Faisal eine gute
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