Princess Band 47
und dadurch hat sich der Motor überhitzt. Die Werkstatt schließt bald, und man kann den Schaden heute nicht mehr beheben. Ihr Wagen braucht ein paar Ersatzteile, die erst beschafft werden müssen. Infolgedessen wird es etwa drei Tage dauern, bis Ihr Wagen repariert ist."
Roses Stimmung sank auf den Nullpunkt, man sah ihr die Enttäuschung an. Der Mann schien Mitleid mit ihr zu haben, denn er fragte freundlicher:
"Müssen Sie noch weit fahren?"
"Ich will nach Chandelle."
"Chandelle? Das ist nicht weit. Ich werde Sie hinbringen."
"O nein, Monsieur. Das kann ich nicht annehmen. Ich möchte Ihnen keine Umstände machen." Bestimmt hatte er erwartet, daß sie sein Angebot freudig annehmen würde, denn er war sich seines guten Aussehens und seiner Anziehungskraft auf Frauen durchaus bewußt. Es störte sie, daß er sie so eingehend betrachtete. "Bestimmt gibt es einen Zug oder einen Bus."
Der Mann fragte den Mechaniker. "Gibt es eine direkte Verkehrsverbindung nach Chandelle, Monsieur Brun?"
Monsieur Brun erkundigte sich beim Tankwart, der den Kopf schüttelte. "Aber wir haben einige Hotels hier", sagte Monsieur Brun. "Dort kann die junge Dame bestimmt unterkommen, bis der Wagen fertig ist."
Rose fielen Kerrys Worte ein. Komm so schnell wie möglich, hatte sie gedrängt. Nein, Rose mußte noch heute nach Chandelle. Auch wenn ihr nichts anderes übrigblieb, als die Hilfe dieses arroganten Mannes anzunehmen, der sie so seltsam ansah. Unter seinem Blick wurde sie verlegen, sie ärgerte sich, daß .sie sein Angebot nicht gleich angenommen hatte.
Sie schien dem Mann leid zu tun, als sie so befangen vor ihm stand, denn plötzlich lächelte er. "Ach, ich verstehe. Wir sind ja einander noch nicht vorgestellt worden", sagte er.
"Monsieur Brun, würden Sie so freundlich sein und der jungen Dame sagen, wer ich bin?"
"Aber Monsieur, jeder kennt Sie", lachte Monsieur Brun. "Mademoiselle, das ist Monsieur du Caine vom Schloß Chandelle."
"Von Chandelle? Sie müssen also auch dorthin?"
"Genau das wollte ich Ihnen ja sagen. Aber Sie ließen mir keine Zeit und haben mein Angebot sofort abgelehnt."
"Es... tut mir leid." Mit einem entschuldigenden Lächeln reichte Rose ihm die Hand. "Ich heiße Rose Robinson."
"Rose Robinson." Er wiederholte den Namen, als ob er ihn sich einprägen wollte. "Gestatten Sie mir, Mademoiselle Robinson, Sie nach Chandelle zu fahren?" fragte er höflich.
"Ich nehme Ihr Angebot gern an, Monsieur du Caine." Schon nach wenigen Minuten war ihr Gepäck in seinem Cabriolet verstaut. Erleichtert ließ sich Rose auf den Beifahrersitz fallen, der angenehm nach Leder roch, und bald waren sie auf dem Weg nach Chandelle.
Monsieur du Caine war ein ausgezeichneter Fahrer, der den schweren Wagen mit sicherer Hand lenkte. Rose betrachtete eine ganze Weile verstohlen den Mann, dem sie sich anvertraut hatte. Er war immerhin sehr hilfsbereit gewesen, und sie fühlte sich verpflichtet, wenigstens die Regeln der Höflichkeit zu wahren.
"Es ist wunderschön hier, Haben Sie immer soviel Sonne?" begann sie die Unterhaltung.
"Fast den ganzen Sommer über", erwiderte er liebenswürdig.
"Kennen Sie Frankreich schon?"
Rose erzählte ihm von der Klassenfahrt, die sie im letzten Jahr nach Paris unternommen hätte. Er kannte Paris sehr gut und unterhielt sich angeregt mit ihr über die Stadt. Rose entspannte sich allmählich. Als sie ihm einige Schulmädchengeschichten erzählte, brachte sie ihn sogar zum Lachen. Falls er sie albern fand, machte es ihr auch nichts aus, denn sie würden ja bald am Ziel sein, und dann bestand kaum noch die Gefahr, ihm wieder zu begegnen.
Eine halbe Stunde später erreichten sie Chandelle, und der Wagen rollte langsam durch die engen Kopfsteinstraßen.
"Wo werden Sie wohnen?" fragte Monsieur du Caine.
"Im Haus Therese. Mehr weiß ich leider auch nicht. Ich glaube, es liegt in der Nähe der Kirche."
"Wir werden es schon finden, Chandelle ist nicht groß."
Sie fuhren über eine geschwungene Brücke. Rose entdeckte ein Schloß, das auf einer kleinen Anhöhe Stand. Das mußte Schloß Chandelle sein, doch bevor Rose etwas dazu sagen konnte, hielt der Wagen schon vor einem weißgetünchten Landhaus mit einem schmiedeeisernen Namenszug neben der Tür. "Villa Therese", las Rose.
"Da sind wir", sagte Monsieur du Caine, stieg aus und öffnete ihr die Wagentür. "Sehen Sie lieber nach, ob jemand zu Hause ist."
Rose lief die Stufen hinauf und wollte an die Tür klopfen. Aber schon wurde sie
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