Princess Band 47
Mensch. Ich habe ihr viel zu verdanken."
Aber trotzdem hält er an seiner Liebschaft, die sie nicht gern sieht fest, dachte Rose.
"Hat sie Ihnen erzählt, wie sie zu uns aufs Schloß kam?", fragte Philippe nach einem Moment des Schweigens.
"Sie wollte ihrer Schwester Gesellschaft leisten und über das Heimweh hinweghelfen, als diese Ihren Großvater geheiratet hatte, nicht wahr?"
"Das stimmt. Die Ehe war eigentlich eine geschäftliche Angelegenheit. Sie brachte zwei große Unternehmen zusammen. Hier in Frankreich die Erzeuger von Wein und drüben die Importeure in London. Aber erstaunlicherweise ist es eine sehr gute Ehe geworden, sowohl in geschäftlicher als auch in persönlicher Hinsicht."
"So, wie Sie das erzählen, kommt es mir wie eine eiskalt berechnete geschäftliche Angelegenheit vor", wandte Rose ein.
"Zunächst war die Ehe auch aus reinen Vernunftgründen geschlossen worden. Meine Großmutter und Tante Celia waren mit zwei jungen Männern verlobt gewesen, die beide im Ersten Weltkrieg gefallen sind. Die Mädchen lebten danach völlig zurückgezogen, und es muß für sie eine Erlösung gewesen sein, als man meiner Großmutter zur Heirat mit meinem Großvater riet, denn endlich kamen sie beide von ihrem tyrannischen Vater los. Schloß Chandelle bedeutete den Ausweg aus ihrer traurigen Existenz, abgesehen davon, daß mein Großvater ein liebenswerter Mann war. Ich habe das Gefühl, daß die Ehe recht glücklich wurde."
"Meinen Sie nicht, daß auch Liebe mit im Spiel war?"
"Am Anfang bestimmt nicht. Später wohl doch. Aus gegenseitiger Achtung kann im Laufe der Jahre durchaus ein tieferes Gefühl entstehen. Ich erinnere mich, daß, als meine Großeltern noch lebten, eine stille, glückliche Atmosphäre herrschte, die man im ganzen Schloß spüren konnte. Deshalb glaube ich, daß diese Ehe nicht schlecht gewesen sein kann."
"Ich würde niemals ohne Liebe heiraten."
"Ach, und was ist das, Liebe?"
Rose, die nicht gestehen wollte, daß sie noch nie richtig verliebt gewesen war, erklärte: "Es ist ein tiefes, beseelendes Gefühl, das einen fest und unverbrüchlich an einen anderen Menschen bindet, der einem einzigartig erscheint."
"Das ist alles?"
"Ist das denn nicht genug? Dieses Gefühl verklärt die ganze Welt."
Ein Lächeln umspielte seinen Mund. "Dann werde ich für Sie ein Gedicht schreiben, Rose. Wie würde Ihnen das gefallen?"
Rose, die spürte, daß Philippe sie necken wollte, lachte. "Das kommt ganz auf den Inhalt des Gedichtes an, und ob Sie das, was Sie schreiben, ernst meinen."
"Wie wollen Sie das herausfinden? Um noch einmal auf meinen Großvater zurückzukommen: Er hat eine Vernunftehe geschlossen, und diese Ehe hat beide Partner zufriedengestellt. Sie sind auch ohne Gedichte glücklich geworden. Verstehen Sie, was ich damit sagen will? Und noch ein Mensch hat davon profitiert: Tante Celia. Ihr Leben hier auf dem Schloß war viel freier und glücklicher als in dem kalten Londoner Haus. Wir haben übrigens ein Büro daraus gemacht, und ich bewohne das obere Stockwerk, wenn ich in London bin. Aber ich bin jedesmal heilfroh, wenn ich nach Chandelle zurückkommen kann."
"Das Schloß ist so wunderschön, daß es wahrscheinlich ein Ausgleich für fehlende Liebe sein kann", sagte Rose nachdenklich.
"Aha, dann geben Sie also zu, daß unter gewissen Voraussetzungen eine Vernunftehe durchaus zufriedenstellend sein kann?"
"Vielleicht genügt sie manchen Leuten. Mir nicht. Wenn ich eines Tages heirate, dann nur aus Liebe."
"Wie Kerry und Jacques? Glauben Sie wirklich, daß deren große Liebe eine Garantie für ewiges Glück ist? Ich persönlich ziehe eine gut arrangierte Ehe vor."
Rose schaute ihn überrascht an. Sie hatte nicht damit gerechnet, daß er über Kerry und Jacques Bescheid wußte. Doch dann fiel ihr ein, daß Jacques' Vater Philippes Gutsverwalter war, und sie vermutete, daß er es Philippe erzählt hatte. "Ich weiß, daß die beiden sehr glücklich sind", erklärte sie mit Bestimmtheit.
"Sind Sie denn mit dem, was die zwei getan haben, einverstanden?" fragte Philippe.
"Das habe ich nicht gesagt."
"Und trotzdem verteidigen Sie sie?"
"Kerry ist meine Freundin, und selbstverständlich bin ich gekommen, als sie mich brauchte." Mit welchem Recht spielt er sich als Richter auf, fragte sich Rose. Er hatte ja selbst ein Verhältnis. Kerry und Jacques waren voreilig gewesen; aber jetzt hatte sich alles zum Guten gewendet, und sie machten aus ihrer Liebe kein Geheimnis
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