Princess Band 47
sprach ich? Ach ja, ich kam hierher, als meine Schwester Lucy Philippes Großvater heiratete. Sie war wunderschön, aber leider nicht sehr kräftig. Sie konnte sich nur schwer an die Art der Franzosen und das heiße Klima gewöhnen. Und weil sie schreckliches Heimweh hatte, bat sie mich, zu ihr zu kommen. Ich wollte nur ein paar Wochen bleiben, aber es gab für mich soviel zu tun, daß ich meine Abreise immer wieder hinauszögerte. Wie sich herausstellte, war es gut, daß ich geblieben bin. Lucy erwartete ein Kind, Philippes Vater, und wir fürchteten, daß sie die Geburt nicht überleben würde, weil sie so zart war. Und später konnte sie mit dem lebhaften Kind nicht allein fertig werden, also war an meine Heimreise nicht zu denken."
"Es muß eine große Hilfe für Ihre Schwester gewesen sein, Sie bei sich zu haben", sagte Rose leise.
"Das hoffe ich sehr. Jedenfalls ließ sie mich nicht wieder fort. Und nun bin ich schon so lange hier. Wenn ich jetzt auf mein Leben zurückblicke, frage ich mich, wo all die Jahre geblieben sind. Aber ich hatte hier ein glückliches Leben, das heißt, ich habe es immer noch. Wissen Sie, daß ich Philippe großgezogen habe?"
"Wie kam denn das?" fragte Rose interessiert.
"Es war ganz furchtbar. Philippes Eltern wurden bei einem Autounfall getötet. Das liegt jetzt schon lange zurück. Philippe war damals noch sehr klein. Er kann sich kaum an seine Eltern erinnern." Die alte Dame versank in Schweigen. Nach einer Weile hob sie den Kopf und fragte: "Wo war ich stehengeblieben?"
"Sie erzählten, daß Sie Philippe großgezogen haben."
"Ach ja. Philippe kam auf eine der besten Privatschulen in England. Sein Großvater wollte ihn in Frankreich erziehen lassen, aber ich habe ihm klargemacht, daß Philippe eines Tages sowohl das Geschäft in England als auch das in Frankreich übernehmen würde und deshalb beide Sprachen perfekt beherrschen müsse. Französisch konnte er ja. Ach, Philippe war ein wunderbares Kind."
"Redest du über mich, Tante Celia?" Philippe stand auf der Treppe und schaute lächelnd auf sie herab. Weder Rose noch Miss Grantchester hatten sein Kommen bemerkt.
"Ich habe Rose ein bißchen die Zeit vertrieben, Philippe. Du solltest eine junge Dame nicht warten lassen, mein Junge!"
"Das ist allein meine Schuld", warf Rose schnell ein. "Ich bin zu früh gekommen."
Miss Grantchester griff nach ihrer Hand. "Ich freue mich, daß Sie zeitig da waren. Es hat mir großen Spaß gemacht, mich mit Ihnen zu unterhalten. Sie müssen heute abend mit uns essen!"
"Ich fürchte, daß ich zum Dinner nicht zurück sein werde, Tante Celia", sagte Philippe bedauernd.
Ein Schatten flog über das Gesicht der alten Dame. "Soll das heißen, daß du in Les Virages bleibst?" fragte sie mit deutlicher Mißbilligung. "Du solltest das nicht tun, Philippe. Schließlich mußt du an deine Position denken."
"In diesem Punkt werden wir wohl immer verschiedene Auffassungen haben", erwiderte Philippe. "Aber es würde mich freuen, wenn Rose heute abend mit dir ißt, Tante Celia. Bestimmt wird sich auch einmal die Gelegenheit ergeben, daß ich euch beiden beim Dinner Gesellschaft leiste, aber für heute muß ich mich leider entschuldigen. Ich bin bereits verabredet."
"Nun, da ich dich nicht zur Vernunft bringen kann..."
"Über dieses Thema werden wir uns nie einig werden, Tante Celia." Philippe beugte sich über sie und küßte sie auf die Stirn. Anscheinend hat er sie sehr gern, dachte Rose, aber wohl nicht genug, um ihr zuliebe seine Affäre in Les Virages aufzugeben.
"Junge Männer sind alle gleich", bemerkte Miss Grantchester. "Immer mit dem Kopf durch die Wand, und immer das Herz über den Verstand regieren lassen."
Philippe war schon zum Wagen gegangen, er hatte die letzte Bemerkung nicht mehr gehört, die sich sicherlich auf eine alte Streitfrage zwischen ihm und seiner Tante bezog.
Rose erhob sich. "Ich muß gehen, Miss Grantchester."
"Dinner ist um acht Uhr. Kommen Sie doch bitte eine halbe Stunde früher zum Aperitif."
Rose lehnte die freundliche Einladung nicht ab. Da Philippe nicht anwesend sein würde, brauchte sie sich keine Gedanken zu machen. Sie freute sich, daß Miss Grantchester sie so selbstverständlich akzeptiert hatte. Sie lief schnell zum Auto, wo Philippe auf sie wartete und ihr höflich die Tür aufhielt. Bald befanden sie sich auf dem Weg nach Les Virages.
"Ihre Großtante ist eine charmante alte Dame", begann Rose das Gespräch.
"Ja, sie ist ein wunderbarer
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