Princess Band 47
Schloßhof, wo Philippe ihr Gesicht nicht so deutlich hätte sehen können. "Das war Charles Maybury. Er... wir gingen zusammen zur Schule."
"Aha, ich verstehe." In Philippes Stimme schwang ein so anzüglicher Unterton mit, daß Rose noch verlegener wurde. "Er ist Ihr Freund, nicht wahr?"
"Nein!" Ihre Antwort kam zu schnell und zu heftig.
"Ich hatte aber durchaus den Eindruck, daß Sie mit ihm auf recht freundschaftlichem Fuß stehen." Philippe ließ nicht locker.
"Wir hatten uns lange nicht gesehen", versuchte Rose sich herauszureden.
"Ach so. Darum also konnte der junge Mann es gar nicht abwarten, seine charmante Schulfreundin zu küssen", bemerkte Philippe ironisch.
"Ich bin wirklich nur seine Schulfreundin." Rose fühlte sich herausgefordert. "Übrigens habe ich ihm das heute abend ganz unmißverständlich klargemacht. Aber was geht Sie das alles eigentlich an?" fuhr sie fort. "Warum sollte Sie meine Beziehung zu Charles interessieren?"
Philippe sah sie mit einem unergründlichen Blick an. Dann verbeugte er sich scheinbar betroffen und sagte spöttisch:
"Verzeihen Sie mir, meine Liebe. Ich versichere Ihnen, daß ich nichts mehr darüber hören möchte. Und jetzt kommen Sie, Tante Celia wartet auf ihren Gast."
Aha! Sie war also Tante Celias Gast! Nicht seiner! Na schön, Monsieur Philippe du Caine, wie Sie wollen, dachte Rose. Trotzig warf sie den Kopf zurück, bevor sie ihm folgte.
Miss Grantchester wandte sich sofort zur Tür, als Rose und Philippe eintraten. "Guten Abend, Miss Grantchester", sagte Rose jetzt. "Hoffentlich habe ich Sie nicht zu lange warten lassen. Ich hatte noch sehr viel zu tun und konnte nicht früher weg."
"Ist schon gut, Kleines. Ich verstehe das sehr gut. Sie müssen müde sein von all den Hochzeitsvorbereitungen. Morgen ist ja der große Tag."
"Wir sind soweit mit allem fertig, und jetzt, wo Kerrys Familie angekommen ist, dürfte es keine Probleme mehr geben. Aber ich muß zugeben, daß ich ziemlich müde bin."
"Möchten Sie noch eine Kleinigkeit essen oder trinken, bevor wir Ihnen Ihr Zimmer zeigen?"
"Nein, danke."
"Philippe, würdest du bitte nach Yvette klingeln?" Er griff nach dem bestickten Klingelzug. Kurz darauf kam Yvette herein.
"Ich möchte zu Bett gehen, Yvette. Wir können Rose auf dem Weg ihr Zimmer zeigen", sagte Miss Grantchester mit einem freundlichen Lächeln.
Philippe half seiner Tante beim Aufstehen und küßte ,sie zärtlich auf die Wange. Er begleitete sie hinaus und legte ihre Hand auf das Geländer, damit sie sich besser orientieren konnte.
Sein ganzes Verhalten zeugte von tiefer Zuneigung, dachte Rose gerührt. Sie lächelte ihn an, als sie ihm gute Nacht sagte.
Er verbeugte sich und küßte ihre Hand. Es war keiner der üblichen Handküsse, die nur eine Andeutung sind. Seine Lippen berührten eine ganze Weile ihre Haut, und ein seltsames Gefühl rieselte Rose den Rücken herab.
Philippe war ihre Reaktion nicht entgangen, denn als er sich wieder aufrichtete, lag ein zufriedenes Lächeln um seinen Mund. "Gute Nacht, Rose Robinson."
Rose lief so hastig hinter Miss Grantchester die Treppe hinauf, daß sie fast gestolpert wäre. Sie atmete tief durch, in dem Versuch, sich zu beherrschen. Oben blieb sie stehen und schaute zurück. Aber Philippe war bereits im Salon verschwunden.
Miss Grantchester wartete vor der Tür zu Roses Zimmer. Rose trat ein und blieb überrascht stehen.
"Aber dieses Zimmer... das war doch das Zimmer von Philippes Großmutter", stammelte sie.
"Ja, und jetzt gehört es für einige Zeit Ihnen. Es wird Ihnen gefallen. Man hat einen schönen Blick auf den Garten, und ein eigenes Badezimmer haben Sie auch."
"Ich...ich..."
"Gefällt es Ihnen nicht, Rose?"
"Es ist wundervoll. Aber es ist viel zu schön für mich."
"Unsinn, Kind. Haben Sie alles, was Sie brauchen? Wenn nicht, klingeln Sie, und eines der Mädchen wird sich um Sie kümmern."
"Danke, ich habe alles."
"Dann gute Nacht, Rose."
"Gute Nacht, Miss Grantchester, und vielen, vielen Dank." Impulsiv gab Rose der alten Dame einen Kuß.
"Ach was, mir macht es Freude, Sie bei mir zu haben. Kommen Sie, Yvette. Es ist schon spät für mich."
Nachdem Miss Grantchester gegangen war, blieb Rose eine ganze Weile mitten im Zimmer stehen und betrachtete ihr neues Reich. Sie konnte es nicht fassen, daß sie in einem so herrlichen Zimmer wohnen sollte. Dann schaute sie sich das Bad an, das auf antike Art überaus elegant eingerichtet war. Die Kacheln hatten ein
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