Princess Band 47
bitten, mir Geld zu schicken. Natürlich nur leihweise. Als ich hörte, daß du hier bist, habe ich mich gleich auf den Weg gemacht."
"Armer Charles."
"Spar dir dein Mitleid. Ich habe mich glänzend amüsiert. Laß mich erst mal vierundzwanzig Stunden schlafen, dann erzähl ich dir alles."
"Wann bist du angekommen?"
"Vor zehn Minuten. Eben habe ich mit Kerry einen Kaffee getrunken."
"Haben wir etwas Vernünftiges zum Mittagessen da?" fragte Rose ihre Freundin. Sie machte sich Sorgen, weil Charles so dünn und blaß aussah.
"Nicht sehr viel", gestand Kerry. "Ich wußte nicht, daß Charles kommen würde und hatte für uns nur Salat und Käse geplant."
Rose schaute auf die Uhr. "Ich laufe ins Dorf und schau, was ich auftreiben kann."
"Ich komme mit." Charles stand auf.
"Das brauchst du nicht. Bleib hier und ruh dich aus."
"Rose, benimm dich nicht wie eine Glucke. Das paßt nicht zu dir. Komm, ich möchte sehen, was einem hier am Ende der Welt für Genüsse geboten werden."
Auf der Straße legte Charles zärtlich den Arm um Rose. "Du siehst fabelhaft aus", bemerkte er. "Das Leben in Frankreich scheint dir zu bekommen."
"Danke", lachte Rose. "Leider kann ich dir das Kompliment nicht zurückgeben."
"Das brauchst du mir nicht dauernd unter die Nase zu reiben, Rose. Warte nur, bis ich dir von meinen Erlebnissen erzähle. Dir werden die Haare zu Berge stehen." Er schaute sie zärtlich an.
"Gib mir einen Kuß, Rose."
"Charles, doch nicht hier auf offener Straße!" wehrte sie verlegen ab, obwohl kein Mensch zu sehen war.
"Nur einen kleinen Kuß, Darling." Und schon hatte er sie in die Arme genommen.
Rose wehrte sich und wollte sich von Charles losreißen. Er aber zog sie noch fester an sich und drückte sie gegen eine Mauer. Es gelang ihr nicht, sich zu befreien. Genau in dem Moment, als Charles sie küßte, fuhr ein Auto dicht an ihnen vorbei. Rose erkannte Philippes blauen Sportwagen und sah, wie Philippe zu ihr hinüberschaute. Was für ein Kind Charles doch ist, dachte sie. Kein Vergleich zu Philippe.
Sie dachte schon wieder an Philippe! Konnte sie ihn denn nicht vergessen? Er bedeutete ihr doch nichts. Warum machte es sie so verlegen, daß er gesehen hatte, wie Charles sie küßte?
Charles ließ sie los und schaute sie mit einem seltsamen Blick an. "Rose, wo bist du mit deinen Gedanken?"
Rose zuckte die Schultern. Sie konnte ihm unmöglich sagen, woran sie gedacht hatte. Außerdem ärgerte sie sich über sich selbst, weil Philippe du Caine einen so starken Einfluß auf sie gewonnen hatte, von dem sie sich nicht einmal befreien konnte, wenn ihr Freund bei ihr war.
"Komm, Charles", sagte sie entschlossen. "Wir müssen uns beeilen. Wenn der Metzger seinen Laden schließt, bekommen wir bis vier Uhr nichts mehr zu kaufen."
Nach dem Mittagessen legte sich Charles hin. Er bestand darauf seinen Schlafsack zu nehmen, weil er die frischbezogenen Betten nicht benutzen wollte, die für Kerrys Familie bereitstanden. Auch Kerry machte ein Nickerchen, während Rose Charles' Sachen wusch.
Bald darauf hingen diese auf der Wäscheleine, wo sie in der heißen Nachmittagssonne schnell trockneten. In Charles Rucksack war kein einziges Stück saubere Wäsche gewesen, und Rose fühlte sich ziemlich müde, als sie alles ordentlich zusammengelegt hatte.
Nach einer Weile kam Kerry gähnend aus ihrem Zimmer und schaute auf die Uhr. "Was, so spät ist es schon? Mein Gott, was sollen wir meinen Leuten zu essen geben?"
"Ich dachte, du hättest alles geplant", antwortete Rose.
"Das habe ich total vergessen. Was machen wir denn bloß auf die Schnelle?"
"Wie war's mit einer Gemüsesuppe und frischem Brot? Danach eine kalte Platte, fertige Salate und Obst."
"Okay. Dazu noch Schlagsahne und Kaffee. Apropos, wir müssen noch Kaffee kaufen."
Sie stellten eine Einkaufsliste zusammen und gingen ins Dorf, wo sie bald alles besorgt hatten. Zu Hause bereiteten sie das Abendessen vor.
Sie waren fast fertig, als sie zwei Autos vorfahren hörten. Kerrys Familie war angekommen. Ihre Mutter, ihr Vater, ihr Bruder, ihre Schwägerin und deren beide Kinder umarmten und küßten sie, bis sie kaum noch Luft bekam. Offenbar waren al e entschlossen, das Beste aus der Situation zu machen und Kerry die Freude nicht zu verderben. Jedenfalls wurde kein einziger Vorwurf laut, im Gegenteil, alle waren sehr lieb zu ihr.
"Ihr habt ja Rose noch gar nicht begrüßt", lachte Kerry. "Ich weiß nicht, was ich ohne sie gemacht hätte."
Mrs. Langham
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