Princess Band 47
Und dann machten sie das Beste daraus." Miss Grantchester seufzte. "Ich mache mir Sorgen, weil Philippe immer noch nicht geheiratet hat. Dauernd sage ich ihm..." Sie unterbrach sich, als sie Schritte hörte. Es war Philippe, was Miss Grantchester offenbar erkannt hatte.
"Was sagst du mir dauernd, Tante Celia?" fragte Philippe lächelnd und gab ihr vorsichtig ein Glas in die Hand.
Miss Grantchester trank einen Schluck. "Daß es höchste Zeit für dich ist, endlich zu heiraten. Du solltest dir ein so nettes Mädchen suchen wie Rose."
"Tja, da komme ich leider zu spät", erwiderte er spöttisch. "Rose hat bereits einen Freund. Er ist heute sogar hier." "Davon haben Sie mir gar nichts erzählt", sagte Miss Grantchester vorwurfsvoll zu Rose.
Rose lachte verlegen. Es war ihr unangenehm, daß dieses Thema angeschnitten worden war. "Charles und ich sind alte Schulfreunde. Er tauchte gestern hier auf. Ich hatte keine Ahnung, daß er kommen würde."
"Hmm", machte Miss Grantchester. "Das klingt nicht nach einer ernsthaften Konkurrenz für dich, Philippe. Frauen wollen erobert werden. Ich halte nichts von diesen neumodischen Emanzipationsgedanken. Sie doch hoffentlich auch nicht, Rose?"
"Doch, in gewisser Weise schon."
"Das kommt nur daher, daß Sie noch jung sind. Wenn Sie erst einmal verheiratet sind, werden sich Ihre Ansichten schnell ändern."
"Aber Sie selbst befürworten doch eine Ehe, in der Mann und Frau Partner sind, eine klare, vernünftige Regelung ohne persönliches Gefühl. Dann können Sie doch auch nicht erwarten, daß sich einer der Partner dem anderen unterordnet oder von ihm erobert werden will."
"Nicht unterordnen, Rose. Jeder soll sein Teil beitragen. Ein harmonisches Duett sozusagen. Mir wäre es viel lieber, Philippe würde sich seine Frau sorgfältig aussuchen, als mir jemanden anzubringen, in den er bis über beide Ohren verliebt ist. Sie dürfen nicht vergessen, daß Philippes zukünftige Frau eine bedeutende Position einnehmen wird und zu repräsentieren hat."
"Ich heirate jedenfalls nur, wenn ich meinen Mann aus ganzem Herzen liebe", sagte Rose.
"Liebe ist nicht am wichtigsten, Rose. Man kann auch ohne romantische Ideen ein gute Ehe führen."
"Philippe ist bestimmt derselben Ansicht", erwiderte Rose ziemlich schnippisch.
"Seit zehn Jahren drängt Tante Celia mich schon zur Heirat. Vielleicht wird es dich beruhigen, Tantchen, daß ich mich in letzter Zeit näher mit diesem Gedanken befaßt habe."
"Es ist auch höchste Zeit, Philippe. Ich verstehe nicht, warum du so lange zögerst."
"Entschuldige, Tante Celia. Aber ich möchte die Gründe für mein Verhalten nicht gern diskutieren. Vor allem nicht jetzt und hier." Philippes Stimme klang sehr entschieden. Rose spürte zum erstenmal eine leichte Spannung zwischen ihm und einer Großtante, die Miss Grantchester aber sofort diplomatisch überspielte.
"Also gut, mein Junge." Sie drückte Philippes Hand. "Aber warte nicht zu lange. Ich würde es so gern noch erleben, dein Kind im Arm zu halten. Wenn ich wüßte, daß die Ahnenreihe fortgeführt wird, könnte ich beruhigt sterben."
"Du solltest nicht ausgerechnet heute vom Sterben reden, Tantchen." Philippe drückte die alte Dame herzlich an sich. "So, und jetzt kümmere ich mich um die Gäste."
Das Fest dauerte noch lange. Gegen Abend verabschiedeten sich die meisten Gäste, und nur die nächsten Verwandten des Brautpaares blieben übrig. Sie setzten sich im Ballsaal an den gedeckten Tisch zu einem Dinner mit zahllosen Gängen und edlem Wein.
Nach dem Essen spielte eine Gruppe junger Musikanten, die mit dem Vieillants befreundet waren, zum Tanz auf. Jacques und Kerry mußten als erste auf die Tanzfläche und wurden heftig beklatscht.
Dann kam Philippe und verbeugte sich vor Rose. Sein Gesichtsausdruck war ernst, doch in seinen Augen entdeckte sie ein beunruhigendes Funkeln. "Kommen Sie, Rose. Nun sind die Brautjungfern und die Trauzeugen an der Reihe."
Er führte sie zur Tanzfläche und wirbelte Rose im Takt der Musik herum. Er führte so sicher und geschickt, daß sie seinen Schritten mühelos folge n konnte und sich leicht und beschwingt fühlte.
Nun betraten auch andere Paare die Tanzfläche, und die Musik wechselte zu einem langsameren Stück über. Philippe drückte Rose fester an sich und beugte sich ein wenig zu ihr herunter, so daß sein Gesicht an ihrer Wange lag. Sie überließ sich der einschmeichelnden Musik und gab sich ganz seiner Führung hin. Sein Atem streifte
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