Principia
zusammenballte, um einen Taschendieb zu packen. Die Feuerwehr an ihren Spritzen in den Tower Hamlets und nun in der Nähe der Mincing Lane, ebenfalls umgeben vom Pöbel, vor dem sie durch Kordons aus Rotröcken geschützt wurden. Die Highlander oben auf dem White Tower, siegreich, aber irgendwie auch verloren, da niemand ihre Leistung bemerkt zu haben schien. Die Männer auf der Barke, die das große Rad drehten, als wäre es das Hauptantriebsrad einer gewaltigen Uhr. Die Schiffe im Pool, die sich wie immer ihren täglichen Mühen und Abenteuern widmeten und von all dem nicht das Geringste mitbekamen.
Phaeton selbst war gerade dabei, auf der oberen Themse, einige Wegstunden westlich der Stadt, eine Bruchlandung hinzulegen. Mit etwas Glück würde er auf dem Weg nach unten Windsor Castle in Brand stecken. Der Schein seines Endanflugs zerstob flach über London und ließ die ganze Stadt zerklüftet und golden aussehen. Jack schaute sich das alles mit größter Aufmerksamkeit an, so wie er damals über Kairo geschaut hatte, und tatsächlich kam die Stadt ihm plötzlich genauso seltsam und fremdartig vor wie seinerzeit Kairo. Was bedeutete, dass er alles mit dem unverstellten Auge des Reisenden betrachtete und Dinge sah, die der Urlondoner mit seinem abgestumpften Blick gar nicht mehr wahrnahm. Diese Sichtweise war er Jimmy und Danny und seiner ganzen Nachkommenschaft schuldig. De Gex hatte nämlich recht, Jack war ein Bastard, der zu großer Höhe aufgestiegen war und in vertrautem Ton mit Heroen und Titanen geplaudert und Dinge gesehen hatte, die er nie hätte sehen sollen. Vielleicht war das für viele Generationen das letzte Mal, dass ein Shaftoe von einem solchen Aussichtspunkt hinabschauen und so vieles so klar sehen konnte. Aber was sah er eigentlich?
»Dad«, mahnte Jimmy gerade, »es ist Zeit.«
Er warf einen Blick hinüber. Das Seil war jetzt so dick wie sein Handgelenk und bewegte sich nicht mehr; es war unten vertäut worden, wobei die Säule des Monuments als Poller herhalten musste. In einer halben Meile Entfernung draußen auf dem Fluss hatten die Männer auf der Barke ihr Ankertau gekappt und große Taschen aus schwerem Gewebe – Treibanker – ins Wasser geworfen. Die Strömung der Themse hatte sie aufgebläht. Sie zogen die Barke mit gewaltiger Kraft flussabwärts, und die Spannung, die sie auf die ganze Länge des Seils ausübten, war hier oben spürbar – denn das Tauwerk, mit dem der große Flaschenzug oben an der Spitze des Monuments festgebunden war, fing jetzt an zu ächzen und zu knarren wie die Takelage eines Schiffes, das von einer Sturmböe erfasst wurde. Auf der strammen Trosse saß jetzt über ihren Köpfen ein beweglicher Block, das heißt eine eingekerbte Rolle, die sich auf einer gut geschmierten Achse in einem schmiedeeisernen Gehäuse drehte. Davon hingen zwei Ketten herab, die leicht auseinandergingen und an den beiden Enden eines kurzen Bretts befestigt waren. Jimmy hielt die eine dieser Ketten fest, Danny die andere. Der Wagen des Phaeton war zum Einsteigen bereit. Alle hier oben – sogar die Juden, deren Angst einer gewissen Faszination gewichen war – richteten vielsagende Blicke auf ihn und dann auf Jack.
»Schon gut, schon gut«, sagte Jack. Er ging mit großen Schritten darauf zu. De Gex reichte ihm einen der zwei Tornister, und Jack hängte ihn sich über die Schulter. »Ich sehe Euch bald wieder, Padre«, sagte Jack herblassend. Selbst de Gex spürte, dass er sich jetzt zurückziehen sollte. Jack kletterte auf das Brett, das etwa auf Höhe des Geländers hing. Während er sich daraufsetzte und den schweren Tornister in seinem Schoß platzierte, stützte er sich mit dem Fuß am Geländer ab, als hätte er Angst, die Jungs könnten ihn anschubsen, bevor er bereit war. Eine durchaus nachvollziehbare Angst, denn er wollte ihnen noch einen Rat geben.
»Nun, Jungs«, sagte er, »das hier wird entweder funktionieren oder nicht. Falls es danebengeht, vergesst nie, dass es außer England auch noch andere Orte gibt, an denen man sich aufhalten kann; das brauche ich euch nicht zweimal zu sagen, ihr habt mehr davon gesehen als die meisten anderen. Der Großmogul nimmt immer gute Söldner in Lohn. Königin Kottakal wäre erfreut, euch wieder an ihrem Hof zu haben, ganz zu schweigen von ihrem Schlafzimmer. Unsere Partner in Queena-Kootah würden euch am Fuß des Eliza Peak einen Heldenempfang bereiten. Auch Manila ist gar nicht so übel. Nach Japan zu gehen, empfehle ich euch
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