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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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derjenigen wenige Augenblicke zuvor auf dem Dach von St. Mary-at-Hill auffallend ähnelte.
    »Wie es scheint, trinken sie Whisky und tanzen einen Reigen«, erwiderte Tomba.
    »Dein Witz bringt dich noch um, und das Werkzeug werden meine Hände an deiner Gurgel sein«, bemerkte Jack seelenruhig.
    »Einige von ihnen ziehen die Schnur vom Barking-Friedhof ein«, gab Tomba zurück, »andere hissen eine Fahne.«
    » Hissen eine Fahne?! In meinen Anweisungen kam keine Fahne vor«, brüllte Jack.
    »Ein Andreaskreuz und -«
    »Ach du lieber Himmel! Befasst sich denn einer dieser Highlander mit einem Flaschenzug?«
    »An dem Flaschenzug arbeitet – wartet mal -, ach du liebes bisschen!«, rief Tomba aus und ließ lachend das Fernrohr sinken.
    »Was ist denn los?«
    »Die Rakete! Sie hätte einen von ihnen fast umgerissen«, erklärte Tomba, als vom Fluss her wieder ein basiliskenartiges Zischen sie erreichte.
    »Die letzte ist also richtig geflogen?«
    »Sie ist über das Dach des White Tower gehüpft wie ein flacher Stein über einen Teich«, bestätigte Danny, der das Ganze mit bloßen Augen verfolgt hatte, »dann einem Schotten zwischen den Beinen durchgesaust und schließlich in die nördliche Brustwehr gekracht.«
    »Ich hoffe, der Schotte war so geistesgegenwärtig, auf den Faden zu treten.«
    »Sie scheinen ihn einzuziehen – einer der Burschen macht sich jetzt an dem Flaschenzug zu schaffen – gut! Der Flaschenzug ist eingefädelt -«
    »Das Dach von Trinity House ist so weit!«, konstatierte Tomba, der sein Fernrohr auf ein Gebäude auf halbem Weg zwischen ihnen und dem White Tower gerichtet hielt.
    »Holt schnell die Lose durch!«, rief Jack über das Geländer hinunter. Er war hier oben in feuriges Licht getaucht. Die Männer am Fuß des Monuments mühten sich in blauem Zwielicht damit ab, so schnell ihre Hände sich bewegen konnten, den schlaff durchhängenden Faden von oben einzuziehen. Sie arbeiteten auf einer freien Fläche, einer Art Verteidigungszone, die um den Fuß der Säule herum angelegt worden war. Am Rand dieser Zone sammelte sich, schwarzen Fusseln gleich, rasch der Pöbel, in Schach gehalten von stämmigen Raufbolden mit Peitschen und Bogenschützen, die auf den Sockel der großen Säule geklettert waren, um sich unter den Flügeln ihrer Drachen zu verbergen.
    »Was für ein Gerücht hast du denn ausgestreut?«, fragte Jack Jimmy. Unmittelbar unter ihnen konnte er den abgeplatteten Kessel wie eine frisch geprägte Münze glänzen sehen.
    »Dass Jack, der Falschmünzer, bei Sonnenuntergang oben auf dem Monument erscheinen und Guineen hinunterwerfen würde«, antwortete Jimmy.
    »Der Barking-Friedhof ist auch so weit!«, verkündete Danny, was bedeutete, dass, obwohl niemand ihn sehen konnte, der seidene Faden sich jetzt in einer einzigen, ununterbrochenen Kettenlinie von dem großen Flaschenzug über ihren Köpfen über eine Entfernung von knapp einer halben Meile zu einer ähnlichen Vorrichtung erstreckte, die die Schotten am südöstlichen Rondell des White Tower angebracht hatten. Von dort verlief er über den inneren und äußeren Wall und den Kai hinweg zu einer Barke, die im Laufe der vergangenen Stunde flussabwärts getrieben war und dann Anker geworfen hatte. Vom Wasser aus nicht sichtbar, von diesem erhöhten Punkt aus jedoch deutlich zu erkennen, war ein großes Rad von mehreren Ellen Durchmesser in diese Barke montiert. Seine Achse stand senkrecht, der Radkranz lag entsprechend parallel zum Deck. Es war kein wuchtiges Rad, nicht so etwas wie eine Ankerwinde, eher eine Art auf die Seite gelegtes Spinnrad. Ein Dutzend oder mehr Seeleute standen um es herum und begannen jetzt, offenbar auf ein Zeichen vom White Tower hin, dieses Rad zu drehen – wobei sie genau den Faden einholten, den sie eine Minute zuvor mit der Rakete über die Zinnen geschickt hatten. Innerhalb weniger Augenblicke war das Ergebnis ihrer Anstrengungen oben auf dem Monument wahrzunehmen. Denn mit der wachsenden Spannung war eine Veränderung im Winkel des Fadens wahrzunehmen.
    »Los geht’s!«, schrie Jack zu den Männern hinunter, die sich um einen außergewöhnlich großen, am Fuß des Monuments festgekeilten Wagen geschart hatten. Ein Flickwerk aus verschlissenen Segeln hatte seine Ladung bis jetzt bedeckt. Als diese jetzt weggezogen wurden, kam darunter ein riesiges zylindrisches Behältnis zum Vorschein, in dem sich Meilen und Meilen fachmännisch aufgerollten Tauwerks befanden. Es war aber kein normales Seil von

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