Principia
verfolgt wurde, war vermutlich die Belohnung und der Umstand, dass diejenigen, die ihn ergriffen, sie nicht mit dem ganzen Pöbel teilen wollten. Vorderhand also waren seine Verfolger nur zu zweit, und sie wurden von Johann in Schach gehalten, der ein Schwert hatte; Charles White aber konnte neue Verfolger produzieren, so rasch sich die Druckerpressen bedienen ließen.
Wie seltsam das war! Wie hätte er das den Dorfbewohnern erklären können, mit denen er in Afrika aufgewachsen war? Diese Metallstücke, in einen Rahmen gelegt, mit schwarzem Zeug beschmiert und auf diese weißen Blätter gepresst, besaßen die magische Eigenschaft, einen einzigen Menschen in einer Metropole zu einem verängstigten Flüchtling zu machen, während jeder andere, dessen Augen dem Zauber ausgesetzt wurden, zu seinem unerbittlichen Verfolger wurde. Doch in anderer Anordnung in denselben Rahmen gelegt, hätten dieselben Metallstücke keinerlei Effekt. Dappa fragte sich sogar, ob er nicht selbst ein paar Handzettel drucken lassen konnte, in denen er Charles White als seinen entlaufenen Sklaven bezeichnen und einen Preis auf seinen Kopf aussetzen konnte.
Die Vorstellung war verlockend – noch verlockender als diejenige, White eine Kugel durch den Leib zu jagen. Aber es war müßig, an derlei zu denken. Auf Flucht mochte Dappa hoffen. Rache war undenkbar.
Sie waren zu der breiten Kreuzung von Cornhill und einer großen, von Ecke zu Ecke ihren Namen ändernden Straße gelangt. Wenn sie hier links abbogen, würden sie auf der Bishopsgate nach Norden, in Richtung South Sea Company, Gresham’s College und Bedlam fahren. Wahrscheinlich aber würden sie sich nach rechts wenden und auf der Gracechurch Street südwärts fahren. Diese wurde alsbald zu Fish Street Hill und führte am Monument vorbei geradewegs zur London Bridge.
Die Kutsche kam mitten auf der Kreuzung zum Stehen, denn dort hatte sich eine ungewöhnlich große Anzahl von Menschen versammelt. Wenn Dappa nach rechts hinausschaute, sah er in aller Regel nur Hinterköpfe, und wenn er nach links hinausblickte, in aller Regel Gesichter; denn die meisten begafften irgendein Spektakel im Süden. Dappa konnte nicht sagen, worum es sich handelte. Er schaute nach links und versuchte, den Gesichtern die Antwort zu entnehmen. Er fand dort keine nützlichen Informationen außer derjenigen, dass sich das, was sie betrachteten, ziemlich hoch in der Luft befand. Aber er erblickte abermals South Sea House, einen sehr großen Komplex, dessen eines von mehreren Toren ein paar hundert Ellen entfernt auf der linken Seite von Bishopsgate lag. Das Gebäude war größer und neuer als das der Bank von England. In gewisser Weise war es die Anti-Bank; seine Sicherheit, der Gegenwert, auf den es Geld verlieh, war der Asiento, der transatlantische Sklavenhandel, den man vergangenes Jahr im Kriege Spanien abgerungen hatte.
Von der Menge erhob sich ein plötzlicher Ausruf. Dappa warf einen Blick nach rechts und meinte, einen schwarzen Rauchfaden zu sehen, der sich von der Spitze des Monument aus durch die Luft zog. Und dann sah er ein zweites Mal hin, denn die Laterne auf der Spitze des gewaltigen Pfeilers wurde von so etwas wie einem mit Nottakelage versehenen Flaschenzug verunstaltet. Eine vulgäre Unterhaltung für den Pöbel, vermutete er.
Doch zurück zum South Sea House. Der Anblick dieses üblen Ortes, der wie ein Piratenschiff querab an Backbord dräute, hatte bestimmte Vorstellungen in Dappas Kopf zusammenfallen lassen. Mit einem Mal hatte sich bei ihm ein Plan – kein skizzenhafter, sondern ein fertiger, kompletter Plan – eingestellt, und er lieferte so offensichtlich die richtige Vorgehensweise, dass Dappa ihn ohne jede Überlegung in die Tat umsetzte. Denn dieser Plan hatte den wundersamen Effekt, die gewaltige Bleikugel aus seinem Magen zu entfernen.
Er ließ sich auf dem Boden der Kutsche auf die Knie nieder und drehte das Flugblatt auf der gegenüberliegenden Bank um. Er zog einen Bleistift aus der Tasche, leckte ihn mit der Zunge an, als würde ihm das Beredsamkeit verleihen, und schrieb:
Euer Gnaden, Mylady -
Johann hat tapfer und gut seine Pflicht getan. Bitte tadelt ihn nicht, wenn Ihr diese Kutsche leer findet.
Bei unserem letzten Gespräch haben wir von meiner Karriere als Verfasser von Büchern und Erzähler von Sklavengeschichten gesprochen. Dabei wurde ein Gleichnis gebraucht, in dem meine bisherigen Werke mit ebenso vielen Kugeln einer Traubenladung verglichen wurden, die, auf
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