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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Küstenwachturm Feuer ausgebrochen sei und viele verwirrte und irregeführte Dragoner, von der Dunkelheit überrascht, im Watt umhergestürmt seien. Man habe ein, zwei Boote gesichtet und sie bis zum Einbruch der Dunkelheit verfolgt. Sir Isaac sei von einem treibenden Wrack gerettet worden, wo man ihn und einen weiteren betagten Whig-Naturphilosophen in der Bilge beim Spielen mit einem Schachtelmännchen gefunden habe.
    »Euer Pflichtgefühl ist uns allen ein Beispiel, Mr. White«, bekundete Bolingbroke mit einer Stimme, die vor Belustigung über das abschließende Detail des Schachtelmännchens förmlich troff. »Wenn Ihr irregeführt wurdet, so lag es nur daran, dass die byzantinischen Intrigen, die an diesem Tag im Gange waren, dem Wesen eines ehrlichen Engländers fremd sind. Sagt mir, als Ihr zum Tower zurückgekehrt seid und jene unbeschreibliche Szene vorgefunden habt, wart Ihr da wegen der Kronjuwelen in Sorge?«
    »Natürlich, Mylord, und ich habe mich sträcklings dorthin begeben.«
    »Begibt man sich heutzutage wirklich noch sträcklings irgendwohin?«, fragte Roger.
    Das ob dieser Frivolität eintretende Schweigen war vollkommen.
    Charles White räusperte sich und fuhr fort: »Da ich feststellte, dass von den Juwelen mehrere fehlten, nahm ich zunächst an, dass dies alles erklärte.«
    »Wie das, Mr. White?«, erkundigte sich Bolingbroke, nun in einer Art freundlichem Kreuzverhör-Ton.
    »Mylord, ich überlegte, dass die Schwarzgardisten hinter den Kronjuwelen hergewesen und dass sämtliche Vorfälle des Tages im Tower Bestandteil ihres Plans gewesen waren.«
    »Aber Ihr sprecht in der Vergangenheitsform, Mr. White. Haben sich Eure Ansichten zu der Angelegenheit geändert?«
    »Erst einige Wochen später, als man einige der Schwarzgardisten gefasst und dazu gebracht hat zu erzählen, was sie wussten, begann ich Fehler in dieser Hypothese zu erkennen.« Er sprach das Wort falsch aus.
    »Aber es schien doch eine völlig vernünftige Hypothese zu sein, nicht wahr? Keiner hätte etwas daran auszusetzen gehabt, wenn uns die Gefangenen nicht die Information geliefert hätten, dass Jack der Falschmünzer keinerlei Verlangen an den Tag gelegt hat, die Kronjuwelen zu sehen.«
    »Sie erschien in der Tat vernünftig, Mylord, jedenfalls versuchte ich mir das eine ganze Weile einzureden; doch mit kritischerem Auge betrachtet, hält sie nicht stand.«
    »Warum nicht, Mr. White?«
    »Dass man mich zu der Fahrt flussabwärts veranlasst hat, von der ich gerade berichtet habe, war, wie Euer Lordschaft deutlich gesehen haben werden, ein Ablenkungsmanöver, mit dem man mich und die Erste Kompanie der Guards vom Tower weglocken wollte.«
    »So will es scheinen.«
    »Es muss daher, mit einiger List und Vorbedacht, von jemandem in die Wege geleitet worden sein, der heimlich mit Jack im Bunde stand und von einem Erfolg von Jacks Unternehmen profitieren würde.«
    »Eine durchaus vernünftige Annahme«, räumte Bolingbroke ein. Dann erinnerte er White: »Wir sehen erwartungsvoll einem entsprechenden Geständnis von Sergeant Shaftoe entgegen.«
    »Betrachtet das als erledigt, Mylord – aber Robert Shaftoe ist bloß ein Sergeant. Zwar ein sehr altgedienter, aber -«
    »Ich verstehe, was Ihr meint, Mr. White. Vielleicht sollte man Oberst Barnes befragen. Er hätte die Autorität -«
    »Hätte, Mylord, aber – und ich habe das in Gedanken tausendmal hin- und hergewendet – Oberst Barnes hat eine solche Autorität an jenem Tag gar nicht ausgeübt. Ich habe darum ersucht, dass er eine Kompanie auf den Feldzug zum Shive Tor schickt, weil wir, so wie Sir Isaac sich äußerte, eine ganze Kompanie oder mehr brauchen würden, um mit der kleinen Armee von Schwarzgardisten fertigzuwerden, die wir dort finden würden.«
    »Aber Mr. White, Ihr werdet Euch doch nicht etwa selbst der Komplizenschaft beschuldigen!«
    »Selbst wenn ich es täte, Mylord, so hätte es niemals Bestand; denn mittlerweile ist eindeutig belegt, dass das eigentliche Ziel von Jack dem Falschmünzer nicht die Kronjuwelen, sondern die Münze war – um genau zu sein, die Pyx. Und welchen Vorteil sollte ich wohl von irgendeiner Manipulation der Pyx haben?«
    »Welchen Vorteil würde überhaupt irgendwer davon haben«, wollte Bolingbroke wissen.
    »Das ist ohne Belang«, warf Sir Isaac ein, » da die Pyx niemals manipuliert worden ist!«
    »Sir Isaac Newton! Von Euch haben wir noch gar nichts gehört. Wärt Ihr denen zuliebe, welche die Pyx noch nie gesehen haben, so

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