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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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glauben, dass so etwas einem unverbesserlichen Wieger wie Mr. Threader passiert sein könnte?«
    »Ich werde darüber nachdenken«, sagte Daniel, »unter der Bedingung, dass du eine andere, genauso widerwärtige Möglichkeit in Erwägung ziehst, nämlich dass die Royal Society in ihren Reihen einen anderen, weitaus ranghöheren Mann als Henry Arlanc hat, der mit Jack dem Falschmünzer unter einer Decke steckt.«

Clerkenwell Court
    27. JULI 1714
    »Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte.«
    Typisch Isaac, fand Daniel: das Gespräch mit einer Verteidigung gegen eingebildete Vorwürfe wegen Verspätung zu beginnen. Da Daniel der einzige Mann in dem Raum (Saturns Uhrengeschäft in der Coppice Row) war, hätte manch einer das als übertriebene Vorsichtsmaßnahme angesehen, aber wenn man er war, konnte man nie ganz sicher sein.
    »Atemberaubender Eifer wäre die Wendung, die ich benutzt hätte, um deine Reaktion auf meine Nachricht zu beschreiben«, versicherte Daniel ihm. »Ich hatte dich nicht vor einer Stunde erwartet und von den übrigen Mitgliedern des Clubs nehme ich an, dass sie gar nicht auftauchen werden.«
    Für den Fall, dass Daniels Versicherungen einer Täuschungsabsicht entsprungen waren, fuhr Isaac fort, seine Rechtfertigung zu untermauern. »Über dem königlichen Hof von St. James ist heute eine Art Sturm ausgebrochen. Die Vornehmen sind allesamt auf der Straße – so als wäre zu einem bestimmten Zeitpunkt gegen Mittag jeder Höfling und Politiker in London auf den Gedanken gekommen, er befinde sich am falschen Ort.«
    »Das ist keine schlechte Beschreibung dessen, was passiert ist.«
    »Ich war in der Royal Society, wo ich ein paar Dokumente im Zusammenhang mit Leibniz durchsah, und als ich deine Nachricht bekam, fand ich es nahezu unmöglich, auf die Fleet Street hinaus zu treten. Zuerst fürchtete ich, die Königin sei gestorben, aber die Glocken läuten nicht für sie.«
    »Ich weiß ein bisschen was darüber, was heute in St. James’s geschehen ist«, sagte Daniel, »aber da du hierhergekommen bist, statt dorthin zu gehen, vermute ich, deine Sorge gilt eher den Ereignissen in Newgate .«
    »Wann ist er entwischt?«, fragte Isaac.
    »Irgendwann in der Nacht. Mr. Partry ist jetzt dort und befragt die Gefängniswärter.«
    »Da wir uns nicht darauf verlassen konnten, dass Mr. Partry Mr. Arlanc im Gefängnis behält, sehe ich keinen Grund, ihn jetzt mit weiteren Aufgaben zu betrauen.«
    »Sein Auftrag bestand nicht darin, Arlanc in Newgate zu behalten , sondern ihn dort abzuliefern – was er getan hat. Dort wurden die Ketten, die Partry ihm angelegt hatte, entfernt und gemäß einer bei den Gefängniswärtern üblichen Gepflogenheit durch viel schwerere ersetzt.«
    »Es entspricht auch ihrer üblichen Gepflogenheit, Geld dafür zu nehmen, dass sie diese schweren Ketten durch leichtere ersetzen.«
    »In der Tat. Nachdem Arlanc eine Nacht in schwere Eisen gelegt im Verurteiltenloch verbracht hatte, bekam er neue Ketten, die so leicht waren, dass sie kaum mehr als Symbolcharakter besaßen, und wurde verlegt -«
    »In Kelterhof und Kastell?!« Isaac schüttelte den Kopf und richtete den Blick auf den Verkehr in der Coppice Row. »Irgendjemand – offenbar Jack oder einer seiner Mittelsmänner – kam herein und streute ein bisschen Geld unter die Gefängniswärter. Sie gaben ihm eine angenehme Unterkunft für eine Nacht und schauten dann weg, als er an einem Abflussrohr hinunterrutschte. Ich hätte es ahnen müssen.«
    »Der Grund, warum du es nicht getan hast, war vielleicht, dass es eigentlich keine Rolle spielt .«
    »Ich diene unter einem formellen Vertrag, Daniel. Für mich spielt die Handhabung der Gerechtigkeit immer eine Rolle.«
    »Dann lass es mich anders sagen. Alles, was die Zukunft für Arlanc noch bereithielt, war Bestrafung. Wir hätten keinerlei Informationen mehr aus ihm herausbekommen. Das war ganz offensichtlich. Also hast du das lästige Geschäft, für seine Einkerkerung und seinen Prozess zu sorgen, verdrängt. Genau wie ich.«
    Da erblickten beide Männer durchs Fenster Peter Hoxton und Sean Partry. Sie waren grob aus Richtung Newgate die Coppice Road heraufgekommen. Saturn ging voraus und bahnte ihnen einen Weg durch den Verkehr, der sich fast ausschließlich in die entgegengesetzte Richtung bewegte.
    Es war Dienstag. Am Freitag war einer der Hinrichtungstage in Tyburn. Dann würden die Straßen unpassierbar sein, ebenso wie am Donnerstag. Fleisch, das heute oder morgen

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