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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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ja, Dr. Waterhouse, ich habe ihren Namen laut ausgesprochen – zum Narren gemacht hatte, und wusste, dass sie die Garantie für meine Loyalität darstellte. Sie hatte nämlich aufgrund gewisser Verwicklungen, in die diese falsche Schlange von Schicksal sie hineingezogen hatte, den jungen Herzog von Arcachon geheiratet, ihm Kinder geboren und für gewöhnlich die Hälfte ihrer Zeit in Frankreich unter den Adligen dieses Landes zugebracht, die emsige Mörder eigener Geschwister, Eltern etc. sind. Sie zu vergiften, oder Schlimmeres, sollte für de Gex so einfach sein wie das Ausreißen eines lästigen Nasenhaars. Und so sah das Geschäft aus: Jack würde nach London gehen, um unter der Kontrolle seines lästigen Aufpassers de Gex die Vernichtung des viel gerühmten Pfund Sterling zu betreiben, und im Gegenzug würde man Eliza in Ruhe lassen.
    Was für einen Unterschied zwölf Jahre ausmachen! Der Krieg ist vorbei, meine Freunde, und Frankreich hat ihn gewonnen. Oh, England hat ihnen ein paar Brocken abgerungen, aber vertut Euch nicht, auf dem spanischen Thron sitzt ein Bourbone. Leroy sähe immer noch gerne Jamie den Vagabunden auf dem britischen Thron, aber das ist ihm jetzt nicht so wichtig, wie ihm 1701 die Sicherung der spanischen Erbfolge war! Das Unterfangen, die Währung auszuhöhlen, an dem ich hart gearbeitet habe, hat eine neue Gestalt angenommen. Vorher bestand das Ziel darin, einen Zusammenbruch im Außenhandel dieses Landes herbeizuführen – der einzigen Quelle, aus der die Mittel zur Begleichung der Kriegskosten flossen. Jetzt geht es um eine unbedeutende Angelegenheit: einen Skandal zu provozieren und die Reichen der Stadt gegen die Whigs aufzubringen. Schaut nicht so entrüstet, Ike, Ihr wisst ganz genau, dass ich darauf aus war. Ich bin in der Lage, das jetzt ins Werk zu setzen, sobald Bolingbroke eine Münzprobe arrangieren kann. Soll ich? Soll ich mein Land an Frankreich verraten? Vielleicht! Hier gibt es nämlich viel, was hassenswert ist. Verspüre ich einen starken Drang dazu? Nicht mehr. Denn Eliza ist verwitwet. Ihre französischen Kinder sind erwachsen und teilen ihre Zeit zwischen Paris und Arcachon auf. Ihr deutscher Sohn ist ständig bei ihr. Es ist jetzt zwei Jahre her, seit sie zuletzt den Boden Frankreichs mit ihrer Anwesenheit beehrte. Alles in allem ist es jetzt für de Gex viel schwieriger, ihren Tod herbeizuführen – und noch schwieriger wird es, wenn ich seinen herbeiführe.«
    »Endet das Ganze womöglich damit, dass Ihr Euch etwas ausbittet?«, fragte Daniel.
    »Alles, was ich begehre, ist ein würdevoller Rückzug aus dem Lärm der Welt«, sagte Jack. »Allerdings glaube ich, dass ich die Farm in Carolina, da Ihr sie nun schon erwähnt habt, lieber meinen Söhnen geben sollte. Wenn sie in London bleiben, werden sie nur wieder in Schwierigkeiten geraten.«
    »O ja«, sagte Daniel, »dass man in Amerika in Schwierigkeiten gerät, ist ja auch fast undenkbar.«
    » Andere Schwierigkeiten, das ist alles, was ich für meine Jungs suche«, erwiderte Jack. » Heilsame Schwierigkeiten draußen an der frischen Luft.«

Monmouth Street
    ZUR SELBEN ZEIT
    Wenn der Pöbel sich herausgefordert fühlt, empört er sich allenthalben.
     
The Mischiefs that ought justly to be apprehended
from a Whig-Government
Anonym (Bernard Mandeville zugeschrieben),
1714
     
     
     
     
     
    Aus den Stallungen von Leicester House hatten Johann und Caroline zwei graue Wallache geborgt: gute, aber unauffällige Reitpferde in einfachem Sattel- und Zaumzeug. Sie ritten Seite an Seite die Monmouth Street hinauf. Caroline saß wie ein Mann rittlings auf ihrem Ross, was dadurch erleichtert wurde, dass sie eine Männerreithose trug. Ihr Haar war unter eine weiße Männerperücke gestopft, und an ihrer linken Hüfte baumelte sogar ein Stoßdegen. Johann war ähnlich gekleidet, nur war er mit dem großen alten Rapier bewaffnet, das er immer bei sich hatte, seit mysteriöse Personen begonnen hatten, Anschläge auf das Leben ihm nahestehender Menschen zu verüben. Sie sollten wie zwei junge Herren aussehen, die einen Ausritt in die Stadt machten.
    Caroline drehte sich immer wieder zu Leicester Fields um. Johann hatte ihr nahegelegt, es nicht zu tun, aber für eine Angehörige des Königshauses war es schwierig, einen so banalen Rat anzunehmen. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie von einem Burschen auf einem schwarzen Pferd verfolgt wurden. Da aber die Monmouth Street sich in ihrem Verlauf stetig nach links krümmte,

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