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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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nicht im Tower in Garnison gelegt und mit dem Schutz der Münzprägung betraut?«, erkundigte sich Orney.
    »Doch, aber auch sie stehen unter dem Befehl von Charles White«, sagte Newton.
    »Nachdem Jack im April die Pyx manipuliert hatte«, erklärte Daniel Leibniz in einem Seitengespräch, »machte Bolingbroke sich das im Parlament zunutze und sagte, das zeige, dass man den Whigs die Münze nicht anvertrauen könne. So wurde ihm die Zuständigkeit für solche Dinge übertragen.«
    »Die er dann an White delegierte?«
    »Genau. Wenn jetzt die Hannoveraner kommen und die Whigs die Macht übernehmen, wird er diese Zuständigkeit bestimmt verlieren, aber bis dahin befehligt er sowohl die King’s Messengers als auch die Black Torrent Guards. Und übt die Kontrolle über die Münze und die Pyx aus.«
    Alle Gesichter hatten sich ihnen zugewandt. Daniels Nebengespräch mit Leibniz war zum Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit geworden. Vor allem Newton starrte Daniel erwartungsvoll an.
    »Seit den Vorkommnissen vor zwei Wochen«, fuhr Daniel fort, »sind die Spannungen zwischen Whigs und Torys, Anhängern des Hauses Hannover und Jakobiten abgeebbt, aber nicht ganz verschwunden. Die Truppen der Whig-Vereinigung biwakieren immer noch überall rund um die Hauptstadt, bereit, aufgeboten zu werden, falls Bolingbroke versucht, die Macht an sich zu reißen. Vielleicht könnte eine Truppe abgeordnet werden, um uns in dieser Angelegenheit behilflich zu sein. Ich werde mich unter Leuten umhören, die in solchen Dingen etwas zu sagen haben.«
    Danach zog sich das Treffen noch ein Weilchen hin, aber in Wirklichkeit hatte Daniels letzte Äußerung sein Ende bedeutet. Isaac dachte sich bald einen Vorwand aus, um zu gehen. Kikin brach ein paar Minuten später auf und nahm Leibniz mit, um unterwegs nicht näher spezifizierte Zarengeschäfte mit ihm zu besprechen. Threader und Orney fingen wie üblich an, sich zu kabbeln; obwohl keiner von beiden es je zugegeben hätte, war zwischen ihnen eine Art Freundschaft entstanden.
    Daniel und Saturn nahmen zusammen eine Wasserdroschke. Schon lange bevor sie London erreichte, hatte Saturn Grund, das zu bedauern, denn Daniel – zu Beginn des Tages, als er auf seinem Ballen gesessen und das vorbeifließende Wasser betrachtet hatte, noch so zufrieden – war jetzt selbst für saturnische Verhältnisse düster und grüblerisch geworden. »Issac wird das auf die Spitze treiben«, sagte Daniel voraus. »Winkelzüge, Gefälligkeiten und stillschweigende Übereinkünfte sind nichts für ihn. Der Waffenstillstand, den wir im Schwarzen Hund mit Jack geschlossen haben, ist vergessen. Er muss die bête noire erlegen. Ha! Ich frage mich, was er für mich im Sinn hat.«
    In der Hoffnung, sein Mitfahrer würde den Mund halten, wenn er ihn nur lang genug ignorierte, hatte Saturn auf etwas Belangloses am Flussufer geschielt. Diese letzte Bemerkung veranlasste ihn jedoch, sich zu Daniel umzudrehen und ihn zu fixieren. »Warum sollte er etwas für Euch im Sinn haben?«
    »Ich bin alles, was zwischen ihm und dem Salomonischen Gold steht, seiner Meinung nach jedenfalls.«
    »Ist das wahr?«
    »Der Zar und manche seiner Günstlinge wie die Herren Kohan und Kikin hätten eine Kleinigkeit mitzureden, wenn Isaac das Zeug konfiszieren würde«, räumte Daniel ein, »aber sie sind weit weg und gehören letztlich nicht zu Newtons Welt. Solche Personen wird er einfach außer Acht lassen. Mich wird er dafür hassen, dass ich das Falsche getan habe.«
    »Was folgt praktisch daraus, wenn man so gehasst wird?«, fragte Saturn.
    Daniel dachte an Hooke und daran, wie Hookes Nachlass verschwunden war. Aber machte das wirklich etwas aus, wenn man zu dem Zeitpunkt, wo so etwas passierte, bereits tot war?
    »Bei den Zusammenkünften des Clubs ist er höflich zu Euch -«, fuhr Saturn fort.
    »Und ich hatte mich gewundert, warum – bis heute«, erwiderte Daniel. »Die King’s Messengers und die Black Torrent Guards stehen Isaac nicht mehr zur Verfügung. Bolingbroke hat ihm die weltliche Macht entzogen, die er vor ein paar Monaten noch hatte oder zu haben glaubte. Gegen Jack, den Falschmünzer, vorzugehen, erfordert diese Art von Macht – und ich besitze sie, zumindest indirekt, durch Roger.«
    »Aber warum um alles in der Welt«, fragte Saturn, »solltet Ihr Euch auf so etwas einlassen, wenn Ihr davon ausgeht, dass Sir Isaac in Euch einen Feind sieht, der aus dem Weg geräumt werden muss?«
    »Eine durchaus vernünftige Frage«,

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