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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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unwichtigen Einzelheiten schwirrte Daniel der Kopf; es sei nur so viel gesagt, dass das Arrangement bloß dann einen Sinn ergab, wenn der stellvertretende Direktor im Grunde genommen nicht besser war als die inhaftierten Schuldner, sodass er, wenn infolge eines Ausbruchs die Verantwortung ihm zufiel, einfach den nun lästig gewordenen Titel abstreifen, seinen Bankerott erklären und wieder in der Masse der Fleet-Insassen verschwinden konnte.
    • Ein paar Gerichtsdiener, Beamte, deren Aufgabe darin bestand, Gefangene zu den verschiedenen Gerichtshöfen und wieder zurück zu bringen; sie wohnten nicht im Gefängnis, hatten keine Waffen (abgesehen von ihren beschlagenen Amtsstäben) und nicht die Macht, Daniel zu helfen oder zu behindern.
    • Ein Straßenkehrer, der, soweit man es beurteilen konnte, eine schmarotzende Art von Hausmeister darstellte.
    • Ein Ausrufer.
    • Ein Kaplan.
    • Drei Gefängniswärter.
    Sooft Daniel diese Liste auch durchging, er konnte nicht ergründen, wie in einem Gefängnisbau dieser Größe mit einem Personal, dessen ausführendes Organ, wie die Dinge lagen, aus drei Gefängniswärtern bestand, unter mehr als tausend Männern, Frauen und Kindern jede Nacht für Ordnung gesorgt werden konnte. Er würde hingehen und nachschauen müssen. Das konnte jeder tun; es wurde nicht einmal wie in Bedlam eine Eintrittsgebühr verlangt. Daniel fiel nicht weiter auf, solange er alte Kleider trug und nicht herumposaunte, dass er ein Lord Regent war.
    Entlang des Ditch-Ufers präsentierte sich das Fleet als eine einzige Mauer, belüftet durch ein paar mit kräftigen Gittern versehene Fenster, hinter denen die armen Schuldner den ganzen Tag saßen und mit Blechnäpfen klapperten, die sie zwischen den Gitterstäben hinausstreckten. Passanten konnten Münzen hineinschmeißen, doch da hier Passant zu sein so viel hieß wie am Ufer der Cloaca Maxima des gekrönten Eilands zu wandeln, gab es davon nicht allzu viele. Hooke hatte den ganzen Ditch überbrücken, also begraben wollen. Das hätte dem Napf-Klapper-Geschäft zu einem unglaublichen Aufschwung verholfen, aber dazu war es nicht gekommen.
    Neben dem Bettelgitter der armen Schuldner führte ein massiver tunnelartiger Torbogen über eine einschüchternde Länge von vierzig Fuß durch diese Mauer von Gefängnisbauten, die sich über dem Ditch-Ufer erhob. Dieser Tunnel war zu beiden Seiten von Steinbänken gesäumt, auf denen fast immer unangenehme Zeitgenossen saßen. Sobald man den Tunnel betrat, überquerte man die ehemalige Grenze und verließ damit, wenn auch nur vorübergehend, das Bistum des Bischofs von London. Armselige Geistliche saßen hier den ganzen Tag in der Hoffnung, einen oder zwei Shillinge zu verdienen, indem sie schnelle Trauungen vollzogen, bei denen keine Fragen gestellt wurden. Ein paar Ellen von dort entfernt wäre dieselbe Zeremonie unerlaubt und rechtswidrig gewesen, aber hier hatte der Bischof keine Macht, sie zu verbieten. Es gab zu viele solcher Pfarrer, als dass der begrenzte Platz auf den Bänken unter dem Bogen gereicht hätte; die Unternehmungslustigeren stolzierten am Ufer des Fleet auf und ab und hofften, Kundschaft anzulocken.
    Die anderen Leute auf der Bank waren zumeist männliche und weibliche Prostituierte oder deren Kunden, die auf ein Geschäft hofften, das hier ausgehandelt und innerhalb des Gefängnisses vollzogen werden musste.
    Die überwölbte Passage endete an einer nicht mehr als etwa acht Fuß hohen Steinmauer, aus der oben eine Reihe eiserner Spitzen fröhlich herausragte. In die Mitte der Mauer war eine mit einem Gitter versehene Tür eingelassen. Hinein durfte jeder, aber nur manche durften auch heraus. Daniel verlangsamte seinen Schritt, als er darauf zuging. Peter Hoxton hatte eine Art Nachhut gebildet und lief fast in ihn hinein. »Ihr dürft weitergehen«, versicherte Saturn, während er sich nach den Leuten auf den Bänken umschaute, denn diese hatten Daniel bemerkt und fingen an, verschiedene Angebote vorzubringen. Daniel beachtete weder ihn noch sie. Stattdessen starrte er auf seine Füße. Er drehte seinen Spazierstock herum und schlug mit dem massiven oberen Ende auf die Pflastersteine, trat ein paar Fuß zur Seite und wiederholte das Ganze. Schließlich beschloss er hineinzugehen. Unmittelbar vor der Tür kam es jedoch zu einem unangenehmen Zusammenstoß zwischen ihm und einem jungen Mann. Er war nicht unangenehm im Sinne von brutaler Gewalt oder scharfen Worten, denn der junge Mann versuchte

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