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Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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gesäumt, die parallel zum Flussufer und einen Steinwurf davon entfernt standen. Zwei dieser Gebäude waren durch einen Spalt getrennt, den jeder andere in Dunkelheit und Nebel übersehen hätte. Daniel hatte ihn nur ausmachen können, weil ein Stückchen in diese schmale Gasse hinein auf der rechten Seite ein Licht brannte. Während Saturn darauf zutrottete, verdeckten sein Kopf oder seine Schultern es immer wieder. Nach einer Minute war das vorbei. Daniel hörte, wie eine Tür aufging, und vernahm unverständliche Wortfetzen, dann schloss die Tür sich wieder.
    Die Gasse erweiterte sich nach einem Stück zu dem geräumigen Hinterhof von Vintners Hall. Viele der Werkstätten dort, einschließlich derjenigen, die Saturn betreten hatte, waren Küfereien.
    »Zurück zu St. Stephen Walbrook«, wies Daniel den Kutscher an.
     
    William Ham wartete dort auf sie, draußen vor der Kirche, in der er getauft worden war. Er kletterte durch den Wagenschlag herein und ließ sich ächzend dort nieder, wo Saturn vorher gesessen hatte. »Noch nie wurde eine Kirche zu solchen Zwecken benutzt«, bemerkte er.
    »Ich habe dem Vikar erklärt – und werde es notfalls auch gerne noch einmal tun -, dass das alles einem redlichen und christlichen Unterfangen dient.«
    »Bitte sprecht nicht von Unter fangen , Onkel. Nicht heute.«
    Damit waren sie am Haupteingang der Bank von England angelangt, ganze siebenhundert Fuß entfernt.
    »Ich möchte dir etwas mitteilen«, sagte Daniel, während William an seinen Schlüsseln herumnestelte. Daniel hatte nämlich den Eindruck, dass Williams Langsamkeit, sein Ungeschick, nicht nur auf kalte Finger zurückzuführen waren.
    »Und was, Onkel?«
    »Ich habe bisher nicht mit dir darüber geredet, weil ich weiß, dass es ein heikles Thema ist. Aber nachdem dein Vater dahingeschieden war und auf Befehl des Lordkanzlers sein Keller – mit Gewalt – geöffnet wurde, gehörte ich zu dem Trupp, der hinabstieg und feststellte, dass er leer war.«
    »Höchst merkwürdiger Zeitpunkt, um das zur Sprache zu bringen«, sagte William äußerst schnippisch und knallte die Tür der Bank auf. Seine Verärgerung hatte zumindest dafür gesorgt, dass das Blut wieder durch seine Finger und vielleicht auch in sein Gehirn lief. Jetzt gab es ein kurzes Intermezzo in der Halle, während er die Nerven des Pförtners beruhigte und ihn drängte, wieder schlafen zu gehen. Dann begann er, Daniel in die labyrinthartigen ersten und zweiten Kellergeschosse der Bank hinunterzuführen. Während sie gingen, sprach Daniel weiter.
    »Dir kocht die Galle über, William. Kein Wunder! König Charles nahm deinem Vater das goldene Tafelgeschirr, das Münzgeld und das ungemünzte Edelmetall weg, das dem Haus Ham von seinen Einlegern anvertraut worden war. Das Haus war ruiniert. Dein Vater starb an der Schande. Andere im Bankiersgewerbe hatten Ähnliches erlitten – wenn auch in geringerem Maße – und begriffen, dass dein Vater keine andere Wahl gehabt hatte. Der König hatte das Gold genommen, indem er seinen gottgegebenen Anspruch darauf geltend machte. Deswegen hat es dir nie an Posten im Bankwesen gefehlt – weil die Geschichte unter Geld-Goldschmieden sprichwörtlich ist und du die lebendige Verbindung dazu darstellst.
    Jedenfalls«, fuhr Daniel fort, »nachdem wir den Keller deines Vaters leer vorgefunden hatten, stiegen wir aufs Dach deines Hauses -«
    »Wir?«
    »Deine Onkel Raleigh und Sterling und ich und Sir Richard Apthorp. Und weißt du, was da oben auf dem Dach geschah?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sir Richard gründete die Bank von England.«
    »Was meinst du damit?! Die wurde doch erst zwanzig Jahre später gegründet! Und überhaupt, wie kann ein Mann auf dem Dach eines Goldschmiedeladens, der gerade vom Pöbel niedergebrannt wird, eine Bank gründen?«
    »Ich meine, er sah alles ganz genau vor sich. Er sah, dass Banken nie richtig funktionieren würden, solange der König ihre Keller plündern konnte, wenn ihm das Geld ausging. Das war ein revolutionärer Gedanke. Wäre ihm wahrscheinlich nicht gekommen, wäre er nicht mit den Söhnen von Drake, dem Königsmörder, dem Feind des Göttlichen Rechts, dem Sachwalter des Unternehmungsgeistes, zusammengeworfen worden. Doch als Sir Richard diese Elemente im Kopf zusammensetzte, schuf er – all das.«
    »Donnerwetter!«, sagte William. »Ich wünschte, ich wäre derjenige gewesen, der das getan hat. Du weißt schon. Die Familienehre wiederherstellen und so was.« Vor der Tür zu dem

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