Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Principia

Principia

Titel: Principia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
Vom Netzwerk:
Durchschnittslondonerin. Und sie hatte jemanden bei sich, einen jungen Mann, einen ziemlich kräftigen Burschen, blond und blauäugig. Nicht Ehemann und nicht Beau, sondern Leibwächter. Bei ihm musste Jack klein beigeben und den Blick abwenden, aber nur weil er zerstreut war. Irgendetwas war im Gange.

Auf halbem Weg nach Cheapside
    MORGENDÄMMERUNG, MONTAG, 25. OKTOBER 1714
    »Ist Roger Euch im Traum erschienen oder so was?«
    »Wie belieben!?«
    Saturn öffnete zum ersten Mal, seit er eine Viertelstunde zuvor in Clerkenwell Court seinen Körper in die Kutsche gehievt hatte, die Augen. Bisher hatte er es sich nur mit jedem Stoß und jedem Schlenker bequemer gemacht. Die plötzliche Erkenntnis, dass sein Gefährte die ganze Zeit bei vollem Bewusstsein und in Gedanken gewesen war, machte Daniel etwas ungehalten.
    Saturn setzte sich etwas gerader hin. »Es sieht Euch so gar nicht ähnlich, von etwas zu wissen, bevor es geschieht. Ich habe mich gefragt, ob Ihr von der abgeschiedenen Seele des Marquis von Ravenscar heimgesucht wurdet.«
    »Die Erkenntnis kam aus anderer Quelle.«
    »Vom Earl of Lostwithiel?«
    »Still!«
    »Das dachte ich mir. Der Verdruss stand Seiner Lordschaft gestern bei der Plünderung von Clerkenwell im Gesicht geschrieben.«
    »Es wird noch schlimmer, wenn sich herumspricht, dass er mit mir geredet hat, also haltet Euch bitte zurück!«
    »Hm. Ich glaube nicht, dass Ravenscar sich die Diskretion der Leute dadurch verschafft hat, dass er sie zum Schweigen brachte. Ich glaube eher, dass er so eine Art ingénieur war, der verschiedene Interessen ausglich.«
    »Worauf wollt Ihr hinaus, außer dass ich kein Ersatz für Roger bin?«
    »Clerkenwell Court war für mich das, was eine versammelte Gemeinde für Euren Vater und seine Leute war. Nun ist das, was Ihr versammelt hattet, von denen da oben zunichtegemacht worden. Genauso gewiss, wie Eure Religionsbrüder sich in einer solch misslichen Lage nach Massachusetts abgesetzt haben, um auf einem Berg eine Stadt oder so etwas zu errichten, stelle ich mir vor, dass ich diese verdammte Stadt verlassen und mich zu etwas begeben werde, was für einen Mechaniker dasselbe ist wie Plymouth Rock für die Puritaner...«
    »Und wo ist das bitte?«
    »Ein anderer Ort namens Plymouth, aber älter und leichter zu erreichen.«
    Der Kutscher war, Daniels Anweisungen folgend, nach rechts abgebogen; Daniel hatte für einen Augenblick die Orientierung verloren und wusste nicht, wo sie waren, bis er zu ihrer Linken die Kirche St. Stephen Walbrook vorbeiziehen sah. In einem Fenster dort brannten bereits ein oder zwei Lichter; gut.
    Saturn schien ein wenig gereizt, weil Daniel diesen ausgezeichneten Köder nicht geschluckt hatte. »Plymouth ist doch dort, wo Mr. Newcomen seine Maschine baut, oder?«
    »Nicht weit entfernt«, sagte Daniel. »Ich werde Euch als Abschiedsgeschenk eine Landkarte von Südwestengland schenken, und auf der Reise könnt Ihr die feinen Unterschiede zwischen Plymouth, Dartmouth, Teignmouth et cetera studieren.«
    »Mouth, mouth, mouth, hier gibt’s ja so viele Münder wie im Parlament«, murmelte Saturn und betrachtete Daniel aufmerksam – ja sogar argwöhnisch. Vielleicht hatte er sich Sorgen darüber gemacht, wie Daniel reagieren würde.
    Daniel sagte: »Ich werde Mr. Newcomen eine hervorragende Beschreibung von Euch geben.«
    »Seid bedankt.«
    »Ich werde kein Wort über Höllenmaschinen oder nächtliche Ausbrüche aus Hurenaborten verlieren.«
    »Ich wäre Euch zu Dank verpflichtet.«
    »Betrachtet es bitte nicht in diesem Licht..., seht es vielmehr als eigennützige Tat meinerseits«, sagte Daniel. »Newcomen braucht weniger Schmiede und mehr Leute wie Euch.«
    »Ich habe gehört, dass er gewaltige Monstrositäten aus dem Boden stampft.«
    »Das tut er. Aber wo er Hilfe braucht, ist bei der Herstellung der kleinen komplizierteren Teile – der Ventile und so weiter. Genau die richtige Aufgabe für einen auf die schiefe Bahn geratenen Uhrmacher.«
    »Genau! Dann lasst uns das hier hinter uns bringen!«, sagte ein jetzt viel energischerer Peter Hoxton, der sich aus dem Wagenschlag hinausrollen ließ, obwohl die Kutsche noch gar nicht ganz zum Stehen gekommen war. Daniel roch den Fluss und spürte die Feuchtigkeit auf seiner Stirn; sie waren auf die Three Cranes eingebogen, einen Kai, der unweit der Stelle lag, wo der unterirdisch verlaufende Bach Walbrook sich in die Themse ergoss. Auf einer Seite war er von einer Reihe von Lagerhäusern

Weitere Kostenlose Bücher