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Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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hatte bezüglich der Gäste
Anweisungen gegeben, und Pringle sah, wie es alle drängte, sie auszuführen. Er
fühlte sich plötzlich wie ein Eindringling in dieser abgeschlossenen,
verschworenen Gemeinschaft. Und sie wollten ihn loswerden, das merkte er
deutlich. Doch bevor er ging, brauchte er noch eine Auskunft von ihnen: «Wann
haben sich der Colonel und Mrs. Willoughby eigentlich kennengelernt?» Alle
schwiegen, bis Jessie sagte: «Als du sie kennenlerntest, Millie, da kannten sie
sich doch schon, oder?»
    Millicent, junogleich, zuckte
gleichgültig ihre stämmigen Schultern und sagte langsam: «Ich glaube schon...»
    Alle warteten offenbar, daß Wilfred
etwas sagte. «Sie sind sich in Südostasien begegnet», bemerkte Millicent
mürrisch. Mr. Pringle hätte zu gerne noch weitere Fragen gestellt, aber er
wußte, daß es zwecklos sein würde. So trat er den Rückzug an. Er bezweifelte,
daß die Polizei bei ihren Vernehmungen erfolgreicher sein würde. Loyalität
gegenüber den Willoughbys galt auf Aquitaine mehr als Treue gegenüber
dem Gesetz. Ihre Antworten waren abgesprochen gewesen; sie hatten genau gewußt,
wie weit sie mit ihren Auskünften gehen durften. Und er hätte wetten mögen, daß
sie ihm, wenn sie nur gewollt hätten, sämtliche Details aus dem Leben der
Willoughbys hätten erzählen können — angefangen bei ihrer Geburt.
    Unter einer Lampe im Flur blieb er
stehen, um sich ein paar der Fragebogen anzusehen. Jessie, Wilfred und
Millicent stammten alle aus Dörfern in der näheren Umgebung. Die beiden
letzteren hatten sich in der vergangenen Nacht im Schloß aufgehalten. Was
Millicent anging, so war das klar; sie wohnte hier. Merkwürdig, dachte er. Bei
so einer kompetenten Frau hätte er erwartet, daß sie auf mehr Unabhängigkeit
Wert gelegt hätte. Mal sehen, wie ihr familiärer Hintergrund aussah. Vater: Früher
Landarbeiter, las er. Daher also ihre breiten Schultern und ihre großen,
starken Hände. Und wer hatte ihre Ausbildung bezahlt? Sie war geschieden;
vielleicht hatte sie sie von ihren Unterhaltszahlungen finanziert.
    Wilfreds Antworten fand er ausgesprochen
interessant. ‹Mutter: Ivy Bessie Wilson, geborene Green›. In die Spalte, wo
nach Angaben über den Vater gefragt wurde, hatte er lediglich eingetragen:
«1953 verstorben». Seltsam, diese Zurückhaltung, dachte Mr. Pringle. Und die
nächste, «Geschwister?», enthielt nur die eine, trostlose Bemerkung «Eine
Schwester; freigegeben zur Adoption». Mr. Pringle verglich das Todesdatum des
Vaters und das Geburtsdatum der Schwester und glaubte zu verstehen.
     
     
     

Kapitel vier
     
    Detective Inspector Keatly war kurz vor
Einbruch der Dunkelheit eingetroffen. Der Colonel, der genau wie sein Bruder
die Ankunft vom Sonnenzimmer aus beobachtet hatte, kommentierte bissig:
«Scheint nicht besonders groß zu sein; bin gespannt, was er für eine Schwäche
hat.»
    Zwischen den beiden Brüdern herrschte
eine Art prekären Waffenstillstands. Tom Willoughby war überzeugt, daß sein
Bruder mehr wußte, als er gesagt hatte — aber Gerard war stur; wenn er nicht
wollte, dann konnte man ihn nicht zwingen. Willoughbys einziger Trost war, daß
der Colonel sich auch gegenüber der Polizei kaum entgegenkommender verhalten
würde. Er mußte eben abwarten, bis Pringle ihm seinen Bericht gab, und danach
entscheiden, was als nächstes zu tun sei. Wenn er Glück hatte, konnte er
handeln, noch bevor die Polizei etwas entdeckt hatte. Und wenn er noch mehr
Glück hatte, so würde sich herausstellen, daß Gerard mit der ganzen Geschichte
wirklich nichts zu tun hatte. Aber das wagte er kaum zu hoffen.
    «Ich frage mich, ob der neue Inspektor
wirklich etwas herausfinden wird...» sagte er, um das Gespräch wieder in Gang
zu bringen, aber der Colonel biß nicht an. «Was ich am meisten fürchte, ist,
daß der Coroner auf Mord erkennt, aber noch kein Schuldiger feststeht, denn das
wird vermutlich bedeuten, daß die Leute ihre Buchungen hier rückgängig machen.
Vielleicht wäre es keine schlechte Idee, prophylaktisch eine PR-Kampagne zu
starten. Consuela und ich haben daran gedacht, ein paar Presseleuten ein freies
Wochenende hier zu spendieren.»
    Der Colonel zuckte gleichgültig mit den
Achseln. Was ihn anging, so ließ er Gott für sich sorgen, und deswegen sah er, Gerard
Mayhew Willoughby, überhaupt nicht ein, daß er auch nur den kleinen Finger
krumm machen sollte. Er las gelegentlich einen Bibelabschnitt und legte
regelmäßig zu Weihnachten und Ostern

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