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Prinz Charming

Titel: Prinz Charming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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wollte er eine Szene vermeiden. Auf der Treppe erschienen mehrere Leute und beobachteten stumm, wie William einen Narren aus sich machte. Hampton und Morris rannten die Stufen herab, und Taylor schenkte ihnen ein gezwungenes Lächeln, ehe sie sich zurücklehnte. »Bitte, fahren wir!« wisperte sie und hoffte, Lucas würde es hören.
    »Ja«, stimmte er zu und wollte einsteigen, aber bei Williams nächsten Worten besann er sich anders.
    »Ein Glück, daß wir euch beide loswerden! Wie fühlst du dich denn, lieber Bruder - nachdem du weißt, daß ich sie schon vorher hatte? Nun bekommst du nur das, was ich übriggelassen habe! Aber zu einem Wilden wie dir paßt sie großartig!«
    Bei dieser ungeheuren Beleidigung zuckte Taylor schockiert zusammen. Und ein Blick auf Lucas jagte ihr nackte Angst ein. Unverhohlene Mordlust sprach aus seinen Augen. Sogar William merkte angesichts dieser Miene, daß er zu weit gegangen war. Instinktiv wich er zurück, wandte sich erst nach rechts, dann nach links und suchte einen Fluchtweg, fand aber keinen. Hampton, das Gesicht kalkweiß, und Morris, das Gesicht feuerrot, nahmen ihn in die Zange. Nein, sie würden ihm nicht Platz machen. Deutlich genug hatten sie seine infame Verbalattacke gehört. Und beide bebten vor heller Empörung.
    Mit einer Hand packte Lucas seinen Halbbruder am Kragen und hob ihn hoch, die andere ballte er zur Faust und schlug sie ihm auf die Nase. Während er ihn in der Luft zappeln ließ, erklärte er: »Wenn du diese impertinente Verleumdung jemals wiederholst, komme ich zurück und bringe dich um.« Nach dieser düsteren Drohung schleuderte er William zu Boden. Lächelnd wandte er sich zu Hampton und Morris. »Meine lieben Freunde, Sie werden mich doch verständigen, sollte er meine Frau erneut diffamieren?«
    »Natürlich!« versprach Morris eifrig, und Hampton nickte nur, vollauf damit beschäftigt, William zu beobachten, der sich mühsam aufrappelte. Lucas stieg in die Kutsche und setzte sich Taylor gegenüber. Zufrieden lächelte er, als er die Tür schloß.
    Taylor drückte sich in die Ecke, um möglichst weit von ihrem Begleiter abzurücken - ein lächerliches Unterfangen angesichts seiner Größe und des beengten Raums. Aber in diesem Augenblick konnte sie nicht logisch denken. Erst einmal mußte sie ihre Panik bekämpfen, und zu diesem Zweck atmete sie tief durch. Das nützte nicht viel, doch es half ihr wenigstens, ihre Nervosität einigermaßen zu verbergen. Auch sie hatte ihren Stolz. »Ein Gentleman pflegt Meinungsverschiedenheiten nicht mit den Fausten auszutragen«, bemerkte sie und wartete vergeblich auf eine Entschuldigung. »Ich glaube, Sie haben Williams Nase gebrochen, Sir.«
    »Jedenfalls fühlte sich dieser Hieb sehr gut an.«
    »Wie bitte?«
    Amüsiert schaute er zu, wie sie die bebenden behandschuhten Finger ineinanderschlang. »Ich sagte, es fühlte sich gut an. Oder soll ich Sie etwa belügen?«
    »Selbstverständlich nicht! Und es tut Ihnen kein bißchen leid?«
    »Nein. Ich wollte ihn schon lange zusammenschlagen.«
    »Aber nach dieser spontanen, unbeherrschten Tat hatten Sie genug Zeit, um zu überlegen und einzusehen, daß sich ein Gentleman nicht so benimmt wie ...«
    Wie ein Barbar, hatte sie sagen wollen, doch er fiel ihr ins Wort. »O ja, ich habe nachgedacht und eine Erkenntnis gewonnen - es gibt gewisse Wünsche, die sich tatsächlich erfüllen.« Taylor seufzte laut auf, und Lucas beschloß, das Thema zu wechseln. »Sie konnten sich also nicht an meinen Namen erinnern?«
    Seine Stimme klang belustigt. Obwohl sie in der dunklen Kutsche sein Gesicht nicht sah, hegte sie den Verdacht, daß er grinste. Vielleicht würde auch sie die Situation eines Tages komisch finden, aber nicht jetzt. Der ganze Abend hatte sie ziemlich mitgenommen, und ihre blamable Vergeßlichkeit setzte all den unangenehmen Ereignissen noch die Krone auf. Dazu kam die Angst vor diesem Mann, mit dem sie nun allein war. Großer Gott, sie hatte einen Fremden geheiratet... »Normalerweise funktioniert mein Gedächtnis etwas besser. Aber es stimmt, Ihr Name fiel mir tatsächlich nicht ein - nur weil ich so aufgeregt war.«
    »Und deshalb verkündeten Sie ...«
    Taylor ließ ihn nicht ausreden. »Daß Sie mein Ehemann sind, ob’s Ihnen nun paßt oder nicht.«
    »Genaugenommen bin ich Ihr gesetzlicher Vormund«, korrigierte er sie, denn das hörte sich in seinen Ohren viel besser an.
    Sie zuckte die Achseln. »Um diese Vormundschaft zu übernehmen, haben Sie mich

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