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Prinz Charming

Titel: Prinz Charming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Lucas, da ist eine
    Frau, die hin und her läuft!« Wie eine Ratte, fügte sie in Gedanken hinzu.
    »Sie scheint ihre Sachen zu packen«, erwiderte er und öffnete die Tür. Als seine Frau aufstehen wollte, drückte er sie auf die Sitzbank zurück. »Was immer du siehst oder hörst, du bleibst hier. Versprich mir das!«
    »Ja, ich gebe dir mein Wort. Es sei denn, du brauchst mich.« Er stieg aus, und sie berührte rasch seinen Arm. »Paß gut auf dich auf«, flüsterte sie.
    Er nickte und schloß die Tür hinter sich.
    Angstvoll beugte sich Taylor aus dem Fenster. »Wir sollten unserem Kutscher nicht trauen. Sicher fährt er davon, sobald du im Haus bist.«
    »Das wird er nicht wagen.« Lucas hauchte einen Kuß auf Taylors Lippen, dann ging er zum Kutschbock, wo der mürrische Fahrer hockte. »Meine Frau bleibt im Wagen, bis ich zurückkomme.«
    Heftig schüttelte der Mann den Kopf. »Holen Sie sie lieber raus! In diesem Stadtteil warte ich auf niemanden. Das ist mir zu riskant.«
    Lucas gab vor, er hätte den Protest nicht verstanden, und bedeutete dem Mann, sich herabzubeugen und aufmerksam zuzuhören. »Wenn Sie aufwachen, bringen Sie uns zum Hotel zurück.«
    Der Fahrer fand keine Zeit, über den Sinn dieser Worte nachzudenken, denn Lucas’ Faust landete eisenhart auf seinem Kinn. Lautlos sank der Mann auf dem Kutschbock zusammen.
    Da Taylor diese Szene nicht beobachten konnte, nahm sie an, Lucas hätte den Fahrer umstimmen und veranlassen können, doch etwas länger zu warten. Sie sah ihren Mann die Sandstraße überqueren und die Stufen der wackeligen Veranda hinaufsteigen. Aber als er die Haustür erreichte, klopf-
    te er nicht an. Er drückte auf die Klinke, dann stemmte er seine Schulter gegen das Holz und brach das Schloß auf.
    Nachdem er im Haus verschwunden war, begann Taylor zu beten. Langsam verstrichen die Minuten, und nichts geschah. Zweimal umfaßte sie den Griff der Wagentür, zweimal zog sie ihre Hand wieder zurück. Sie hatte versprochen, in der Droschke zu warten, und solange sie keinen Schuß hörte, würde sie ihr Wort halten. Es sei denn, Lucas kehrte mit leeren Händen zurück.
    Wenn er nicht herausgefunden hatte, wo sich die Babys befanden, würde sie ihrerseits Nachforschungen anstellen. Sie umklammerte wieder den Revolver, der in ihrem Schoß lag, und merkte, wie heftig ihre Hände zitterten - ob vor Zorn oder Angst, wußte sie nicht.
    Plötzlich krachte es, berstendes Glas klirrte, und sie stellte sich vor, eine Vase würde auf Lucas’ Kopf zertrümmert. Da konnte sie nicht länger stillsitzen. Sie öffnete die Tür, sprang auf die Straße hinab und wollte zum Haus laufen, erstarrte aber, als Lucas in der Tür erschien.
    Wie sehr sie sich um ihn gesorgt hatte, merkte sie erst jetzt, da sie ihn wohlbehalten vor sich sah. »Gott sei Dank«, wisperte sie. Dann hörte sie den Kutscher laut stöhnen. Fühlte er sich nicht wohl? »Gleich fahren wir zurück, guter Mann!« rief sie ihm zu, ohne ihn anzuschauen, denn ihre ganze Aufmerksamkeit galt Lucas. Atemlos versuchte sie, seiner Miene zu entnehmen, ob er ihr gute oder schlechte Neuigkeiten erzählen würde.
    Aber sein Gesicht war ausdruckslos. Als er die Straße erreichte, tauchte eine schemenhafte Gestalt in der Haustür auf. Sobald der Mann ins Licht trat, erkannte sie Henry Westley. Offenbar hatte Lucas seine Nase eingeschlagen, weil ihm Blut übers Kinn rann. Mit der linken Hand wischte er es weg, die rechte hatte er hinter dem Rücken versteckt.
    Voller Haß starrte er Lucas nach, und als er die rechte Hand hob, sah sie die Waffe. Seine Absicht war unmißverständlich
    - er wollte Lucas in den Rücken schießen.
    Taylor fand keine Zeit, ihren Mann zu warnen, und zielte mit ihrem Colt auf den Angreifer. Im selben Augenblick fuhr Lucas herum und feuerte einen Sekundenbruchteil, bevor sie abdrückte. Ihre Kugel traf Westleys linke Schulter, und Lucas schoß ihm den Revolver aus der Hand.
    Der zweifache Knall riß den Kutscher aus seiner Benommenheit. Er richtete sich auf, packte die Zügel und schwang gerade die Peitsche, um die Pferde anzutreiben, als Lucas die Droschke erreichte. Er zog die Tür weiter auf, warf Taylor buchstäblich hinein und folgte ihr. Während das Vehikel auf zwei Rädern um die Ecke schlitterte, fiel die Tür von selber zu.
    Langsam richtete sich Taylor auf. In ihrer Verwirrung merkte sie nicht, daß der Colt auf ihren Mann zielte. Er nahm ihr die Waffe aus der Hand, bevor sie ihn versehentlich in einen Eunuchen

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