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Prinz der Nacht

Prinz der Nacht

Titel: Prinz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prinz der Nacht
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nach Luft rang. Schließlich log er: »Wir - wir - wir wollten auf den M-M-Markt gehen ... «
    »Du und der Sklave?«, fragte Magnus ungläubig. »Wozu? Um eine neue Peitsche zu kaufen, mit der du ihn schlagen kannst?«
    Inständig hoffte Zarek, sein Halbbruder würde keine weitere Lüge erfinden. Denn er musste noch schlimmere Qualen erdulden, wenn Valerius schwindelte, um ihn zu schützen. Am liebsten hätte er selbst die Wahrheit verraten. Aber ein Sklave durfte nicht ungefragt sprechen. Und es war ihm besonders streng verboten worden, seinen Vater anzureden.
    »N-N-Nun, also - ich ... «
    Fluchend trat Vater in Valerius ' Gesicht, und der Junge stürzte. Mit blutender Nase blieb er neben Zarek liegen.
    »Noch länger sehe ich nicht mit an, wie du ihn verhätschelst!«
    Magnus sprang aus dem Sattel und stürmte zu Zarek, der auf die Knie sank und die Arme über den Kopf legte, um sich gegen neue Schläge zu wappnen.
    »Steh auf, du Hund !«, befahl sein Vater und trat ihn in die immer noch schmerzenden Rippen.
    Aus Zareks Lungen wich alle Luft, kaltes Entsetzen lähmte ihn.
    Noch ein Fußtritt peinigte ihn. »Verdammt, auf die Beine mit dir !«
    Widerstrebend zwang sich Zarek zu gehorchen. Alle seine Instinkte drängten ihn zur Flucht. Doch damit würde er die Strafe nur verschlimmern, das hatte er schon vor langer Zeit gelernt. Also blieb er stehen und erwartete die grausamen Prügel. Sein Vater packte ihn am Hals und drehte sich zu Valerius um, der ebenfalls aufgestanden war.
    »Wie du mich anwiderst! Deine Mutter war eine Hure, und ich frage mich, welcher Feigling dich gezeugt hat. Von mir stammst du jedenfalls nicht ab.«
    Nur sekundenlang sah Zarek tiefe Verzweiflung in Valerius' Augen. Diese Lüge äußerte der Vater jedes Mal, wenn er sich über den Jungen ärgerte. Doch man musste die bei den nur ansehen, um zu erkennen, dass Valerius ebenso Magnus ' Sohn war wie Zarek.
    Verächtlich schob der Vater Valerius beiseite und zerrte Zarek an den Haaren zu einem Marktstand.
    Zarek hätte beinahe die Hand des Kommandanten umfasst, um den Schmerz zu mildern. Doch er wagte es nicht. Der Vater ertrug es nicht, wenn der illegitime Sohn ihn berührte.
    »Bist du ein Sklavenhändler?«, fragte Gaius Magnus.
    »Ja, mein Herr«, antwortete ein alter Mann. »Kann ich Euch heute für einen Sklaven interessieren?«
    »Nein, ich will dir einen verkaufen.«
    Leichenblass zuckte Valerius zurück.
    »Welch ein hübscher Junge, mein Herr. Für den werde ich einen hohen Preis erzielen.«
    »Den meine ich nicht«, fauchte der Kommandant, »sondern diesen.«
    Mit einem Fausthieb stieß er Zarek zu dem Sklavenhändler, der angewidert die Lippen kräuselte und sich die Nase zuhielt. »Ist das ein Scherz?«
    »Nein.«
    »Vater ... «
    »Halt den Mund, Valerius, oder ich verkaufe dich auch ! «
    Voller Mitgefühl warf Valerius seinem Halbbruder einen Blick zu, aber er schwieg klugerweise.
    Der Sklavenhändler schüttelte den Kopf. »Sosehr ich es auch bedauere, Herr, dieser Junge ist wertlos. Wozu habt Ihr ihn benutzt?«
    »Als Prügelknaben.«
    »Dafür ist er inzwischen zu alt. Meine Kunden wünschen sich jüngere, hübsche Burschen. Diesen hier könnte man nur als Bettler verwenden.«

    »Nimm ihn, und ich gebe dir zwei Denarii.«
    Fassungslos starrte Zarek seinen Vater an. Gaius Magnus bezahlte einen Sklavenhändler, damit er einen seiner Söhne erwarb? Unerhört...
    »Für vier nehme ich ihn.«
    »Drei.«
    Der alte Mann nickte. »Also gut, für drei.«
    Während die Worte in Zareks Ohren gellten, vermochte er kaum zu atmen. War er so nichtswürdig, dass sich sein Vater gezwungen sah, ihn zu verkaufen? Für drei Denarii? Sogar der billigste Sklave war zweitausend wert.
    Aber er nicht. Er war genauso wertlos, wie alle behaupteten. Kein Wunder, dass sie ihn hassten. Er beobachtete, wie Magnus den Mann bezahlte. Ohne ihn noch einmal anzuschauen, packte der Vater Valerius am Arm und zog ihn mit sich.
    Nun geriet eine jüngere Version des Sklavenhändlers in Zareks verschleiertes Blickfeld und stöhnte angeekelt. »Was sollen wir mit ihm machen, Vater?«
    Der Alte prüfte die Münzen zwischen den Zähnen. »Schick ihn in die Latrine für die anderen Sklaven, die soll er sauber machen. Wenn er an einer Krankheit stirbt - wen kümmert ' s schon? Sicher ist ' s besser, der da reinigt die Latrine als jemand, den wir mit Gewinn verkaufen können.«
    Da grinste der jüngere Mann, ergriff einen Stock und scheuchte Zarek zu den Marktständen.

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