Prinz der Nacht
brauchte ich einen Fluchtweg, von dem er nichts wusste.«
»Aber das Erdreich ist gefroren. Wie hast du es geschafft, die Tunnel zu graben?«
»Ich bin stärker als ein Mensch. Außerdem hatte ich neunhundert Jahre Zeit, um daran zu arbeiten. Wenn man gefangen ist und sich langweilt, kommt man auf die verrücktesten Ideen.«
»Zum Beispiel auf den Gedanken, einen Tunnel nach China zu graben?«
»Genau.« Er führte sie durch einen schmalen Korridor in einen Raum, wo er mehrere Waffen verwahrte.
»Bleiben wir tagsüber hier, Zarek?«
»Da ich im Sonnenlicht nicht verbrennen will, wäre das eine vernünftige Lösung, nicht wahr?«
»N atürlich.«
Als er alle Waffen eingesammelt hatte, die er tragen konnte, führte er Astrid zum anderen Ende der Höhle. Durch eine Falltür würden sie dichten Wald erreichen, der seine Hütte umgab. Nach Einbruch der Dunkelheit konnten sie die unterirdischen Gänge auf diesem Weg verlassen, ohne dass sie irgendwelche Gefahren befürchten müssten.
»Versuch ein bisschen zu schlafen, Prinzessin«, schlug er vor, zog seinen Moschusochsenparka aus und legte ihn auf den Boden.
Astrid wollte protestieren. Doch sie besann sich eines Besseren. Solche freundlichen Gesten waren ihm fremd. Und sie wollte sich nicht über seine guten Taten beklagen. Stattdessen legte sie sich auf den Parka. Aber er gesellte sich nicht zu ihr sondern wanderte umher. Offenbar wartete er, bis sie einschlief.
Voller Neugier auf seine Absichten, schloss sie die Augen und stellte sich schlafend. Nach ein paar Minuten zog er das Handy hervor, das Spawn ihm gegeben hatte, kletterte die Stufen hinauf und öffnete die Falltür, um besseren Empfang zu haben. Ob es funktionieren würde, wusste er nicht. Jedenfalls musste er es versuchen. Er wählte Ashs Nummer. »Komm schon, Acheron«, flüsterte er, »melde dich, verdammt noch mal.«
Reglos lag Astrid da. Wo Ash sich gerade aufhielt, würde sein Handy niemals klingeln. Das erlaubte Artemis nicht.
Andererseits - die Göttin kontrollierte nicht alles. Also nutzte Astrid ihre beschränkten Kräfte und unterstützte den Anruf.
Sobald das Handy läutete, fuhr Ash aus dem Schlaf hoch. Automatisch wälzte er sich im Bett herum und wollte nach seinem Rucksack greifen. Dann erinnerte er sich, wo er war. In Artemis ' Tempel durfte er nicht telefonieren. Eigentlich sollte das Handy gar nicht klingeln. Über dem Olymp gab es kein Netz. Und das konnte nur eins bedeuten - Astrid rief ihn an.
Wenn die Göttin ihn ertappte, während er mit der Nymphe redete, würde sie in helle Wut geraten und den Deal widerrufen. Nicht, dass es ihn stören würde, was sie ihm antun mochte. Aber er musste sie daran hindern, ihren Zorn an Astrid auszulassen. Zähneknirschend holte er sein Handy hervor, schaltete die Voicemail ein und lauschte der Nachricht. Was er hörte, erzeugte Nebelschwaden vor seine Augen.
Nicht Astrid, sondern Zarek.
»Verdammt, Acheron, wo bist du?«, knurrte Zarek. Nach ein paar Sekunden fügte er hinzu: »Ich - ich brauche deine Hilfe.«
Acherons Magen drehte sich um, als er diese Worte hörte. Niemals hätte er erwartet, Zarek würde sie aussprechen.
Für den Exsklaven war es die reine Hölle, jemanden zu brauchen. Insbesondere ihn.
»Klar, Acheron, ich weiß - ich bin so gut wie tot. Das ist mir egal. Keine Ahnung, was du über meine Situation weißt, aber ich habe eine Frau bei mir. Sie heißt Astrid. Und sie sagt, sie wäre eine Nymphe und eine Richterin. Nun ist Thanatos hinter mir her. Heute Nacht hat er bereits einen Dark Hunter getötet. Wenn er Astrid zwischen die Finger kriegt, wird er auch sie ermorden. Deshalb musst du sie beschützen, Acheron - bitte. Komm sofort hierher und pass auf sie auf, während ich Thanatos bekämpfe. Wenn du das nicht für mich tust - dann für sie. Nur weil sie mir helfen wollte, verdient sie es nicht zu sterben.«
Ash setzte sich im Bett auf und umklammerte das Handy so fest, dass es in seine Hand schnitt. Wie gern hätte er geantwortet. Doch er wagte es nicht. Wut und Schmerz durchströmten seinen Körper. Wie konnte Artemis es wagen, ihn erneut zu hintergehen? Zur Hölle mit ihr! Das hätte er wissen müssen. Natürlich würde sie Thanatos nicht einsperren, so wie sie es versprochen hatte. Was bedeutete ihr ein Mord mehr oder weniger? Gar nichts. Nur ihre eigenen Wünsche zählten.
Aber ihm war das alles nicht gleichgültig, er sorgte sich um Dinge, die Artemis niemals begreifen würde.
»Jetzt bin ich in meiner
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