Prinz für die Köchin
provençale. Imogen hielt gerade lange genug inne, um sich den Kartoffelsack zu schnappen, der ihrer Aufmerksamkeit harrte, dann marschierte sie hinüber und pflanzte sich neben ihm auf. »Du mieser Dreckskerl!«, zischte sie.
Dimitri drehte sich um und sah sie mit gespielter Überraschung an. »Na, sieh mal, wer da ist«, sagte er schroff. »Was hast du denn jetzt wieder für ein Problem?«
»Dimitri, wie konntest du nur Bastien erzählen, was passiert ist! So was hätte ich nicht mal dir zugetraut! Bastien, ich wollte es dir sagen, ich schwör’s!«, rief sie ihm zu.
»Was wolltest du mir sagen?« Bastiens Gesicht war ausdruckslos. »Dass du ihn besser findest als mich?«
Dankbar für den Krach, der sie umgab und dieses peinliche Gespräch überdeckte, bemühte sich Imogen verzweifelt, ihre Gedanken zu sammeln. »Aber so ist es doch gar nicht! Ich finde ihn nicht besser!« Zumindest nicht, wenn ich mich sehr bemühe, die Sache vernünftig anzugehen, sagte sie sich.
»Es war nicht Dimitri. Ich war es. Ich habe Bastien erzählt, was du abgezogen hast.«
Imogen fuhr herum. Direkt hinter ihr stand Larissa in ihrer förmlichen Kellnerinnenkluft. Ihr Gesicht war weiß vor Zorn. »Irgendjemand musste ihm ja sagen, was du wirklich bist, nämlich bloß eine kleine –«
»Larissa, das reicht«, fuhr Bastien entschieden dazwischen.
Imogen war empört. »Das war echt hinterhältig von dir. Und überhaupt, woher wusstest du denn davon?«
»Ich bin euch gefolgt«, antwortete Larissa triumphierend. »Ich habe euch am Strand beobachtet, und dann bin ich euch zu Dimitris Zimmer gefolgt, wo ihr sehr lange geblieben seid.«
»Hallo, plaudern wir hier ein bisschen?«, brüllte eine vertraute Stimme Imogen ins Ohr. Alle fuhren zusammen. »Larissa, was machst du da? Ach, du bist vielleicht gerade bei der Maniküre? Glaubst du, das hier ist ein Schönheitssalon?«
»Nein, Chef«, stammelte Larissa. Sie hastete zum Durchgang und raffte das halbe Dutzend Teller zusammen, das auf sie wartete.
Monsieur Boudin sah ihr nach, dann knallte er seine riesige Hand auf den Tresen. »Wo bleiben die roten Beete? Sind die fertig?«
»Ja, Chef!« Bastien warf einen raschen Blick auf seine Stoppuhr.
»Chef?« , meldete Imogen sich zögernd zu Wort. »Kann ich Sie kurz sprechen? Daphne und ich machen in ein paar Tagen das Catering für eine private Feier, und ich wollte fragen, ob –«
»Na schön.« Boudin seufzte müde. »Hör zu, kleine Aushilfe«, fuhr er sodann fort und legte ihr seine Pranke auf die Schulter. »Ich möchte, dass du mittags nicht mehr kommst.«
Wie vom Donner gerührt starrte Imogen ihn an.
»Weil«, führte Monsieur Boudin weiter aus, den Blick auf die Wand hinter ihr gerichtet, »es im Moment mittags ziemlich ruhig ist, also brauchen wir dich eigentlich nicht. So hast du reichlich Zeit, dein Partyessen zuzubereiten, okay?«
Imogen nickte ein paarmal und überlegte hektisch, ob das hier in Wirklichkeit eine Kündigung war.
»Aber«, schloss ihr Boss, »abends kommst du weiter her.«
Imogens Herz begann laut zu pochen. Dies war der richtige Moment. Dies war ihre Chance. Sie fing seinen Blick ein. »Chef, ich möchte wirklich gern beim Kochen helfen. Bitte darf ich?«
Boudin seufzte. »Ich weiß nicht recht.«
»Ich könnte Hilfe bei den Hummern gebrauchen, Chef«, bemerkte Bastien unvermittelt.
Imogen sah ihn an und schwankte zwischen Dankbarkeit und schlechtem Gewissen. Es war unglaublich großherzig von ihm, ihr derart beizustehen, nachdem sie ihn so behandelt hatte. Zögernd lächelte sie ihn an. Er schaute weg.
»Meinetwegen«, gab Boudin nach. »Nur dieses eine Mal. Lass die Kartoffeln erst mal und hilf Bastien. Du nimmst die gerösteten roten Beete und schneidest sie in sehr, sehr dünne Scheiben, verstanden?« Er starrte sie mit beängstigender Eindringlichkeit an und demonstrierte, wie dünn, indem er Daumen und Zeigefinger eine Haaresbreite voneinander entfernt hochhielt. Dann nahm sein Gesicht einen träumerischen Ausdruck an. »Weil du nämlich die erlesenen Blütenblätter für die Hummerblumen machst. Allez, petite, zeig, was du kannst«, befahl er und schob sie auf den Ofen zu, wo die gerösteten roten Beete warteten.
Als Imogen sich über die Knollen hermachte und versuchte, unter viel Fingerschlenkern die heiße Schale abzuziehen, warf Bastien ihr von Zeit zu Zeit einen scharfen Blick zu, sprach aber nicht mit ihr. Die meiste Zeit sah er Dimitri unverwandt an, der gerade ein Gericht auf
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