Prinzen der Nacht (Volume II) (Die Traumdämonen-Saga) (German Edition)
Wie glühendes Eisen brannte es in ihm. Er warf einen Blick nach unten, wo er den Schützen vermutete und entdeckte eine schwarze Gestalt, die eine Armbrust auf ihn richtete. Dem nächsten Pfeil wich er geschickt aus, doch dann merkte er, wie sich das Gift in ihm ausbreitete und er an Höhe verlor. Mit letzter Kraft landete Morris auf einem Felsvorsprung, hoch oben in einem Berg und setzte Leia ab.
»Was ist mit dir?«, fragte sie erschrocken, als er vor ihr zusammensackte. Er nahm noch ein Flügelschwingen wahr und ein ihm bekanntes Gesicht, dann verschwamm alles vor seinen Augen.
8.
»Morris!«
Morris kam zu sich und sah in ein strahlend blaues Augenpaar. Zwei seiner Halbbrüder, Jonah und Kalel saßen neben ihm. Er lag immer noch auf dem schwarzen Felsvorsprung, aber Leia war verschwunden. »Wo ist sie?«
»Keine Sorge, Mo. Sie ist da, wo sie hingehört. In ihrem Bett und schläft«, antwortete Jonah.
Morris tastete seinen Bauch ab, aber da war nichts mehr. Kein Pfeil, keine Wunde.
»Wir haben dich gesehen, wie du plötzlich an Höhe verloren hast und dachten uns schon, dass irgendetwas nicht stimmt.«
»Warum hast du die Frau hierher gebracht?«, fragte Kalel und spielte mit dem Pfeil in seiner Hand. »Wolltest du sie ...«
»Nein«, unterbrach er ihn. »Es war ein Versehen. Ich denke, dass Payton dahinter steckt.«
Jonah und Kalel sahen sich mit wissenden Blicken an.
»Was ist?«
Kalel nickte. »Wir haben ihn da hinten über dem Wald gesehen, aber wir dachten, ihr seid zusammen unterwegs.«
Morris schüttelte den Kopf. Er sagte kein Wort, aber an seinem Gesicht konnte man ablesen, dass er außer sich vor Wut war. Den Dank für ihre Hilfe wollten seine Halbbrüder nicht annehmen, aber auf dem Weg zurück in sein Apartment kam ihm ein furchtbarer Gedanke, der eine Welle der Übelkeit in ihm hervorrief. Was wäre passiert, wenn Jonah und Kalel nicht gewesen wären? Hätte Payton sich dann Leia gegriffen? Die Vorstellung trieb ihm den Schweiß aus allen Poren.
Bevor er am frühen Abend zu seiner Frau nach Hause fuhr, sorgte er noch dafür, dass Leia ein Geschenk erhielt. Er war mehr als gespannt, wie sie es finden würde.
Christine saß mit verweinten Augen auf dem Sofa, als er nach Hause kam. Sie lief ihm sofort entgegen und umarmte ihn. »Mo, bitte verzeih mir. Ich verspreche dir, ich werde mich bessern.« Sie zog ihn in die Küche, öffnete den Deckel des Mülleimers und zeigte ihm, dass sie ihr ganzes Reservoir an Tabletten entsorgt hatte. »Siehst du, ich werde aufhören mit alldem. Ich liebe dich und möchte dich nicht verlieren. Bitte Mo, gib uns noch eine Chance.«
Er küsste sie flüchtig auf die Stirn und entzog sich ihrem Griff.
»Mo, bitte.«
»Christine, du bist heute Hü, morgen Hott. Ich kann mit einem solchen Menschen nicht leben, verstehst du das nicht? Ich weiß nie, welche Christine mich gerade erwartet.«
»Ich werde eine Therapie machen«, sagte sie schnell.
»Das haben wir alles schon hinter uns. Mehrmals sogar.« Morris ließ die Luft aus seinen Lungen entweichen und sah seine Frau traurig an. Natürlich hatte er ein schlechtes Gewissen, aber wozu sich noch lange quälen? Und vielleicht könnte sie sich doch noch erholen, wenn er sie gehen ließ.
Christines Mund zuckte und Morris erwartete eine Salve von Beschimpfungen, aber sie schwieg und kaute nur nervös an ihrer Nagelhaut herum. »Jenna geht es nicht so gut, Mo. Sie wollte kurz vorbeikommen, damit du sie ansiehst.«
Morris nickte.
»Willst du nicht wissen, was passiert ist?«
»Das werde ich ja sicherlich gleich erfahren.«
Eine Weile saßen sie sich stumm gegenüber. Die Luft vibrierte vor Spannung, als endlich die erlösende Türglocke ertönte. Christine sprang auf und öffnete die Tür, als Morris ihren unterdrückten Aufschrei hörte. »Oh mein Gott, Jenna.«
Jenna hielt sich ein Eiskissen auf ihr zugeschwollenes Gesicht und stöhnte vor Schmerzen auf, als Christine sie umarmte.
Mit unbewegter Miene stand Morris vor den beiden Frauen, aber in seinem Inneren kochte das Blut. Payton war definitiv zu weit gegangen und die Sache mit Leia war das I-Tüpfelchen des Ganzen.
»Du musst den Typen anzeigen, Jenna«, sagte Christine und führte ihre Freundin zu einem Stuhl in der Küche.
»Ich weiß nicht einmal seinen Namen«, sagte Jenna beschämt.
»Ich kann es nicht glauben, dass dieser gutaussehende Typ dir das angetan hat.«
Zum Glück war Payton wenigstens nicht blöd, dachte
Weitere Kostenlose Bücher