Prinzessin auf den zweiten Blick
eindringlichen Blick aus den zwingenden, dunklen Augen zu entfliehen.
Aber hatte Kaliq ihr nicht genau das verboten?
Als Eleni ihn schüchtern ansah, musste sie feststellen, dass er gar nicht sie anschaute, sondern Nabat, seine kostbare Neuerwerbung. Plötzlich verengten sich seine Augen. Langsam trat er auf den Hengst zu und hob leicht die verschossene Decke an, die Eleni ihrem Liebling aufgelegt hatte.
„Was ist das?“, fragte er eisig.
„Eine Satteldecke, Eure Hoheit“, entgegnete sie hilfreich. „Ich habe sie extra mitgebracht. Wenn ich Nabat geritten habe, reibe ich ihn immer gründlich mit Stroh ab und lege sie ihm sofort über. Wie Sie sehen können, hat sie Löcher, durch die der noch verbliebene Schweiß über Nacht entweichen kann. Eine ausgezeichnete Methode, ein Pferd warm und trocken zu halten.“
„Du willst sagen, dass du diesen verfilzten Lumpen tatsächlich den ganzen Weg, vom Haus deines Vaters bis hierher, mitgeschleppt hast?“
„Ja, Hoheit“, bestätigte Eleni und versuchte, sich von seinem rüden Ton nicht verletzt zu fühlen.
„Und was ist mit deinen eigenen Sachen? Deiner Kleidung und so weiter?“
„Die sind dort in der Satteltasche.“
Kaliq schaute in die Richtung von Elenis ausgestrecktem Finger und schob die dunklen Brauen zusammen, als er die flache Kelim-Tasche auf einem Heuballen entdeckte. „Das ist alles?“
„Ja … Eure Hoheit“, murmelte Eleni beschämt und fühlte, wie sie rot wurde.
„Aber du bist hier in deinem neuen Zuhause, und nicht nur übers Wochenende da!“
„Kein Problem. Ich kann meine Kleider jeden Abend kurz mit der Hand durchwaschen, Hoheit. Ich bin daran gewöhnt.“
Kaliq entging keineswegs die Ironie der Situation, was die ungewöhnliche Unterhaltung mit seinem neuen Stallmädchen betraf. Dieses seltsame Geschöpf schaffte es immer wieder, ihn zu irritieren und aus seinem gewohnten inneren Gleichgewicht zu bringen.
In der einen Sekunde war sie so scheu, dass sie die Augen am liebsten für immer fest auf den Boden geheftet halten würde, in der nächsten schaute sie ihn frank und frei an und erzählte ihm, wie sie ihre Unterwäsche wusch.
Kaliq spürte das Blut schneller durch seine Adern rinnen. Aber nicht allein aus Ärger über ihre respektlose Haltung ihm gegenüber, sondern aus Lust. Pures, unverfälschtes sexuelles Verlangen, wie er es schon lange nicht mehr empfunden hatte.
Dennoch ein ihm sehr vertrauter Zustand …
Körperliche Begierde war ein machtvolles Gefühl, das nur noch stärker wurde, wenn es um ein verbotenes Objekt ging.
Und Kaliq war in dieser Hinsicht ebenso potent wie unersättlich.
Sein animalischer Instinkt riet ihm, dieses seltsame Mädchen mit den geheimnisvollen grünen Augen ins Stroh zu werfen und sich in ihr zu verlieren. Der beste Weg, um das verzehrende Verlangen nach einer Frau abzutöten.
Doch irgendwie ahnte er, dass Eleni wahrscheinlich noch gar nicht begriffen hatte, dass es ihre Pflicht war, ihrem neuen Herrn in jeder Hinsicht zu gehorchen und zu Willen zu sein.
Seine Lippen verzogen sich zu einem halben Lächeln. Sie würde es schon noch lernen … bald!
„Als Stallmädchen magst du vielleicht keine gesellschaftlichen Verpflichtungen haben, aber wenn du hier lebst, repräsentierst du automatisch das königliche Haus der Al’Farisi“, stellte Kaliq klar und versuchte, sich vom schmerzhaften Ziehen in seinen Lenden abzulenken. „Und aus diesem Grund wirst du weder in alten Satteldecken noch in den formlosen Lumpen herumlaufen, die dich wie eine Vogelscheuche aussehen lassen. Hast du das verstanden?“
„J…a, Eure Hoheit.“
Kaliq klatschte in die Hände, und ein junges Dienstmädchen in adretter Uniform löste sich aus dem Schatten hinter ihm. „Dies ist Amina“, stellte er kurz vor. „Sie wird dir helfen, dich hier einzuleben, und dafür sorgen, dass du etwas Vernünftiges zum Anziehen hast.“
Erleichtert, dass seine Irritation und schlechte Stimmung verflogen zu sein schienen, nickte Eleni gefügig. „Danke, Eure Hoheit.“
Erneut ließ er seinen kritischen Blick über ihre zierliche Gestalt wandern. „Und sieh zu, dass du dir das Stroh aus dem Haar wäschst.“
Mit brennenden Wangen sank Eleni in einen Hofknicks, doch Kaliq hatte sich schon abgewandt und den Stall verlassen. Wusste er überhaupt, was für einen Einfluss und welche Macht er allein durch seine fast aggressive Körperlichkeit auf andere Menschen ausübte? Wie einschüchternd und erregend zugleich er auf
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