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Prinzessin auf den zweiten Blick

Prinzessin auf den zweiten Blick

Titel: Prinzessin auf den zweiten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SHARON KENDRICK
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sie wirkte, in seiner Rolle als attraktiver, vitaler Mann und mächtiger Prinz?
    Nervös fuhr sich Eleni mit den Fingern durchs Haar. Sah sie denn wirklich so schrecklich aus? Ihr äußeres Erscheinungsbild war nichts, worum sie sich bis heute besonders gekümmert hatte. Wann denn auch? Wie und für wen?
    Amina führte sie durch eine Seitentür in den Palast. Natürlich war Eleni bewusst, dass es hier zu den Dienstbotenquartieren ging. Trotzdem klopfte ihr Herz wie verrückt vor Aufregung und Vorfreude. Hier gab es bestimmt keine toten Skorpione oder widerliche Ratten, die versuchten, durch die Hintertür reinzuschlüpfen.
    Und als Amina schließlich stehen blieb, eine Tür öffnete und Eleni bedeutete, einzutreten, fühlte die sich wie vor den Kopf geschlagen. Das musste ein Versehen sein!
    „Was … was ist das?“. stammelte sie verwirrt.
    „Dein Zimmer“, erklärte Amina, doch Eleni schüttelte den Kopf und bewegte sich nicht von der Stelle. „Da muss ein Irrtum vorliegen …“, murmelte sie und schaute von dem breiten Diwan hinunter auf den kühlen, gefliesten Boden, dann hoch zu der ampelähnlichen Lampe, die von der Decke hing, und schüttelte erneut den Kopf.
    Die unverhängten Fenster boten einen fantastischen Blick auf ein ruhiges Wasser, mit einem Brunnen im Zentrum, dessen Geplätscher sich wie heitere Musik anhörte.
    Das Ganze wirkte wie eine Illustration aus einem der Gedichtbände, die sie früher in der Schule gelesen hatte und durch die sie in eine Traumwelt eintauchte, aus der sie am liebsten nie wiedergekommen wäre.
    Eleni schluckte. „Das kann unmöglich mein Zimmer sein.“
    „Ist es aber“, lautete die pragmatische Erklärung.
    „Und ich muss das Bett und den Raum nicht mit anderen Dienstboten teilen?“
    Das entlockte Amina ein Lächeln. „Nein, Eleni, du bist hier in einem Palast, und das bedeutet, jeder von uns hat ein eigenes Zimmer.“
    „Aber … ich bin doch nur ein einfaches Stallmädchen“, wandte Eleni ein und wehrte sich gegen ein Gefühl des Unbehagens. Das alles war zu schön, zu perfekt, um Realität zu sein.
    Aminas Gesicht hatte sich wieder verschlossen. „Meine Aufgabe ist es, Anordnungen zu befolgen, nicht, sie infrage zu stellen. Und da der Scheich seine Pferde höher einschätzt als Gold und Diamanten, hält er es wohl mit denen, die für die Tiere sorgen, ebenso.“
    Eleni runzelte die Stirn. War sie vielleicht einfach nur erschöpft von der anstrengenden Reise und deshalb überempfindlich, oder verbarg Amina etwas vor ihr?
    „Danke“, sagte sie unsicher.
    „Dort drüben in dem hohen Schrank liegt bereits neue Kleidung für dich bereit. Komm, ich zeig sie dir.“ Amina ging vor, und Eleni folgte ihr. Als die junge Dienstmagd die Schranktüren öffnete, blinzelte sie verblüfft. Auf der langen Stange hingen Sachen für mindestens zwanzig Frauen!
    Hauptsächlich Tuniken, nach Vorbild der calistanischen Landestracht mit farblich dazu passenden engen Hosen. Doch die hier waren aus reiner Seide anstatt aus rauer Baumwolle, wie Eleni es gewohnt war. Und es gab sie in allen Farben des Regenbogens, von feurigem Rot zu blassestem Elfenbein.
    „Ich habe bereits ein Bad eingelassen.“
    Eleni stutzte und schaute Amina verblüfft an. „Ein Bad?“
    Das Dienstmädchen öffnete eine weitere Tür, und dort gab es eine große, in den Boden eingelassene Wanne mit einer goldenen Umrandung. Fasziniert starrte Eleni in das dampfende Wasser. „Bei den Schwingen des Falken!“, rief sie erstaunt aus. „Für wen soll das sein?“
    Amina verbiss sich ein Schmunzeln. „Für dich, Eleni … all das ist für dich.“
    Unerwartet schossen Eleni Tränen in die Augen, die sie versuchte wegzublinzeln. „Das ist wie in einem Traum …“
    Amina nickte. „Genau das habe ich auch gedacht, als ich das erste Mal in den Palast kam. Möchtest du, dass ich dir beim Bad assistiere?“
    Obwohl der Gedanke an ein Bad sehr verlockend war, erschreckte die Vorstellung, sich vor einer Fremden nackt auszuziehen, Eleni fast zu Tode. „Oh, nein!“, wehrte sie spontan ab.
    „Danke, Amina, aber das schaffe ich schon allein.“
    Vom Anblick der großzügigen Wanne mit duftendem Wasser nahezu paralysiert, erlebte Eleni den nächsten Schock, als sie sich unerwartet selbst nackt in dem großen Spiegel sah. Wann hatte sie überhaupt das letzte Mal ihr eigenes Konterfei betrachtet? Ihr Vater hatte sämtliche Spiegel als „Werkzeuge der Eitelkeit“ aus dem Haus verbannt, und sie selbst sah wenig Sinn

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