Prinzessin auf den zweiten Blick
schlagartig daran, wer sie war und wo sie war. Und dass ihr Verhalten, das sie eben an den Tag gelegt hatte, durchaus eine Bestrafung zur Folge haben konnte.
Mit dem Scheich Kaliq Al’Farisi wie mit ihresgleichen zu reden!
Es war, als hätte sich die Welt in einem Augenblick vom Paradies in den Vorhof der Hölle verwandelt. Mit bebenden Gliedern glitt Eleni vom Pferderücken und harrte mit gesenktem Kopf der Dinge, die da kommen würden. Dann erinnerte sie sich an den Befehl des Prinzen, hob das Kinn und schaute Kaliq fest in die Augen.
Sein Blick schien sie zu versengen, aber Eleni hielt tapfer stand.
„Dein Talent, was Pferde betrifft, ist eine große Gabe“, sagte er ruhig.
Unwillkürlich stieß Eleni einen erleichterten Seufzer aus. Dann war er also gar nicht böse auf sie, weil sie mit ihm wie mit einem Stallburschen geredet hatte?
„Danke, Eure Hoheit.“
Eine Gabe, die er sich zunutze machen würde. Während sein Blick an der zierlichen Gestalt vor ihm herunterwanderte, versuchte Kaliq, den sanften Schwung ihrer weichen Lippen zu ignorieren, die Wölbung der hoch angesetzten, zarten Brüste …
Doch trotz des schimmernden, offensichtlich frisch gewaschenen Haares war sie ansonsten immer noch das unscheinbare, zerlumpte Ding, das er auf dem verwahrlosten Anwesen, am Rande der Wüste, gefunden hatte.
Wie konnte er so eine Frau zu seiner Geliebten machen?
„Hast du dich in deinem Quartier schon eingelebt?“, fragte er kühl.
„Ja, Hoheit.“
„Und?“
„Es ist einfach wundervoll und …“
Er unterbrach sie mit einer ungeduldigen Handbewegung. „Hör auf, mir nach dem Mund zu reden und das Offensichtliche zu erzählen!“, forderte er gereizt. „Von solchen Speichelleckern habe ich bereits den ganzen Palast voll. Sie langweilen mich zu Tode. Ich hatte befohlen, dich mit neuer Kleidung auszustatten, und trotzdem trittst du mir wieder in diesen alten Lumpen entgegen. Was soll das? Weist du meine Großzügigkeit etwa zurück?“
„Nein, Eure Hoheit.“
„Was dann?“
Innerlich krümmte sich Eleni vor Verlegenheit, während sie fieberhaft nach den richtigen Worten suchte. „Es war nur …“
„Was?“
Sein messerscharfer Blick schien sie durchdringen zu wollen. Wie sollte sie ihm vermitteln, dass die zarte Seide auf ihrer nackten Haut sie nervös und seltsam unruhig machte? Dass sie sich wie jemand ganz anderer fühlte, den sie gar nicht kannte. Und dass er den gleichen Effekt auf sie hatte …
„Vermutlich reine Gewohnheit“, entgegnete sie lahm.
„Dann lass sie fallen“, ordnete er an. „Wenn du für einen Prinz arbeitest, musst du passend gekleidet sein, verstanden?“
„Ja, Hoheit.“
Unerwartet strich er mit der flachen Hand über sein eigenes Hosenbein und lächelte träge. „Eigentlich solltest du Reithosen tragen … so wie diese hier.“
Eleni schien es unmöglich, ihren Blick von seinem muskulösen Schenkel loszureißen, der sich unter dem elastischen kakifarbenen Stoff deutlich abzeichnete.
„Ich … ich könnte doch unmöglich derartige Hosen tragen, Eure Hoheit“, stammelte sie verwirrt.
„Nicht?“ Das hörte sich regelrecht enttäuscht an. „Na ja, vielleicht besser so …“
Energisch bemühte sich Kaliq, die lebhafte Vorstellung auszublenden, wie ihr reizender runder Po in einer elastischen Reithose aussehen mochte.
„Hör zu, kleine Eidechse. Ich möchte einige wichtige Dinge mit dir besprechen. Deshalb wird man dich heute Abend zu mir bringen.“
Zu ihm bringen? Unbehaglich trat Eleni von einem Bein aufs andere.
„Könnten … wir das nicht jetzt gleich besprechen?“, fragte sie nervös und zuckte unter dem vernichtenden Blick des Prinzen zusammen.
„Wie gesagt … heute Abend“, entgegnete er eisig. „Ich bin es gewohnt, dass man meinem Zeitplan folgt, verstanden?“
„Ja, Eure Hoheit.“
„Gut.“ Mit einem Satz war er auf dem Rücken seines Hengstes, krallte eine Hand in die schwarze Mähne und trieb das mächtige Tier mit leichtem Schenkeldruck voran. Wie in Trance stand Eleni da und sah ihn in einer Wolke von feinem Staub verschwinden. Doch diesmal war sie viel zu aufgeregt und abgelenkt, um seine meisterliche Reitkunst wirklich würdigen zu können.
Warum wollte Kaliq, dass man sie heute Abend zu ihm brachte? Und warum klang sein Befehl so ultimativ und gleichzeitig vage? Irgendetwas vermittelte ihr ein seltsames Gefühl … ein Kribbeln im Nacken, das sie unruhig machte. Wenn sie auch nicht hätte sagen können, warum.
Doch
Weitere Kostenlose Bücher