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Prinzessin auf den zweiten Blick

Prinzessin auf den zweiten Blick

Titel: Prinzessin auf den zweiten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SHARON KENDRICK
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hohen Kerzen schimmerten seine Kleider wie gesponnenes Gold. Er wollte gerade einen schweren Kelch zum Mund führen, stellte ihn aber auf den niedrigen Tisch zurück, als er Eleni sah, und lächelte.
    Und in dieser Sekunde vergaß sie alles um sich herum. Warum sie hier war und worüber der Prinz wohl mit ihr sprechen wollte. Während seine dunklen Augen ihre grazile Gestalt abtasteten, drohte ihr Herz zu zerspringen. Die Beine schienen unter ihr nachgeben zu wollen, und so war es eine regelrechte Erleichterung, in den obligatorischen Hofknicks zu sinken. Doch als sie sich wieder aufrichtete, brannten ihre Wangen.
    Kaliq hatte sich nicht gerührt. Er wagte es nicht, verblüfft und frustriert zugleich über die ungeheure Welle heißen Begehrens, die ihn beim Anblick des Mädchens überrollte. Einer seiner Vorfahren hätte sie möglicherweise genau in diesem Moment mit einem Fingerschnippen zu sich gerufen und erwartet, dass sie sein brennendes Verlangen auf der Stelle befriedigte, doch ein derartiges Verhalten war einfach nicht mehr zeitgemäß – selbst in Calista nicht.
    „So, da bist du also …“, stellte er mit belegter Stimme fest. „Dann lass dich mal anschauen.“
    „Hoheit?“
    „Komm her“, forderte er, grober als beabsichtigt. Auf den ersten Blick war sie eigentlich keine besonders außergewöhnliche Erscheinung. Die prachtvolle Haarmähne trug sie wie ein Schulmädchen streng aus dem Gesicht gebunden, das wie frisch geschrubbt wirkte. Ohne die geringste Spur von Make-up. Und dann hatte sie auch noch die neutralste, blasseste Farbe für ihre Kleidung gewählt, anstatt etwas Aufregendes, Strahlendes auszusuchen, wie es jede andere Frau getan hätte. Zum Beispiel smaragd- oder seegrün, um ihre ungewöhnlichen Augen zu betonen.
    Und trotzdem erschien sie ihm wie eine Venus, aus den Fluten aufgetaucht, ohne die staubige Schicht von Wüstensand auf ihrem herzförmigen Gesicht. Anstatt der rauen Kleider, die von Menschen ihres Schlages bevorzugt wurden, umschmeichelte jetzt zarte Seide ihren schlanken Körper.
    Man könnte fast sagen, die kleine Eidechse hatte sich in eine echte Schönheit verwandelt.
    Kaliq veränderte unauffällig seine Lage, um den schmerzenden Druck in der Lendengegend zu lindern.
    „Das ist wohl der klassische „Vorher-Nachher-Effekt.“
    Eleni blinzelte verwirrt. „Ich verstehe nicht, was Sie meinen, Eure Hoheit.“
    „Das musst du auch nicht.“ In seinen Augen glomm ein seltsamer Funke. „Im Westen gibt es Frauen, die sich vor Fernsehkameras nackt ausziehen … hast du überhaupt schon einmal ferngesehen, kleine Eidechse?“
    „Ja, ein Mal“, gestand sie zögernd. Es war ein altes Gerät mit schlechtem Bild gewesen, das an der Wand eines Cafés befestigt war. Damals war sie mit ihrem Vater und Nabat zu einem Pferderennen unterwegs gewesen, hätte aber nicht sagen können, dass die lärmende Gameshow, der sie eine Weile zuschaute, sie besonders beeindruckt hatte. Und schon gar nicht verstand sie das schallende Gelächter der anderen Zuschauer.
    „Und? Hat es dir gefallen?“
    „Nicht wirklich, Hoheit.“
    „Im Westen ist man regelrecht süchtig danach. Dort erlauben die Menschen den Kamerateams, in die intimsten Bereiche ihres Lebens vorzudringen. Frauen ermutigen andere Frauen, darüber zu sprechen, was ihnen an sich nicht gefällt, und schreiben ihnen dann vor, was sie anzuziehen haben.“
    Während er sprach, trat Eleni unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. „Bitte, Eure Hoheit, Sie sollten sich nicht über mich lustig machen.“
    „Das ist kein Witz.“ Ein spöttisch amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen, aber der Chauvinist in ihm applaudierte dem verstörten Mädchen für die erwartete Reaktion. Sie machte keinen Hehl aus ihrer nahezu prüden Missbilligung. Solche Frauen waren heutzutage nur noch schwer zu finden, besonders für einen Mann, der so viel reiste wie er und auf den angesagtesten internationalen Schauplätzen der Welt zu Hause war.
    Erst vor Kurzem war er von einem harten Poloturnier aus Argentinien zurückgekehrt und hatte vor dem Abflug noch weitere schweißtreibende Stunden im Bett einer leidenschaftlichen Schönheit absolviert, die er aushielt, damit sie exklusiv für ihn bereit war, wann immer es ihn danach verlangte. Wie andere, ebenso mondäne und willige Schönheiten rund um den ganzen Globus.
    Weil er zumeist einem engen Zeitplan folgte, empfand Kaliq es als einfacher und zufriedenstellender, sich mit einer Frau abzugeben, die

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