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Prinzessin auf den zweiten Blick

Prinzessin auf den zweiten Blick

Titel: Prinzessin auf den zweiten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SHARON KENDRICK
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vor ihm zu bedienen. Diese absurde Vorstellung entlockte ihr fast ein hysterisches Kichern.
    Kaliq runzelte die Stirn. Unverhofft wurde ihm bewusst, dass sie ihm mit dieser an sich harmlosen und durchaus zutreffenden Bemerkung zum ersten Mal die Diskrepanz in der Stellung zwischen Mann und Frau ins Bewusstsein gebracht hatte. Ob seine Stiefmutter, Königin Anya, nicht doch recht gehabt hatte mit ihren Bestrebungen, die Gleichberechtigung der Frauen von Calista durchzusetzen und damit der sexuellen Diskriminierung ein Ende zu bereiten?
    „Iss“, befahl er rau. „Dein Scheich gebietet es dir.“
    Und der Wille eines Scheichs war immer noch Gesetz. Daran hatten alle Reformbestrebungen bisher nichts geändert.
    Zögernd streckte Eleni die Hand aus, nahm ein Stück Fisch von der Platte vor ihr, wickelte es in ein bereitliegendes Weinblatt und begann zu essen. Und dann geschah ein kleines Wunder. Mit dem ersten Bissen wurden ihre Zweifel, ihre Ängste und damit auch ihre Hemmungen von einer Geschmacksexplosion hinweggefegt, die sie in ihren kühnsten Träumen nicht erwartet hätte.
    Der Scheich hatte recht. Seit dem frühen Morgen war sie auf den Beinen, hatte die Pferde trainiert und gepflegt, mit nicht mehr als einer Handvoll Früchten im Magen. Und was ihr hier präsentiert wurde, waren eindeutig Speisen für die Götter! Warum also nicht zugreifen, wenn sich ihr diese einmalige Gelegenheit bot?
    „Ist es gut?“
    Völlig dem ungewohnten Genuss hingegeben, seufzte Eleni ekstatisch auf und verdrehte die Augen. „Einfach himmlisch!“
    Er beobachtete sie fasziniert beim Essen und stellte für sich fest, dass sie alles, was sie tat, mit einer ganz eigenen Grazie ausführte …
    Aber deshalb hatte er sie nicht angestellt, sondern, damit sie seine Pferde trainierte. Andererseits … warum sich nicht an etwas erfreuen, was er quasi als kostenloses Zubrot bekam?
    Als Eleni die Hand ausstreckte, um sich noch etwas nachzunehmen, fiel die zarte Seide ihrer Tunika zurück und ließ einen schlanken, gebräunten Arm sehen. Kaliq schluckte heftig, überrascht und irritiert von dem spontanen Lustgefühl, das ihn bei diesem Anblick überfiel. Er musste sich regelrecht dazu zwingen, sie in Ruhe aufessen zu lassen, doch sobald Eleni sich zufrieden zurücklehnte, klatschte er in die Hände, damit die übrig gebliebenen Speisen abgeräumt wurden.
    Als das erledigt war, entließ er sämtliche Diener und anwesenden Wachen mit einem ungeduldigen Wedeln der Hand und machte es sich bequem.
    „So …“, murmelte er heiser, „… wir sind allein.“
    Eleni betrachtete neugierig sein verändertes Gesicht. Ihre Sinne waren seltsam geschärft, und gleichzeitig verspürte sie ein Wohlgefühl und eine Entspannung, wie sie sie bisher nicht kannte. Unbewusst lasziv ließ sie sich in die weichen Kissen zurücksinken und lächelte zum Prinzen empor.
    „Dann können wir jetzt über die zukünftige Behandlung und das Training der Pferde sprechen?“, fragte sie mit einer Spur Nervosität, da Kaliq ihren Blick einfach nicht losließ.
    Fast hätte er laut aufgelacht. Die Pferde waren momentan wirklich das Letzte, was ihm in den Sinn kam. War seine kleine Eidechse wirklich so unschuldig, wie sie tat, oder nur ein wenig eingeschüchtert wegen der Umgebung und seiner königlichen Präsenz? Dahinter war er doch ein Mann, wie jeder andere … oder vielleicht doch nicht so ganz!
    Kaliq stützte sich bequem auf einen Ellenbogen, womit sein Gesicht dem ihren bedrohlich nah kam. „Wie alt bist du?“, fragte er sanft, während er in ihre wundervollen meergrünen Augen schaute.
    „F…ünfundzwanzig.“
    Älter als er vermutet hatte! „Ah, das ist gut …“ Bedächtig streckte er die Hand aus, löste die Spange in Elenis Nacken und befreite damit die schimmernden dunklen Locken, die er spielerisch durch seine Finger gleiten ließ. „Du eilst also auf die dreißig zu, ohne einen Ehemann am Horizont?“, neckte er sie.
    „Nein, Eure Hoheit.“
    „Willst du keinen?“
    Eleni presste die Lippen zusammen. Das war eine ebenso intime wie schmerzhafte Frage, die sie gern zurückgewiesen hätte, aber das kam bei einem königlichen Prinzen wohl nicht infrage. Dabei glaubte sie nicht einmal, dass er ernsthaft an ihrer Antwort interessiert war. Sollte sie ihm wirklich erzählen, dass die wenigen Männer, die ihren Weg gekreuzt hatten, entweder ausgesprochene Widerlinge gewesen waren oder von ihrem Vater verscheucht wurden, ehe sie sich überhaupt ein erstes Urteil

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