Prinzessin auf den zweiten Blick
Ihnen und Ihrem Zwillingsbruder während der Gefangenschaft geschehen?“
„Oh, sie haben uns ständig misshandelt und fast getötet …“ Um seinen Mund zuckt es. „Manchmal hätte ich mir gewünscht, sie würden wirklich ernst damit machen.“
„Hoheit! So etwas dürfen Sie nicht einmal denken!“
„Ich wäre lieber hundert Mal selbst gestorben, als dass mein kleiner Bruder für immer verschollen ist!“, stieß Kaliq wild hervor und warf Eleni einen anklagenden Blick zu. Jetzt war sie für ihn nicht mehr das mitfühlende Wesen, dem man sich in seinem Kummer anvertrauen konnte, sondern die böse Macht, die ihn dazu verführt hatte, an einen Ort zurückzukehren, den er für immer hatte vergessen wollen.
Er umfasste ihren Arm mit hartem Griff. „Du wirst mich küssen!“, verlangte er heiser. „Das kannst du mir jetzt nicht verweigern.“
Eleni wusste, dass sie keine Chance hatte, sich ihm zu widersetzen, solange er in diesem Zustand war. Sie wollte es auch gar nicht. Ihr Herz schmerzte für ihn und seine armen Brüder. Kaliqs Selbstanklage und Bitterkeit rührten sie bis ins Innerste an, und der Wunsch, ihm Linderung zu verschaffen, egal auf welche Art, wurde fast übermächtig.
Wie in Trance streckte sie die Hand aus und fuhr mit den Fingerspitzen zärtlich die geschwungene Linie seiner Lippen nach. „Ja, Hoheit“, murmelte Eleni sanft. „Ich erteile Ihnen die Erlaubnis, mich zu küssen.“
Trotz seines aufgewühlten Seelenzustandes wäre Kaliq fast in Lachen ausgebrochen. Wie kam dieses dreiste Geschöpf dazu, ihm , einem königlichen Scheich, die Erlaubnis zu gewähren, sie zu küssen?
Aber ihre Lippen waren so weich und einladend, dass er alles andere darüber vergaß. Oder doch nicht ganz. Anstatt sich mit gewohnter Routine und Entschlossenheit an dem zu bedienen, was sich ihm bot, bemerkte er, dass er sich plötzlich auf unbekanntem Terrain bewegte.
Lag es vielleicht daran, dass die gesamte Situation so bizarr war? Er war ein Mann, der, getrieben von seinen Leidenschaften, Sex bis zur Ekstase auskostete. Doch das Wissen, dass er der erste Mann war, der diese süßen Lippen küsste, berührte ihn auf eine Weise, die ihm bisher fremd gewesen war. Nie zuvor hatte er eine Jungfrau in seinen Armen gehalten.
Kaliq fühlte sich wie ein Suchender vor einem verschlossenen Tor, hinter dem das Paradies lag. Trat er es brutal ein, würde er, was dahinter lag, zerstören. Doch öffnete er es vorsichtig und mit Bedacht, kam er in den Genuss aller Freuden, die ihn im Garten Eden erwarteten …
„Eleni …“, sagte er weich.
„Hoheit …?“
Behutsam bettete er sie in den weichen Kissenberg, nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und schaute ihr lange und tief in die Augen, bevor er sie küsste … mit einer sanften Intensität, wie er es nie zuvor getan hatte. Gerade so lustvoll und mit angedeuteter Leidenschaft, um sie zu verunsichern und zu reizen.
Und dass ihn ihre schüchterne und dennoch eindeutige Antwort derart erregte, stürzte ihn in eine Verwirrung, die ebenfalls eine Premiere für den Playboy-Prinzen bedeutete.
Doch Kaliq wäre nicht der allseits wegen seiner Arroganz und Unantastbarkeit geschätzte und gefürchtete Scheich Kaliq Al’Farisi gewesen, wenn er sich derart verstörenden Gefühlen so leicht ergeben würde.
Sicher waren sie eine Erfahrung wert, aber immerhin war er der Mann, und damit auch derjenige, der in diesem Liebesintermezzo den Ton angab!
Trotzdem gut, dass er jetzt wusste, womit er das spröde Stallmädchen einfangen und überwältigen konnte. Wenn er sie küsste, bis ihr die Sinne schwanden und sie keiner Gegenwehr mehr fähig war, würde er sein Ziel möglicherweise früher erreichen als gedacht.
Abrupt zog er sich zurück und schaute forschend in Elenis wundervolle grüne Augen, die vor Erregung wie geheimnisvolle dunkle Waldseen schimmerten.
Und plötzlich wurde ihm bewusst, dass es für ihn noch viel befriedigender sein konnte, wenn sie ihn quasi darum anflehte, verführt zu werden. Was für ein Preis für seine Zurückhaltung und Selbstkasteiung!
„Gefällt es dir, von mir geküsst zu werden, kleine Eidechse?“, fragte er träge.
Gefangen im Tumult ihrer Gefühle und wie paralysiert durch seinen intensiven Blick, biss Eleni sich auf die Lippe. Was für eine überflüssige Frage, dachte sie benommen. Wie sollte man so etwas beantworten?
Dem Prinzen versichern, dass sein Kuss das aufregendste Erlebnis ihres bisherigen Lebens war? Dass der dunkle,
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