Prinzessin auf den zweiten Blick
sie gehabt? Egal wer versucht hätte, sie zu überrumpeln und zu verführen, ihre Reaktion wäre stets dieselbe gewesen.
Allerdings hatte sie sich noch nie so … lebendig gefühlt wie in Kaliqs Armen. Und die vage Erkenntnis, dass der Körper einer Frau dazu geschaffen sein sollte, solche Freuden zu empfinden, wie sie es nur andeutungsweise erlebt hatte, ließ gleich wieder ihre Knie zittern.
Man stelle sich nur vor … dass sie sich an die gewagten Liebkosungen des Scheichs gewöhnen könnte und ihm irgendwann erlauben würde, sie ganz zur Frau zu machen? Wie sah dann der Rest ihres Lebens für sie aus? Würde sie nicht automatisch jeden anderen Mann an ihm messen?
Gesetzt der Fall, dass sie überhaupt je einen kennenlernen würde, angesichts der erschreckenden Tatsache, dass sie, immer noch unverheiratet, auf die Dreißig zusteuerte, wie Prinz Kaliq selbst zu bedenken gegeben hatte.
„Trinkt Eure Hoheit gar keinen Pfefferminztee nach dem Dinner?“, fragte sie in leichtem Ton. „Ich finde es immer ausgesprochen angenehm und bekömmlich.“ Unbeeindruckt von seiner grimmigen Miene, schenkte sie ihm ein strahlendes, versöhnliches Lächeln.
Einen Moment lang wusste Kaliq nicht, ob er lachen oder explodieren sollte. Oder ob er dieses irritierende Geschöpf einfach wieder zurück zu seinem trunksüchtigen Vater schicken sollte. Doch der Wechsel von ihrer verkrampften Haltung ihm gegenüber zu dieser strahlenden, hingewandten jungen Frau war so frappierend und faszinierend, dass er einfach nicht anders konnte, als in die Hände zu klatschen und dem herbeieilenden Diener zu befehlen, heißen Pfefferminztee aufzutragen.
In dem Moment, in dem er die Arme hob, fiel der Ärmel seiner Robe zurück. Eleni sog scharf die Luft ein, als sie die tiefen, hässlichen Narben sah, die sich um seine gebräunten Handgelenke zogen.
„Oh … Eure Hoheit …“, flüsterte sie betroffen. „Wer hat es nur gewagt, Sie so grausam zu verletzen?“
6. KAPITEL
Ohne darüber nachzudenken, beugte Eleni sich vor und strich mit den Fingerspitzen über die tiefen roten Striemen an Kaliqs Handgelenken.
Sein Mund verhärtete sich. Auch wenn ihm ihre spontane Geste und ihr überraschendes Mitgefühl wohltaten, war es natürlich verboten, dass eine Bürgerliche einen Prinzen auf diese Art berührte. Aber angesichts der Tatsache, dass er sie erst vor wenigen Minuten sehr viel intimer liebkost hatte, erschien ihm das selbst ziemlich verlogen.
Ihr selbstvergessenes Streicheln legte sich wie Balsam auf seine wunde Seele. Ob sie tatsächlich eine spezielle Gabe besaß, die es ihr auch ermöglichte, die wildesten Pferde einfach durch ihre Sanftheit zu zähmen? Und wenn er sie jetzt gewähren ließe, könnte es nicht sogar sein, dass diese Nähe sie beide dem Ziel lustvoller Vereinigung näher brachte? Frauen waren ja bekanntermaßen unberechenbar.
„Was ist geschehen?“, fragte sie ruhig.
„Du bist ziemlich impertinent, kleine Eidechse“, murmelte Kaliq heiser, zögerte aber, ihr seine Handgelenke zu entziehen. Noch ehe er zu Ende gesprochen hatte, zuckte Eleni zusammen, als habe er sie geschlagen.
„Verzeihung, Eure Hoheit.“
Kaliq fühlte nichts als Enttäuschung, als sie die Hände zurückzog. Warum war es diesmal anders? Jede Frau fragte ihn irgendwann nach den Striemen, allerdings war er üblicherweise bereits nackt, wenn sie die Narben zum ersten Mal sahen. Und die auf dem Rücken waren noch viel schlimmer.
Manchmal band er ihnen den Bären auf, eine allzu leidenschaftliche Gespielin habe ihn im Verlauf des Liebesrausches gezeichnet. Und einige, die über ausreichende Erfahrung in allen Sparten der körperlichen Liebe verfügten, nahmen ihm das sogar ab.
Und selbst wenn sie ihm seine Lügen nicht glaubten, bohrten sie nicht weiter, sondern konzentrierten sich lieber darauf, was er ihnen zu geben hatte, und versuchten im Gegenzug, jede seiner noch so ausgefallenen erotischen Fantasien zu befriedigen.
Eleni war anders.
„Bist du noch Jungfrau?“, fragte er abrupt.
Eleni wich noch weiter vor ihm zurück. „Hoheit!“
Seine dunklen Augen glitzerten herausfordernd. „Du hast mir eine impertinente Frage gestellt, und ich revanchiere mich nur“, sagte er seidenweich. „Was denkst du, sollten wir nicht unsere intimsten Geheimnisse miteinander teilen, kleine Eidechse? Quid pro quo , das erscheint mir nur fair.“
Eleni biss sich auf die Unterlippe. Es war ihr unheimlich peinlich, etwas derart Persönliches mit einem Mann zu
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