Prinzessin auf den zweiten Blick
deshalb kein vernünftiges Wort hervorbringen. So vollführte sie stattdessen einen mehr oder weniger graziösen Hofknicks.
Heute Morgen trug der Prinz wieder die weiten wallenden Roben und ersparte ihr damit den Anblick seiner muskulösen Schenkel in den engen Reithosen, der sie nur noch mehr in Verlegenheit gebracht hätte.
Kaliqs Augen leuchteten, während er ihre schlanke Gestalt mit hungrigen Blicken abtastete. Offensichtlich hatte seine kleine Eidechse bereits einen wilden Ritt hinter sich. Die Wangen waren gerötet, das dicke lange Haar hatte sich aus den schlichten Lederbändern gelöst, mit denen Eleni immer wieder versuchte, es zu bändigen. Es umgab ihr schmales Gesicht, das von den grünen Augen dominiert wurde, wie eine dunkle, schimmernde Wolke und ließ sie noch zierlicher als sonst erscheinen.
Der süße Mund war ganz klebrig vom Saft der Orange, und Kaliq brachte es kaum fertig, sich davon abzuhalten, die Spuren von ihren weichen Lippen zu küssen.
Er konnte sich an keine Frau erinnern, die auch nur annähernd so herausfordernd und begehrenswert auf ihn gewirkt hätte und sich dessen gleichzeitig so wenig bewusst war.
„Guten Morgen, Eleni“, sagte er sanft. „Wie war die Nacht?“
„Guten Morgen, Hoheit“, gab sie höflich, mit inzwischen leerem Mund, zurück und ignorierte seine letzten Worte.
„Wie geht es Nabat?“
„Ich glaube, er fühlt sich sehr wohl in seinem neuen Heim.“
„Ja, das erscheint mir auch so. Ich habe eben beobachten können, wie er sich bereitwillig von einem der Stalljungen streicheln ließ.“ Als er sah, wie Elenis Lächeln gefror, verzog Kaliq spöttisch die Lippen. „Schön ruhig bleiben, kleine Eidechse. Du tust den Tieren keinen Gefallen, wenn du dafür sorgst, dass sie nur dich akzeptieren.“
„Aber so ist es bei Nabat!“, stieß sie unbeherrscht hervor.
„Das ist nicht wahr, und du weißt es“, gab der Prinz gelassen zurück und verwies sie mit einem kalten Blick auf ihren Platz. „Er hängt sehr an dir, daran besteht kein Zweifel. Aber gib ihm einen Trog Hafer und miste seine Box aus, und du machst ihn zu einem glücklichen Pferd. Und je eher er sich an andere Hände gewöhnt, umso besser für ihn … und für dich. Denn du wirst die nächste Zeit gar nicht hier sein. Oder hast du bereits vergessen, was ich gestern Abend sagte?“
Eleni schüttelte stumm den Kopf. „Nein, Eure Hoheit“, murmelte sie schwach, und versuchte verzweifelt, nicht daran zu denken, was Kaliq am Vorabend zu ihr gesagt und mit ihr getan hatte …
„Du weißt hoffentlich, dass die meisten Frauen alles dafür geben würden, mit mir nach England zu fliegen?“, fragte er, gereizt durch ihren sichtbaren Mangel an Enthusiasmus. Gleichzeitig genoss er das lebhafte Mienenspiel auf ihrem herzförmigen Gesicht.
„Ich kann Sie leider nicht auf dieser Reise begleiten, Hoheit“, eröffnete ihm Eleni.
„Warum nicht?“
„Es schickt sich einfach nicht, Eure Hoheit.“
„Schickt sich nicht …?“, echote er gedehnt.
Unfähig, die ausgelegte Falle zu erkennen, tappte Eleni mitten hinein und nickte heftig. „Es würde ganz sicher Gerede geben, Hoheit.“
„Aah …“, antwortete Kaliq langsam und nickte bedächtig, während seine Augen vor unterdrückter Heiterkeit funkelten. „Du denkst dabei sicher an die Schlafarrangements, während es mir eigentlich nur um die Pferde geht. Seltsam, wie schnell sich die Rollen vertauscht haben, nicht wahr, kleine Eidechse? Hast du wirklich Angst, mein Image könnte darunter leiden, wenn ich mein Bett mit einem Stallmädchen teile?“
Elenis Wangen brannten wie Feuer. „Ich … ich meinte …“
„Es ist wahrlich nicht deine Aufgabe, mir zu erklären, was sich schickt oder nicht“, schnitt er ihr in einem Ton das Wort ab, der jedes Amüsement vermissen ließ. „Und ich habe dich auch keineswegs gebeten , mich nach England zu begleiten. Es ist ein Befehl des Sultans“, erklärte er arrogant und ließ Eleni gerade so viel Zeit, sich zu fassen, ehe er fortfuhr. „Ich habe in England ein Polopony entdeckt, das ich für wert erachte, hierher gebracht zu werden, um es in meinem Klub zu trainieren und zu reiten. Und allein deshalb brauche ich deinen fachmännischen Rat.“
„Aber ich habe nicht die geringste Ahnung von Poloponys!“, platzte Eleni heraus.
„Vielleicht nicht, aber einen untrüglichen Instinkt für gutes Pferdematerial. In dieser Hinsicht genießt du mein größtes Vertrauen.“ Angesichts ihrer verschlossenen
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