Prinzessin auf den zweiten Blick
attraktive Wüsten-Scheich in ihr den Wunsch erweckte, ihm ihr Herz und ihren Körper zu schenken?
Die Wahrheit wäre es auf jeden Fall. Doch irgendetwas warnte Eleni, ihm ihre Gefühle zu offenbaren.
„Ja, Hoheit.“
„Na, du scheinst ja völlig überwältigt zu sein!“, stellte er voller Sarkasmus fest, doch Eleni glaubte, einen verletzten Unterton in der spöttischen Entgegnung gehört zu haben. Wahrscheinlich hatte sie sich geirrt.
„Es hat mir wirklich sehr gut gefallen“, versicherte sie ihm.
Ihr ruhiges, emotionsloses Statement entwaffnete und verunsicherte Kaliq. Entweder seine kleine Eidechse versuchte, Spielchen mit ihm abzuziehen, wie es ihre weit erfahreneren Geschlechtsgenossinnen gern taten, oder sie war wirklich so naiv und schüchtern, dass er sich in der Rolle des Schurken befand.
Doch wenn er an ihre Herkunft und ihren Hintergrund dachte, musste er sich eingestehen, dass sie das Leben bisher eher gelehrt hatte, störrische Pferde zu bezwingen als liebestolle Männer.
Und damit kam Kaliq zu einer Entscheidung. Heute Nacht würde es keinen Sex geben, so viel war klar.
Also gab es auch wenig Grund, sich noch länger in den Kissen zu wälzen und harmlose Teenagerküsse auszutauschen.
Aber das änderte nichts daran, dass er sich nach ihr verzehrte. Das Ziel war klar. Er musste nur herausfinden, wie er es am besten erreichen konnte …
„Geh jetzt und ruh’ dich aus“, riet er ihr in abweisendem Ton, doch bereits in der nächsten Sekunde erhellte sich sein Gesicht, als ihm ein Geistesblitz kam. „Wir können uns auch morgen über meine Reisepläne unterhalten.“
Schon bei seinen ersten Worten war Eleni etwas unbeholfen auf die Füße gekommen, doch jetzt stand sie starr und alarmiert vor ihrem Gebieter. Einerseits war sie froh, der verrückten Situation endlich entfliehen zu können. Andererseits konnte sie eine gewisse Enttäuschung nicht verhehlen, dass der Prinz offenbar weit weniger Gefallen am Küssen fand als sie.
„Reisepläne, Eure Hoheit?“, echote sie schwach. „Was für eine Reise …?“ „Habe ich das gar nicht erwähnt? Ich fliege nach England … und du wirst mich begleiten.“
7. KAPITEL
Eleni lernte schnell, dass der Versuch, einen Scheich zum Reden zu bringen, wenig sinnvoll war, wenn er keine Lust dazu hatte. Und dass er offenkundig niemandem Rechenschaft über sein Benehmen ablegen musste.
Als sie am gestrigen Abend hatte wissen wollen, was, um alles in der Welt, sie mit seiner geplanten Reise zu tun hätte, hatte Kaliq nur arrogant mit der Hand gewedelt, als wolle er eine lästige Fliege verscheuchen. Gleich darauf tauchten bereits seine stummen Vasallen auf, als habe er sie mit einem unhörbaren Signal herbeigerufen. Und im nächsten Moment waren sie, samt dem Prinzen, in einem wilden Wirbel schimmernder Seidenroben, auch schon wieder verschwunden.
Was blieb Eleni übrig, als sich ebenfalls zurückzuziehen? Auf dem langen Weg in ihre Bleibe versuchte sie, das eben Geschehene zu begreifen. Und kaum, dass sie in ihrem weichen Palastbett lag, bemühte sie sich verzweifelt, ihre Gedanken zu ordnen.
England hatte er gesagt! War das etwa nur ein dummer Scherz auf ihre Kosten gewesen? Was für einen Grund sollte der Prinz haben, sie in eine Region zu entführen, die sie nur aus den Seiten ihres Geografiebuches kannte?
Mit vor Anstrengung gekrauster Stirn versuchte Eleni, sich zu erinnern, doch Geografie erschien ihr damals als ziemlich unwichtiges Fach, war doch ihre Chance, Calista jemals zu verlassen, gleich null.
War England die große Insel, die aussah wie ein schlafender Grashüpfer? Und wie hieß noch mal die Hauptstadt? London?
Obwohl sie in dieser Nacht kaum ein Auge zutat, stand Eleni früh auf und lief direkt in den Stall zu Nabat. Hier fühlte sie sich sicher und würde in einem rasanten, ausgedehnten Galopp bestimmt ihre innere Ruhe wiederfinden.
Nach dem erfrischenden Ritt fütterte sie den Hengst und gönnte auch sich eine Tasse Kaffee, den ihr einer der Stalljungen, zusammen mit einer saftigen Orange, besorgt hatte. Dankbar ließ sich Eleni auf einer niedrigen Mauer vor dem Stall nieder. Von hier aus konnte sie den spektakulären Sonnenaufgang über der Wüste beobachten. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie die Schritte hinter sich gar nicht hörte und wie ertappt zusammenzuckte, als Kaliq sie leise beim Namen rief.
Sofort sprang sie auf die Füße und wandte sich ihm zu. Allerdings hatte sie den Mund voller Orangenspalten und konnte
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