Prinzessin auf den zweiten Blick
so?, meldete sich schon wieder die lästige kleine Stimme in ihrem Hinterkopf.
Mit brennenden Wangen kämmte sich Eleni das Haar streng aus dem Gesicht und bändigte es in einem festen Zopf, bevor sie zur Tür ging und nachschaute, ob sie verschlossen war. Natürlich nicht! Überraschte sie das wirklich?
Als es an der Tür zum Flur klopfte, legte sie eine Hand auf ihr wild hämmerndes Herz. Zum Glück war es nur Zahra.
„Ich dachte, ich komme lieber selbst, um Ihnen den Weg zu zeigen, als einen der anderen Bediensteten zu schicken“, sagte sie freundlich.
Und während ihr Eleni stumm folgte, versicherte sie sich immer wieder, dass sie einfach nur Nein zu sagen brauchte, sollte der Prinz Kaliq in der Nacht tatsächlich irgendwann vor ihrem Bett stehen. Selbst, wenn er ein sehr … leidenschaftlicher und viriler Mann war, was sie stark vermutete, wusste sie tief in ihrem Innersten, dass er sie nicht gegen ihren erklärten Willen nehmen würde.
Doch Kaliq schien während des Dinners mit den Gedanken ganz woanders zu sein, sodass Eleni mit der Zeit wagte, sich etwas zu entspannen.
Dann wurde er von Zahra hinausgerufen, um wichtige Telefonanrufe entgegenzunehmen und überließ Eleni ohne Erklärung oder Entschuldigung sich selbst, während ein stetiger Strom an Bediensteten ihr von goldenen Platten die köstlichsten Leckerbissen anbot, auf die sie absolut keinen Appetit hatte.
Gerade als Eleni überlegte, ob sie sich nicht klammheimlich davonstehlen konnte, kehrte Kaliq mit finsterer Miene zurück und starrte sie an, als sehe er sie das erste Mal. Dann ließ er sich ihr gegenüber auf einen Stuhl fallen und seufzte.
„Verzeih mir“, sagte er rau. „Ich zeige mich heute nicht gerade als der beste Gastgeber.“
„Ein Prinz hat es nicht nötig, sich bei einem einfachen Stallmädchen zu entschuldigen“, erwiderte sie artig und hoffte insgeheim, Kaliq von etwaigen amourösen Absichten abbringen zu können, indem sie ihm auf diese Weise noch einmal den nicht zu überbrückenden Standesunterschied zwischen ihnen beiden deutlich machte.
„Wie schüchtern und demütig du dich heute Abend gibst, kleine Eidechse“, murmelte er sarkastisch. „Kaum vorzustellen, dass du noch vor gar nicht so langer Zeit in meinen Armen gelegen und dich danach gesehnt hast, von mir genommen zu werden!“
„Hoheit!“, wisperte sie eindringlich, doch Kaliq zuckte nur mit den Schultern.
„Hoheit, was?“, fragte er herausfordernd. „Hoheit, ich will die Wahrheit nicht hören? Oder willst du leugnen, dass ich dich nicht deiner Jungfräulichkeit auf dem Rücksitz meiner Limousine hätte berauben können, wenn ich nicht aus Vernunftgründen unser Schäferstündchen verschoben hätte?“
Und wieder einmal brannten ihre Wangen wie Feuer. Aber, was noch viel schlimmer war, diesmal auch ihr gesamter Körper! Ihre Brüste fühlten sich plötzlich so schwer an wie in jenem Moment, als sie zum ersten Mal ins duftende Badewasser in Kaliqs Palast gesunken war.
Das war Begehren … körperliche Lust, stellte Eleni für sich fest.
Und der Scheich musste ein fantastischer Liebhaber sein, wenn er sie allein mit seinen Worten in einen derartigen Zustand versetzen konnte.
„Na?“, Er ließ nicht locker. „Hast du darauf gar nichts zu sagen?“
Wie ein scheues Wildtier witterte Eleni ein unbekanntes, verstörendes Vibrieren in der Luft. Kaliqs Augen wirkten seltsam verhangen, während sein ganzer Körper angespannt war. Wenn sie es zuließ, dass ihre Unterhaltung weiter in dieser gefährlichen Richtung verlief, würde sie unweigerlich dort enden, wovor sie sich am meisten fürchtete und was sie gleichzeitig herbeisehnte. In Kaliqs Armen …
„Ich bin sehr müde und erschöpft nach der anstrengenden Reise“, sagte sie steif. „Wenn Eure Hoheit mich bitte entschuldigen würden …“
Es entstand eine lastende Pause, während der sich Kaliqs Miene immer mehr verfinsterte. Wie überaus formell, dachte er. Und was für eine Impertinenz, sich zurückziehen zu wollen, solange ihr königlicher Gastgeber noch im Raum war!
Andererseits – vielleicht hatte er es ja später leichter mit dieser spröden Schönheit, wenn sie im Bett auf ihn wartete …
„Lass dich durch mich nicht aufhalten“, riet er ihr spöttisch. „Ich habe ohnehin noch einiges zu erledigen …“
„Sehr wohl“, murmelte Eleni und schob den schweren Lehnstuhl vom Tisch zurück. Du musst ihn unbedingt noch mal daran erinnern, wer du bist!, sagte sie sich. „Wann werden
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