Prinzessin auf den zweiten Blick
Brauen.
„Aber natürlich. In dieser Hinsicht müssen Sie sich meinetwegen keine Sorgen machen. Warum sollte ich meine Zeit auch damit verschwenden, Gefühle für einen Mann zu entwickeln, mit dem ich ohnehin nie eine gemeinsame Zukunft aufbauen könnte?“
Es wäre die perfekte Antwort gewesen, wenn … ja, wenn er sich dabei nicht so abserviert gefühlt hätte. Wie konnte sie ihr Schicksal so einfach akzeptieren, ohne auch nur eine Träne des Zorns oder der Trauer zu vergießen? Glaubte sie denn wirklich, es würde ihr so leicht fallen, ihn zu vergessen?
Nun, über kurz oder lang würde seine kleine Eidechse schon feststellen, wie sehr sie sich darin getäuscht hatte!
Und falls nicht, konnte er ohne Weiteres ein wenig nachhelfen …
Kaliq schob seine Hand unter die warmen Laken. „Ich habe keine Lust mehr zu diskutieren“, grollte er. „Komm her und küss mich, Eleni.“
Und als sie ihm gehorchte, empfand sie trotz ihrer inneren Gegenwehr das gleiche Vergnügen wie wenige Stunden zuvor – wenn nicht noch mehr. Und anstatt darüber frustriert zu sein, bezog sie ihre Genugtuung aus der Tatsache, dass sie den erfahrenen Playboy-Scheich Kaliq Al’Farisi mit ihrer kleinen Demonstration von Stolz und Unabhängigkeit ziemlich verwirrt und beunruhigt hatte.
Aber wenn das überhaupt als ein Sieg anzusehen war, dann als der kurzlebigste der Geschichte …
Denn in seinen starken Armen schmolz Eleni dahin wie der Schnee auf den hohen Bergen von Calista in der sengenden Wüstensonne.
Seine Leidenschaft und sein kaum zu stillender Hunger trieben sie auf einen Höhepunkt zu, der sie in Sphären entführte, die sie am liebsten nie wieder verlassen hätte. Und als es vorbei war, fühlte sie sich absolut befriedigt und gleichzeitig so einsam und leer, dass sie ihre heißen Tränen kaum zurückhalten konnte.
„Wir werden gleich direkt nach dem Lunch zum Poloturnier aufbrechen“, eröffnete ihr Kaliq, als er sich vom Bett erhob.
„Ja, Kaliq …“, antwortete Eleni folgsam und zog die Decke bis zum Kinn hoch.
An der Tür zu seinen Gemächern drehte er sich noch einmal zu ihr um. „Nur noch zwei Dinge …“, sagte er schleppend. „Wenn du mich heute Abend in deinem Bett erwartest, möchte ich nicht, dass du dein Haar wie ein Schulmädchen zum Zopf geflochten trägst, sondern es wie einen Fächer auf den Kissen ausgebreitet sehen.“
Unbewusst drehte Eleni sich das Lederband, das ihren Zopf zusammenhielt, um den Zeigefinger. Nicht für eine Sekunde ließ sie den Prinzen dabei aus den Augen. „Und was ist das Zweite?“
„Komm nicht auf den Gedanken, mich in der Öffentlichkeit jemals mit meinem Vornamen anzusprechen.“
10. KAPITEL
„Kaffee, Eleni?“
Eleni lächelte Zahra zu, die ihr gegenüber am Frühstückstisch saß und eine schwere Silberkanne hochhielt. Insgeheim fragte sie sich, ob Kaliqs Assistentin aus ihrem Gesichtsausdruck oder Benehmen vielleicht irgendwelche Rückschlüsse auf die vergangene Nacht ziehen konnte.
Oder war dies ein Haus, in dem es ohnehin keine Geheimnisse gab? Vielleicht stand die Verbindungstür von ihrem Zimmer zu Kaliqs Suite ja für alle Gäste, die es benutzten, offen? Ob Zahra eine ähnliche Einführungszeremonie durchlaufen hatte, als sie zum ersten Mal hierher kam?
Elenis Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Bitte nicht, flehte sie innerlich. „Vielen Dank, sehr gern“, sagte sie lächelnd.
Zahra füllte eine nachtschwarze Flüssigkeit in eine winzige goldene Kaffeetasse und schob sie quer über den Tisch. „Scheich Kaliq bat mich, Ihnen auszurichten, dass etwa eine Stunde nach dem Frühstück jemand kommen wird, der Ihnen eine Auswahl an passender Kleidung präsentiert. Etwas, das Sie zum Poloturnier tragen können.“ Angesichts Elenis zurückhaltender Miene lächelte sie aufmunternd. „Glauben Sie mir, Eleni. Es wird Ihnen viel Spaß machen.“
Doch Eleni hatte ihr nur halb zugehört, weil sie sich noch immer über Kaliqs Order ärgerte. Als ob er sie auf etwas derart Selbstverständliches, ihn in der Öffentlichkeit nicht beim Vornamen zu nennen, überhaupt hinweisen müsste! Allein dass er es offenbar für notwendig erachtete, schmerzte sie mehr, als sie es sich eingestehen mochte.
Aber wenn er seine Richtlinien so brutal und ohne jedes Feingefühl deklamierte, warum sollte sie ihrerseits nicht auch welche aufstellen? Zum Beispiel, dass sie eisern an ihrem Entschluss festhalten wollte, ausschließlich die traditionelle Landestracht aus Calista zu
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