Prinzessin auf den zweiten Blick
sie in seiner Miene nach irgendwelchen Anzeichen, die ihr verraten würden, wie er über die vergangene Nacht dachte. Ob er sie immer noch respektierte? Betrachtete er sie vielleicht sogar als seine Geliebte? Oder suchte er nach einem Vorwand, sie so schnell wie möglich zurück auf ihren angestammten Platz zu verweisen?
Was erwartete er von ihr?
„Es war sehr … angenehm, würde ich sagen“, formulierte sie sorgfältig.
Angenehm? Er lachte verhalten und dachte über die Ironie nach, dass ihn ein schlichtes Stallmädchen mit einer Antwort abfertigte, die er sich als Floskel für seine jeweiligen Bettgespielinnen angewöhnt hatte. Ihn, den normalerweise die mondänsten Schönheiten wegen seiner Manneskraft und Raffinesse bis in den Himmel lobten!
„Angenehm genug, um es noch einmal zu tun?“, neckte er sie und fuhr die Konturen ihrer weichen Lippen mit der Fingerspitze nach.
Eleni wurde blass. „Hoheit … Kaliq, ich …“
Angesichts ihrer Unsicherheit runzelte er bestürzt die Stirn. Letzte Nacht, in der Hitze und Leidenschaft des Gefechtes, hatte er der Tatsache, dass Eleni nicht nur körperlich, sondern auch sozial gesehen absolut unerfahren war, nicht genügend Rechnung getragen.
Das musste er unbedingt nachholen, wenn es nicht zu Missverständnissen oder womöglich zu einer Katastrophe kommen sollte! Auf keinen Fall durfte er riskieren, dass sie etwas falsch interpretierte.
„Bevor wir weitermachen, gibt es etwas, das ich dir unbedingt sagen muss, Eleni“, begann er freundlich und hob ihr Kinn mit dem Finger an, sodass sie gezwungen war, ihm direkt in die Augen zu schauen. „Du weißt doch sicherlich, dass Sex für Männer und Frauen etwas völlig Unterschiedliches ist?“ Ihrer irritierten Miene nach zu urteilen offenbar nicht, dachte Kaliq mit einem Anflug von Unwillen.
„Manche Frauen sind nicht fähig … den Liebesakt so zu genießen wie ein Mann. Obwohl sich noch keine Frau bei mir beschwert hat“, fügte er selbstgefällig hinzu und ignorierte tunlichst den erstickten Laut, der sich Elenis trockener Kehle entrang.
So naiv konnte selbst ein einfaches Stallmädchen nicht sein, zu glauben, dass er keine andere Frau vor ihr in seinen Armen gehalten hatte!
„Die Natur hat Frauen und Männer nicht nur äußerlich unterschiedlich angelegt“, fuhr er fast dozierend fort. „Für Männer bedeutet Sex in erster Linie einen Lustfaktor und die Möglichkeit, ihren Samen möglichst weit zu streuen. Frauen hingegen sehen darin eher einen Auslöser für romantische Zukunftsträume. Tief in ihrem Innern ist jede Frau auf der Suche nach ihrer zweiten Seelenhälfte und dem Vater ihrer zukünftigen Kinder. Deshalb legen sie auch so viele Emotionen in den körperlichen Akt hinein.“
„Emotionen?“, echote Eleni schwach und fühlte sich regelrecht schuldig. Warum, wusste sie allerdings nicht zu sagen. „Ich glaube, ich verstehe nicht …“
Kaliq stählte sich gegen den verletzten Ausdruck in ihren wundervollen Nixenaugen. „Ich meine damit, dass viele Frauen sich einreden, einen Mann zu lieben, nachdem sie erst einmal Sex mit ihm hatten. Wahrscheinlich macht es den Akt in ihren Augen einfach respektabler.“
Sekundenlang war Eleni nicht fähig zu reagieren, doch dann trafen sie seine zynischen Worte mit ihrer vollen Härte.
Von allen arroganten und grausamen Männern auf der ganzen Welt, die sie sich als Liebhaber hätte aussuchen können, war Kaliq bestimmt der übelste! Verzweifelt versuchte sie, sich einzureden, sie hätte ihm widerstehen können. Aber das war eine Lüge. Außerdem war es jetzt auch zu spät.
Das Einzige, was ihr zu tun blieb, war, sich selbst vor den Folgen ihrer fatalen Schwäche zu schützen. Sonst würde der wütende Schmerz, den seine brutalen Worte in ihr auslösten, sie vernichten. Aber das konnte und wollte sie nicht zulassen!
Deshalb musste sie ihn mit seinen eigenen Waffen bekämpfen.
Oh ja! Sie würde sich ihm ebenbürtig erweisen, wie er es ihr für eine selige Nacht verheißen hatte! Sie wollte von ihrem königlichen Liebhaber profitieren! Seine sexuellen Techniken auf die gleiche Weise erlernen wie den Umgang mit Pferden und eine Expertin in Sachen körperlicher Liebe werden! Und wenn die Affäre irgendwann beendet war, würde sie den arroganten Scheich fallen lassen, egal, wie sehr er sich nach ihr verzehrte …
„Ich bin völlig Ihrer Meinung, Hoheit“, versicherte sie ihm ernsthaft.
„Tatsächlich?“, fragte Kaliq mit skeptisch hochgezogenen
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